Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Unternehmer
Der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl versucht noch einmal, dem Riesen Lufthansa die Stirn zu bieten und hat im Verteilungskampf um Air Berlin ein formelles Angebot abgegeben.
Zu den großen Leidenschaften des 69-Jährigen gehört die Fliegerei. Schon als 18-Jähriger erwarb Wöhrl den Pilotenschein. Fast ebenso lange kämpft er gegen das Monopol der Lufthansa. Den ersten Nadelstich versetzte er dem Kranich 1974 mit der Gründung des Nürnberger Flugdienstes (NFD).
Mut ist ihm nicht abzusprechen: „Ich bin manchmal wirklich enttäuscht, wie ängstlich viele Topmanager agieren“, sagt der Unternehmersohn und kritisiert, Lufthansa werde im Kampf um Air Berlin von der Bundesregierung protegiert: „Ein abgekartetes Spiel.“Die Zerschlagung der Lufthansa-Konkurrenz Air Berlin sei „Staatswirtschaft vom Feinsten“. Er habe den Eindruck, Deutschland sei „auf dem besten Weg zu einer sozialistischen Planwirtschaft, bei der nur noch Großbetriebe erwünscht sind“.
Dass Wöhrl auch große Flugzeuge in die Luft bringen kann, hat er mehrfach bewiesen. Sein NFD kam später in Gestalt von „Germanwings“zur Lufthansa. Die für einen Euro übernommene „Deutsche BA“erweiterte ebenso wie die von Wöhrl gemanagte LTU die „Air Berlin“Flotte. Ihm gehört nach wie vor die Airline „Intersky“.
Auf der Liste der reichsten Deutschen des „Manager-Magazin“belegt Wöhrl, der in zweiter Ehe mit der CSU-Bundestagsabgeordneten und früheren parlamentarischen Staatssekretärin Dagmar Wöhrl verheiratet ist, Platz 282. Das Familienvermögen wurde zuletzt auf 400 Millionen Euro geschätzt.
Die Schuld für die Insolvenz der Modehauskette Wöhrl sieht Rudolf Wöhrl, der schon 2004 aus dem Modegeschäft ausstieg, bei seinem Bruder Gerhard, der es „leider nicht geschafft hat, ein erfolgreiches Fortführungskonzept zu unterbreiten“. Zu Wöhrls 70. Geburtstag im kommenden November erscheint seine Biografie unter dem Titel „Wie meine Träume fliegen lernten“. Ralf Müller