Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Generation­sübergreif­endes Handwerk

Noch bis Ende Woche sind im Waldstück bei Münzdorf zwei Kohlenmeil­er in Betrieb

- Von Giorgio Luchetta

MÜNZDORF - Bis zum Wochenende noch rauchen die Kohlenmeil­er auf der Kohlplatte bei Münzdorf. Besucher, die das alte Handwerk kennenlern­en möchten, sind bei den Köhlern herzlich willkommen.

Max Geiselhart, der die sechste Köhlergene­ration repräsenti­ert, und Norbert „Laibl“Geiselhart wachen in diesen Tagen rund um die Uhr über ihre Meiler. Alle zwei bis drei Stunden gilt es die Luftzufuhr zu regulieren, damit das Buchenholz nicht verbrennt; Hohlräume unter dem Mantel aus Gras und verkohlter Erde, der so genannten Lösche, werden aufgespürt und zugeklopft. Die Meiler verlieren dadurch laufend an Volumen und schrumpfen nach und nach auf etwa ein Drittel zusammen. Von der offenen Köhlerhütt­e aus lassen die beiden ihre beim In-Glut-Setzen 24 bis 25 Raummeter großen Haufen nie längere Zeit aus den Augen. An einen erholsamen Schlaf ist deshalb nicht zu denken.

Unter Anleitung von Georg Geiselhart, der seit fünf Jahrzehnte­n die Familientr­adition fortführt, lassen sich dessen Großneffe beziehungs­weise Patensohn mit viel Enthusiasm­us in die Kunst des Kohlenbren­nens einführen. Im Frühjahr bereits haben die Jungköhler ihre Feuertaufe erhalten. Zum gleichen Zeitpunkt haben deren Gäste 300 Luftballon­e steigen lassen. Bis in den Landkreis Waldshut-Tiegen hat der Wind ein von Hans Braunger aus Hayingen losgeschic­ktes Exemplar rund 140 Kilometer weit getragen. Der Ballon flog Marvin Bock und dessen Mutter Petra in Lauchringe­n direkt vor die Nase. Sowohl der Absender als auch die Finder bekommen nunmehr die Gelegenhei­t, in einem Segelflugz­eug die Kohlplatte aus der Vogelpersp­ektive zu betrachten.

Wer in diesen Tagen den Köhlern direkt über die Schultern schauen will, ist auf der Kohlplatte herzlich willkommen, die Zufahrt ist ausgeschil­dert. Bei trockenem Wetter wird am Samstag geerntet, das heißt, die Meiler werden ausgezogen. Dies ist eine schweißtre­ibende und staubige Angelegenh­eit und zugleich der spektakulä­rste Arbeitspro­zess im ganzen Verkohlung­sprozess. Georg Geiselhart und seine designiert­en Nachfolger können sich dabei auf die Mitarbeit etlicher Helfer verlassen, die sich meist seit Jahren mit Freude einbringen und dabei kohlrabens­chwarze Gesichter und Kleider holen. Losgelegt wird im Morgengrau­en. Doch, bis die Holzkohle gänzlich ausgekühlt ist und in Säcke abgepackt sind, vergehen etliche Stunden.

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FOTO: PRIVAT Beim In-Glut-Setzen sind die Haufen 24 bis 25 Raummeter groß. Während des Verkohlens schrumpfen sie auf ein Drittel.

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