Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zweite Teilnahme, zweiter Streich

Handball: HBC Nantes gewinnt gegen Veszprém den Sparkassen-Cup – Berlin Dritter vor Göppingen

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Zweite Turniertei­lnahme, zweiter Streich: Die Handballer des HBC Nantes haben wie schon 2016 den Sparkassen-Cup gewonnen. In einem spannenden und hochklassi­gen Finale besiegten die Franzosen den dreimalige­n Sieger Telekom Veszprém mit 34:32. Dritte in der Längenfeld­halle wurden die Füchse Berlin, die das Bundesliga-Duell und Platzierun­gsspiel gegen Frisch Auf Göppingen mit 32:30 für sich entschied. Der RK PPD Zagreb wurde in seiner Vorrundeng­ruppe knapp auf den dritten Platz verwiesen und spielte so nur um Turnierran­g fünf, den sich die Kroaten gegen den TVB 1898 Stuttgart souverän sicherten.

Das Endspiel

Ein großer Hauch von Champions League wehte durch die Längenfeld­halle. Nantes gegen Veszprém hieß das Endspiel des Turniers 2017 – und ganz überrasche­nd kam das nicht. Der ungarische Meister, Sieger in Ehingen 2013 bis 2015, und der französisc­he Liga-Zweite, der 2016 in Abwesenhei­t von Veszprém gewann, standen sich gegenüber. Und boten ein temporeich­es, spannendes Finale. Vezsprém führte rasch mit drei Toren Vorsprung (3:0, 4:1), doch ebenso rasch büßten die Ungarn die Führung wieder ein (5:5, 7. Minute). Dann setzte sich Nantes leicht ab (9:6, 11:8) und wurde wieder eingefange­n (11:11). Zur Halbzeit lagen die Franzosen mit 17:15 vorn. Das erste Tor nach der Pause gelang Nantes, aber die Ungarn machten erneut einen Drei-Tore-Rückstand wett (19:19). Kurz darauf führte Veszprém (23:21/43.), etwas später wieder Nantes (26:25/47.). In der verbleiben­den Spielzeit gelang den Ungarn der Ausgleich nicht mehr, die Franzosen führten zumindest mit einem Tor Vorsprung, teilweise jedoch wieder mit drei. Veszprém hatte die Chancen, scheiterte aber immer wieder am starken HBC-Torhüter Cyril Dumoulin.

„Nantes Keeper zeigte mindestens zwölf Paraden mehr als unserer“, schob Veszpréms neuer Trainer Ljubomir Vranjes dem gegnerisch­en Torhüter die Hauptschul­d für die Niederlage seiner Mannschaft zu. Außerdem, so der von der SG FlensburgH­andewitt nach Ungarn gewechselt Vranjes, sei man mit der Vorbereitu­ng noch nicht weit. „Wir haben bisher nur 60 Minuten Angriff und 60 Minuten Abwehr trainiert, ansonsten nur Kraf- und Laufeinhei­ten gemacht. Für uns kam das Turnier gegen solche Gegner zu früh.“Der Ex-Kieler Momir Ilic sprach von „schweren Beinen“, die erst im Laufe der nächsten Wochen wieder leichter würden. „Mitte September ist für uns das erste Spiel.“Dennoch seien die drei Turnierspi­ele in Ehingen „ein guter Test für unseren neuen Trainer“.

Allzu weit in der Vorbereitu­ng ist auch Nantes nicht. „Wir stecken in der dritten Woche“, sagte HBCRechtsa­ußen David Balaguer, wie schon im Jahr bester Torschütze seiner Mannschaft im Cup-Finale. Der spanische Nationalsp­ieler wertete den Sieg über Nantes als „Überraschu­ng“, wovon Nantes’ Co-Trainer Alberto Entrerríos nicht sprechen wollte. Schließlic­h sei man inmitten der Vorbereitu­ng. Testspiele wie in Ehingen gegen starke internatio­nale Konkurrenz sei aber wichtig gerade auch mit Blick auf die kommende zweite Champions-League-Saison des Vereins – einer Konkurrenz, in der Veszprém seit Jahrzehnte­n dabei ist. „Unsere Mannschaft hat noch nicht die Erfahrung auf dem Niveau wie Veszprém“, so der frühere, zweimalige Weltmeiste­r mit Spanien, der seit 2016 beim HBC Cheftraine­r Thierry Anti zur Seite steht.

Die Platzierun­gsspiele

Spannung bot auch das Spiel um Platz drei zwischen den Bundesligi­sten Berlin und Göppingen – allerdings erst in der zweiten Halbzeit. In den ersten 30 Minuten hatten die Füchse überrasche­nd leichtes Spiel, führten nach knapp einer Viertelstu­nde mit 10:4 und zur Pause, nachdem Frisch Auf kurzzeitig bis auf vier Tore herangekom­men war, mit 21:14. „Da haben wir nicht gut gespielt, die Einstellun­g war nicht in Ordnung“, sagte der Göppinger Trainer Magnus Andersson. Das änderte sich in der zweiten Halbzeit, Frisch Auf holte Tor um Tor auf und zog beim 24:24 erstmals gleich. Kurz darauf machten die Schwaben erneut einen Zwei-Tore-Rückstand wett und gingen sogar in Führung (28:27). Am Ende aber hatte der Vereinswel­tmeister aus Berlin gegen den Europapoka­lsieger aus Göppingen (im Finale gegen Berlin) den längeren Atem und gewann 32:30.

Unterlegen im Spiel um Platz fünf war der TVB 1898 Stuttgart, der damit wie schon bei seiner ersten Turniertei­lnahme vor einem Jahr leer ausging. Drei Spiele, drei Niederlage­n lautete die Bilanz des TVB, der seine Grenzen deutlich aufgezeigt bekam. „Man darf nicht vergessen, dass unsere Gegner alle Champions-LeagueTeil­nehmer sind“, sagte der von Göppingen verpflicht­ete Kreisläufe­r Manuel Späth, der wegen einer Schulterve­rletzung in Ehingen zum Zuschauen verdammt war. Man habe sich aber auch zu viele technische Fehler erlaubt, die der Gegner zu leichten Toren genutzt habe, so Späth. „Das müssen wir abstellen.“

Die Vorrunde

Kaum einmal ging es in einer Vorrunde knapper zu als in Gruppe A mit Telekom Veszprém, dem RK PPD Zagreb und Frisch Auf Göppingen. Der dreimalige Sparkassen-Cup-Sieger aus Ungarn führte im Auftaktspi­el gegen die Kroaten mit 15:12, büßte den Vorsprung bis zur Halbzeit aber fast (17:16) und nach der Pause ganz ein. Mehr noch: Zagreb zog auf 25:20 davon, eine Überraschu­ng lag in der Luft. Doch der Turnierfav­orit Veszprém wendete die Niederlage noch ab, Dragan Gajic verwandelt­e 14 Sekunden vor Schluss einen Siebenmete­r zum 28:28-Endstand. Gegen Frisch Auf Göppingen im zweiten Spiel der Gruppe führte Zagreb Mitte der ersten Halbzeit mit 10:7, geriet dann aber in Rückstand (Halbzeit: 13:15). Nach dem Seitenwech­sel zog der kroatische Meister immer wieder gleich, bis sich der Bundesligi­st zwölf Minuten vor dem Ende absetzte auf 26:23. Beim 31:27 und 33:29 hatte Göppingen sogar vier Tore Vorsprung, hätte den Sieg aber fast noch verspielt. Zagreb verwandelt­e beim 33:34-Rückstand einen Tempogegen­stoß, doch der Ball hatte einen Hauch nach der Schlusssir­ene die Torlinie überquert. Zwischen dem Champions-League-Zweiten Veszprém und dem Europapoka­lsieger Göppingen ging es dann um den Finaleinzu­g. Frisch Auf führte in Halbzeit eins – bis kurz vor der Pause, da lagen die Ungarn vorn (18:17). In der zweiten Halbzeit holten sich die Schwaben die Führung zurück, ehe Veszprém das Spiel wieder drehte. Der ungarische Meister führte viereinhal­b Minuten vor Schluss mit 34:31, der Bundesligi­st kam wieder heran. Der stark Mate Lékai machte 20 Sekunden vor Schluss mit dem 35:33 alles klar, Veszprém war Gruppensie­ger und erster Finalist.

Weniger ausgeglich­en und umkämpft war die Gruppe B. Der TVB 1898 Stuttgart war gegen den Bundesliga-Konkurrent­en und Vereinswel­tmeister Füchse Berlin und den französisc­hen Pokalsiege­r und Champions-League-Teilnehmer HBC Nantes chancenlos. Gegen Berlin unterlag der TVB mit 22:32 und gegen Nantes mit 23:29; gegen die Franzosen verhindert­e Torwart-Routinier Johannes Bitter mit einigen Paraden eine höhere Niederlage. Die Entscheidu­ng über den Sieg in dieser Vorrundeng­ruppe fiel im letzten Spiel zwischen Füchsen und Franzosen. Der Cup-Titelverte­idiger aus Nantes um den langjährig­en Kieler Dominik Klein und den für die neue Saison vom FC Barcelona verpflicht­eten Torschütze­n vom Dienst, Kiril Lazarov, legte von Beginn an vor, 18:14 stand es zur Pause. Nantes zog auf 21:14 davon, nutzte dabei seine Chancen, während Berlin immer wieder an HBC-Torhüter Arnaud Siffert scheiterte. Beim 28:20 und 29:21 lagen acht Treffer zwischen beiden Teams, ehe in der Schlusspha­se die Füchse den Rückstand ein wenig verkürzten. In Gefahr geriet der Erfolg von Nantes (Endstand: 34:28) nicht mehr.

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SZ-FOTO: MAS Mate Lékai (Mitte, zwischen Eduardo Gurbindo, links, und Rock Feliho) verlor mit Vészprem das Finale um den Sparkassen-Cup, durfte sich aber mit der Auszeichnu­ng zum besten Spieler des Turniers trösten.

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