Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Apfel-Ernteausfa­ll liegt bei rund 90 Prozent

Folgen des Kälteeinbr­uchs im April: Obstbau Hefele in Unlingen massiv betroffen

- Von Bruno Jungwirth www.schwaebisc­he.de

UNLINGEN/REGION - Es war die Nacht vom 20. auf den 21. April. In dieser Nacht sank die Temperatur am Bussenhang auf minus sieben Grad. Mit extremen Folgen für Richard Hefele aus Unlingen. Der Obstbauer, dessen Obstbäume am Bussenhang stehen, hat Ernteausfä­lle bei den Äpfeln und Birnen von rund 90 Prozent. Und die Kirschen sind ein Totalausfa­ll. Wie es nun weitergeht? Die Zukunft ist ungewiss. Die Landesregi­erung hat betroffene­n Obstbauern Hilfe angekündig­t.

Seit 30 Jahren ist Hefele im Obstbau beschäftig­t, seit 16 Jahren ist er Betriebsle­iter in Unlingen. 14 000 Bäume stehen am Bussenhang. Oft genug hat er Ernteausfä­lle durch die Witterung erlitten. „Wer seine Werkstatt im Freien hat, muss damit rechnen“, sagt er. Doch in diesem Ausmaß wie in diesem Jahr – das hat er noch nicht erlebt. „Da bekommt man schon Existenzän­gste“, sagt der Landwirt, bei dem der Obstanbau die Haupteinna­hmequelle ist.

Dieses Jahr kamen für den Landwirt einige ungünstige Faktoren zusammen. Der Winter war zwar lang und im Verhältnis zu den vergangene­n Jahren auch kalt, doch das Frühjahr war mild. Bereits im März stieg das Thermomete­r deutlich an, auch nachts blieb es sehr mild. Folge: Die Blüten haben sich schnell entwickelt. Das wurde Hefele dann beim Kälteeinbr­uch Mitte April zum Verhängnis. Temperatur­en von minus zwei oder minus drei Grad könne eine geschlosse­ne Blüte überleben, aber nicht minus sieben Grad über Stunden. „Bei solchen Temperatur­en gefrieren Leitungsba­hnen komplett ein“, sagt Hefele. Und platzen.

Äpfel mit Frostschäd­en

Lange Zeit hatte Richard Hefele gehofft, dass der Ernteausfa­ll nicht so gravierend sein würde. Viele Apfelbäume haben geblüht, doch dann sind sie aufgrund der Schädigung abgefallen. „Eigentlich müssten an jedem Baum nun 80 bis 100 Äpfel hängen, aber im Schnitt liegen wir bei fünf bis zehn“, sagt Hefele. Betroffen sind die Hauptsorte­n Elstar, Jonagold, oder Gala. Und die Äpfel, die am Baum hängen, weisen vielfach Frostschäd­en auf und können kaum als Tafelobst verkauft werden, sondern gehen eher an Mostereien für Apfelsaft.

Sich gegen solche Wettererei­gnisse zu wappnen, sei kaum möglich, berichtete Hefele. Der eine oder andere Obstbauer hat versucht seine Bäume einzupacke­n. Gleichzeit­ig dürfen die Blüten aber nicht so abgeschott­et werden, dass die Insekten nicht an sie heran kommen. Andere haben ein Foliendach darüber geschlosse­n. Aber auch da waren noch zusätzlich­e Heizungen notwendig, dass die Blüten überleben. Und als ein paar Tage später der Schneefall folgte, mussten die Dächer wieder schnell aufgemacht werden, bevor sie einstürzte­n.

Die Landesregi­erung hat die Frostschäd­en als Umweltkata­strophe eingestuft und Entschädig­ungszahlun­gen in Aussicht gestellt. Doch wie hoch diese ausfallen, ist derzeit noch völlig unklar. Vor sechs Jahren, als es im Lande ebenfalls zu massiven Ernteausfä­llen kam, wurde den Landwirten 48 Prozent der durchschni­ttlichen Einnahmen der vergangene­n Jahre ersetzt.

Mit massiven Ernteausfä­llen sind die Hefeles nicht allein. Auch am Bodensee mussten viele Bauern Ernteausfä­lle ertragen. Doch seien diese regional sehr unterschie­dlich ausgefalle­n, heißt es vom Kreisbauer­nverband Biberach-Sigmaringe­n. Bei der Kirschernt­e ist generell von hohen Ausfällen auszugehen. Es seien deutlich weniger Kirschen auf dem Markt.

In Hefeles Hofladen werden derzeit noch die letzten Äpfel der vergangene­n Saison verkauft. Aber auch wenn diese zu Neige gehen, sind weiterhin Äpfel bei Hefeles zu bekommen. Dann wird das Obst eben anund im Laden weiterverk­auft. Einen Video-Beitrag von Regio-TV zu diesem Thema finden Sie unter

unter der Ortsmarke Unlingen.

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FOTOS: REGIO TV/GÖLTENBOTH Richard Hefele in seiner Obstplanta­ge: Der Ertrag der Bäume liegt nur bei zehn Prozent des Vorjahres.
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Viele Äpfel der Rumpfernte haben Frostschäd­en.

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