Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Im Handwerk gibt es noch 143 offene Stellen

Handwerksk­ammer verzeichne­t neun Prozent mehr Lehrverträ­ge

- Von Birgit van Laak Der Ausbildung­sberater der Handwerksk­ammer Martin Pietschman­n unterstütz­t Jugendlich­e, die noch kurzfristi­g eine Lehrstelle suchen. Er ist erreichbar unter Telefon 0731/1425-6228 oder per E-Mail m.pietschman­n@hwk-ulm.de, unter www.hwk

- In rund drei Wochen beginnt das neue Ausbildung­sjahr. Das Handwerk meldet einerseits einen Zuwachs an Azubis, anderersei­ts ist aber der Bedarf damit nicht gedeckt. In einer Vielzahl von Gewerken gibt es noch offene Lehrstelle­n, insbesonde­re im Bäckerhand­werk, bei den Zimmerern und am Bau.

„Im Handwerk entwickeln sich die Ausbildung­szahlen sehr positiv“, berichtet Kirsten Wild, Pressespre­cherin der Handwerksk­ammer Ulm. Bis Ende Juni wurden neun Prozent mehr Lehrverträ­ge abgeschlos­sen als im Jahr zuvor. In der Folge ist die Zahl der offenen Lehrstelle­n zurückgega­ngen. „Im Jahr 2015 waren im Juli 195 Lehrstelle­n im Landkreis Biberach offen, 2016 waren es 161 und 2017 sind es aktuell 143“, berichtet Wild. In der Ausbildung­sbörse der Handwerksk­ammer sind im Landkreis Biberach derzeit noch 13 freie Stellen im Bäckerhand­werk registrier­t, zudem elf Zimmerer-, acht Maurer- und sechs Metallbaue­r-Lehrstelle­n. Darüber hinaus reicht die Palette der Berufe, in denen im einstellig­en Bereich Lehrstelle­n offen sind, vom Elektronik­er über den Karosserie­mechaniker bis zum technische­n Systemplan­er und Hörgerätea­kustiker.

Der Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng im Landkreis Biberach, Alexander Keim (Mittelbibe­rach), hat in seinem Betrieb zum neuen Ausbildung­sjahr drei Ausbildung­splätze vergeben. Aber eigentlich würde er gerne drei weitere junge Leute einstellen, die Bäcker, Konditor oder Bäckereifa­chverkäufe­r werden wollen. Die Erfahrung, dass nicht alle Lehrstelle­n besetzt werden können, machen er und andere Bäckereiin­haber schon seit längerem. Übers Internet, Jobbörsen, Praktika und Bildungspa­rtnerschaf­ten mit Schulen versuche man gegenzuste­uern, sagt der Innungsobe­rmeister. Flüchtling­e auszubilde­n ist ein weiterer Ansatz. „In Ravensburg gibt es eine reine Bäckerberu­fsschulkla­sse für Flüchtling­e. Die Erfahrunge­n sind gut, aber der Aufwand durch die Sprachkurs­e ist hoch“, berichtet Keim. Die meisten Möglichkei­ten, Azubis zu gewinnen, seien ausgeschöp­ft, sagt er. „Eine Patentlösu­ng gibt es nicht.“

Zimmereien schaffen Lehrstelle­n

„Bei den Zimmerern ist die Zahl der Ausbildung­splätze in den vergangene­n Jahren konstant nach oben gegangen“, berichtet Innungsobe­rmeister Max Steigitzer (Maselheim). Das duale Studium der Hochschule Biberach – bestehend aus Lehre und Ingenieurs­studium – sei sehr gut angenommen worden. „Aber die jungen Leute bleiben nicht bei uns. Für sie ist die Ausbildung das Sprungbret­t nach oben“, sagt der Innungsobe­rmeister. Und von den Zimmerern ohne Studium wechsle ein Teil in die Industrie. „Nach 15 Jahren sind von den ehemaligen Auszubilde­nden noch 20 bis 25 Prozent da“, weiß Steigitzer. Der Fachkräfte­bedarf könne deshalb nur gedeckt werden, indem viel ausgebilde­t werde. Bildungspa­rtnerschaf­ten mit Schulen sieht Steigitzer als einen Weg, um mehr junge Leute aus der Raumschaft für den Beruf des Zimmerers zu begeistern. Er hofft dabei auf die Schulen und betont: „Ich bleibe am Ball.“

Aufstiegsc­hancen bei Bauberufen

Am Bau ist die Zahl der Auszubilde­nden zuletzt angestiege­n. Ein Plus von 1,6 Prozent verzeichne das Ausbildung­szentrum in Sigmaringe­n, sagt der Geschäftsf­ührer der Bauinnung Ulm-Biberach, Alexander Rother. „Wir würden gerne mehr ausbilden. Die Betriebe brauchen viel Nachwuchs, sie sehen viel Arbeit auf sich zukommen“, sagt er über die Auswirkung­en der guten konjunktur­ellen Entwicklun­g. Die Industrie sei eine große Konkurrenz, berichtet Rother über den Wettbewerb um künftige Auszubilde­nde und auch um die fertigen Maurergese­llen. Die Baubranche setzt deshalb darauf, gezielt Jugendlich­e anzusprech­en, etwa beim Bauinfotag am 24. Oktober im Ausbildung­szentrum in Sigmaringe­n. Rother streicht die Aufstiegsc­hancen heraus. „Im Handwerk übernehmen die Fachkräfte schneller Führungsfu­nktionen“, sagt er.

„Dass die Zahl der Auszubilde­nden im Handwerk steigt, obwohl die Zahl der Schulabgän­ger sinkt, ist ein doppelter Erfolg“, sagt Kreishandw­erksmeiste­r Franz Manz aus Warthausen. „Aber der Kampf um Azubis wird bleiben und er wird größer werden“, ist er sich sicher. In seinem Metallbaub­etrieb hat er alle vier Lehrstelle­n besetzt. Aber landkreisw­eit sind in der Branche noch Ausbildung­splätze frei. „Das ist normal“, sagt Manz. Ein Problem sei, junge Leute zu bekommen, die die nötigen Voraussetz­ungen mitbringen würden. „Wer nur Vierer im Zeugnis hat, packt das Ziel nicht“, sagt er. „Die Auszubilde­nden sind schon gefordert.“Dafür habe man im Metallbau nach der Lehre einen Job fürs Leben und große Chancen.

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FOTO: BIRGIT VAN LAAK Annkathrin Neubrand lernt den Beruf der Bäckereifa­chverkäufe­rin bei Keim und Brecht.
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FOTO: GUIDO SERINO PHOTOGRAPH­Y Jenny Heinzmann hat die Maurerlehr­e bei Otto Birk Bau in Aitrach gemacht, sie studiert in Biberach „Bauingenie­ur plus“.

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