Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Engagiert für die Armen dieser Welt
Zwei Dekane teilen sich im Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen die Aufgaben
MÜNSINGEN (han) - Im evangelischen Kirchenbezirk Bad UrachMünsingen, der 43 Kirchengemeinden umfasst und rund 58 000 Gemeindemitglieder zählt, teilen sich jetzt Michael Karwounopoulos und Norbert Braun die Aufgaben eines Dekans. Karwounopoulos hat seinen Dienstsitz in Bad Urach, während der 1962 in Nagold im Schwarzwald geborenen Norbert Braun, der als Nachfolger von Dekan Michael Scheiberg erst vor Kurzem in der Martinskirche seine Investitur feiern durfte, zusammen mit seiner Frau Annegret im Dekanatsgebäude an der Karlstraße in Münsingen eingezogen ist.
Nobert Braun war zwölf Jahre lang als Seelsorger in Großbottwar tätig in einer Gemeinde mit rund 3500 Protestanten. Er hat in Tübingen und Erlangen Theologie studiert und während dieser Zeit ein Auslandssemester in Indien absolviert, wo lediglich ein Prozent der Bevölkerung Christen sind. Die Vielfalt der Religionen in diesem Land, vor allem der Buddhismus und Hinduismus, haben den damals 26-Jährigen interessiert. Vier Wochen lang hat ihn seine frisch angetraute Frau Annegret quer durch Indien begleitet, wobei das Paar während dieser Hochzeitsreise nur mit Rucksack und per Zug zum ersten Mal auch mit dem Bundesstaat Tripura im Nordosten in Berührung gekommen ist. „Da hört die Welt und jede Straße auf“, erinnert sich Norbert Braun an diese bettelarme Region, die östlich von Bangladesch liegt.
Mit der hier herrschenden Armut und Not hautnah konfrontiert zu werden, hat schließlich zur Gründung des Vereins „Global Friendship Mission“geführt. Dessen Vorsitzender ist Norbert Braun bis heute geblieben und dank Spendengeldern, die in Deutschland gesammelt werden, engagiert sich der Verein in Tripura für Bildungsprojekte, ermöglicht Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützt derzeit 300 indische Patenkinder.
„Mit nur 25 Euro monatlich, die wir hier kaum spüren, kann man dort ein Leben verändern und Menschen wieder Hoffnung und eine Perspektive geben“, sagt Braun, der sich freilich nicht nur für Indien engagiert, sondern auch für Projekte in Afrika. Daher freut sich der Vater zweier bereits erwachsener Kinder jetzt schon darauf, mit all den Menschen in Kontakt zu kommen, die sich hier im Kirchenbezirk seit Jahren für Projekte in Kenia einsetzen.
Michael Karwounopoulos, war erster evangelischer Dekan mit Migrationshintergrund in Württemberg. Er kam in Stuttgart zur Welt, ist in Ostfildern-Kemnat aufgewachsen Väterlicherseits habe er griechische Wurzeln, erklärte er einmal augenzwinkernd zu seinem „unaussprechlichen Namen“. Sein Theologiestudium absolvierte er in Tübingen und Heidelberg. Nach seinem Vikariat in Öschingen (Kreis Tübingen) arbeitete Karwounopoulos zuerst als Pfarrvikar in Münsingen, von 1997 bis 2005 dann als Pfarrer in Bösingen (Kreis Rottweil). 2005 bis 2014 war er als geschäftsführender Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Wolfschlugen (Kreis Esslingen) tätig. Michael Karwounopoulos ist verheiratet und hat zwei Kinder.
In seiner Antrittspredigt vor mehr als drei Jahren lud Karwounopoulos ein zu einer existenzielleren Beschäftigung mit den Inhalten des Glaubens: „Glaube wird doch nur da lebendig, wo man ihn freudig erwartet, nicht scheinheilig und nicht abweisend, sondern einladend und hoffnungsvoll.“