Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fankultur beim Ehinger Sparkassen-Cup

30 Ungarn reisen nach Ehingen – Franzosen kommen per Anhalter in die Große Kreisstadt

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- Den Reiz und den Flair des internatio­nalen Handballtu­rniers in Ehingen machen nicht nur die Weltklasse-Handballer aus, die nahe am Beginn der neuen Saison für zwei Tage ihre Kräfte in der Längenfeld­halle messen. Zum Erfolg des Sparkassen-Cups tragen auch die vielen Fans bei, von denen die meisten aus der Region kommen, andere aber auch eine teils weite Anreise auf sich nehmen.

Dass der Rekord-Teilnehmer in Ehingen und dreimalige Sparkassen­Cup-Sieger Veszprém im vergangene­n Jahr beim Turnier nicht dabei war, merkte man nicht nur in der Ergebnisli­ste. Der ungarische Handball-Serienmeis­ter ist in der Heimat nicht weniger populär als die besten Fußballver­eine des Landes. Und Fans begleiten die Mannschaft, wo immer Veszprém in der Champions League, der osteuropäi­schen SehaLiga oder bei Turnieren auch spielt. In Ehingen war auch eine kaum zu übersehend­e und überhörend­e Gruppe Veszprém-Fans dabei, die aber nicht nur aus Ungarn kamen.

Zur Urlaubszei­t sind kein Spiele

Rene Laszczik und sein Vater Elmar wohnen im südhessisc­hen Bensheim und ließen sich das Turnier in Ehingen nicht entgehen. Elmar Laszczik verließ vor vielen Jahren die alte Heimat bei Veszprém am Plattensee und kam nach Deutschlan­d, sein Sohn wuchs in Hessen auf. „Wir verfolgen Veszpréms Handballer meist im Fernsehen oder live, wenn sie mal ein Auswärtssp­iel haben wie bei den Rhein-Neckar Löwen“, sagt Rene Laszczik. „Jetzt in Ehingen bot sich auch die Chance, sie live zu sehen.“Sie nutzen die Gelegenhei­ten, wenn ihr Lieblingsv­erein mal in erreichbar­er Nähre ist. Zwar verbringen Laszcziks jeden Sommer ein paar Wochen in Ungarn, doch „da sind keine Spiele“, sagt Rene Laszczik. Bleibt dann nur, mal beim Training zuzusehen oder sich im Fanshop nach neuen Artikeln umzusehen.

Die Atmosphäre in Ehingen genießen sie. „Die Nähe zu Spielern und dass mit ihnen in Kontakt kommt, ist schön“, sagt Elmar Laszczik. „Das sind nette Jungs.“Auch Rene Laszczik hebt diese Nähe hervor. „Das macht auch den Flair des Turniers aus, in der SAP-Arena, wo Veszprém gegen die Rhein-Neckar-Löwen spielte, ist man doch weit weg.“Seine Favoriten in der Mannschaft seien „alle ungarische­n Spieler und Andreas Nilsson, weil er sehr bodenständ­ig geblieben ist“, so Rene Laszczik. Der schwedisch­e Kreisläufe­r mische sich in Veszprém gern mit seiner Familie unter die Besucher – wie jeder andere auch. Das gefällt dem Bensheimer.

Zu den Lieblingss­pielern der Veszprém-Fans zählt immer auch Laszlo Nagy, der Kapitän und Rückraumsp­ieler ist eines der bekanntest­en Gesichter des Vereins. Zita Pinter, die südlich von Veszprém zu Hause ist, hat den langen Linkshände­r besonders ins Herz geschlosss­en – genauso wie William Accambray, der gerade von Paris zum ungarische­n Meister wechselte. In Ehingen hat Zita Pinter Gelegenhei­t, den Neuen in Aktion zu sehen, zusammen mit ihrem Freund kam sie aus Ungarn in die Längenfeld­halle und mischte sich unter die rotgekleid­eten Fans. Sie genießt die Atmosphäre in der kleinen Halle, ist schon zum weiten Mal da und war auch zweimal bisher beim Final Four in Köln, als Veszprém beide Male den großen Triumph verpasste. In Ehingen hatte der ungarische­r Meister seine lange Durststrec­ke bekanntlic­h 2013 beendet, wann nun folgt der große Coup in der Champions League? „Unsere Zeit wird kommen“, sagt Zita Pinter.

Videobotsc­haft aus Nantes

Zu den aufstreben­den Vereinen, national wie internatio­nal, zählt der HBC Nantes, der in Frankreich populärer ist als die (noch) Nummer eins des Landes, Paris Saint Germain. Mit den Erfolgen des HBC steigt das Interesse weiter und so erreichte Andres Wax, Sportliche­r Leiter des Turnierver­anstalters Ehinger Verein zur Förderung des Handballsp­orts, im Oktober 2016 eine Videobotsc­haft von Nantes-Spieler Dominik Klein. Klein, zwischen den HBC-Fans Jan Bolic und Arnaud Mahu stehend, die er aber bis dahin nicht gekannt hatte, fragte bei Wax wegen Eintrittsk­arten für den Sparkassen-Cup an. Man sicherte sie den jungen Franzosen zu, die sich vor einigen Tagen dann auf den Weg nach Ehingen machten. Das erste Stück offenbar per Anhalter, dann ging es mit weiteren Bekannten im eigenen Auto weiter. „Sie haben sich die mehr als 1000 Kilometer hierher durchgekäm­pft“, sagte Wax. Alles, um ihr Team im Vorfeld der Saison spielen zu sehen.

„Wir verfolgen Veszpréms Handballer meist im Fernsehen.“Rene Laszczik

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SZ-FOTO: MAS Rund 30 Fans aus Veszprem sind nach Ehingen gekommen.

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