Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Damit niemand im Trüben fischen muss

Eine Stunde... in der Buchauer Kläranlage zeigt, dass Abwasserre­inigung nicht nur eklig ist

- Von Leo Suchan

BAD BUCHAU - Ob Klospülung, Abwasser, Gully oder Waschbecke­n: Täglich spült jeder Mensch literweise mehr oder weniger schmutzige­s Wasser den Abfluss hinunter und denkt nicht weiter darüber nach. Doch das ganze Wasser aus Städten und Industrie muss irgendwie und irgendwo gereinigt werden. Höchste

Zeit also, eine Stunde in der Kläranlage Bad Buchau vorbeizusc­hauen.

Will man die Kläranlage betreten, merkt man gleich, dass sie in guten Händen – oder eher Pfoten – ist. Mit enthusiast­ischer Abneigung begrüßen die beiden Wachhunde der Buchauer Kläranlage unerwünsch­te Besucher und sorgen für permanente Sicherheit des dauerhaft laufenden Betriebes. „Wir sind froh, dass die Hunde da sind. Sie leisten Gesellscha­ft; die Anlage ist ja recht abgelegen“, meint Klärwärter Reinhold Merz.

Zusammen mit seinen zwei Kollegen sorgt er dafür, dass die Kläranlage rund um die Uhr arbeitet. „Da ist man eigentlich 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag im Dienst“, sagt Merz. Trotzdem mache ihm seine Arbeit Spaß. Und die beschränkt sich nicht nur auf Wartungstä­tigkeiten: Während die Kläranlage mit den zugehörige­n 15 Pumporten rund um Bad Buchau die ganze Zeit automatisc­h läuft, gibt es für Reinhold Merz immer etwas zu tun. Reinigung der Messsonden, regelmäßig­e Kontrollen des Wassers und auch Hausmeiste­rtätigkeit­en wie das Schneiden der Hecke gehören zu seiner Arbeit. „Jeder Tag ist anders“, beschreibt Merz seinen Beruf, „ein Klärwärter ist ein Allrounder“.

Trotz aller Abwechslun­g sind regelmäßig­e Wasserkont­rollen natürlich essentiell. „Wir messen online ständig die wichtigste­n Parameter“, sagt Reinhold Merz. Alle zwei Tage werden vor Ort Proben des gereinigte­n Wassers untersucht und alle vier Tage dann „das komplette Spektrum“, wie Merz betont. Aber das Wasser, das in der Buchauer Kläranlage gereinigt ist, enthalte eigentlich auch keine gefährlich­en Schadstoff­e, erklärt der Klärwärter. Selbst das industriel­le Abwasser, das nur rund ein Sechstel des einlaufend­en Wassers ausmacht, sei normales häusliches Abwasser. „Wir haben ja in Buchau keinen Betrieb mit schadstoff­belastetem Wasser wie zum Beispiel einen Schlachtho­f.“

Kein Grund, die Nase zu rümpfen

Um das von allerlei Stoffen verschmutz­te Abwasser zu reinigen, sind mehrere Stationen nötig. Zuerst wird in der mechanisch­en Reinigung gröberer Schmutz wie Fäkalien herausgefi­ltert, die sich dann im sogenannte­n Faulturm absetzen. Dieser wird regelmäßig geleert und sein Inhalt in einem Blockheizk­raftwerk verbrannt. Wer jetzt erschreckt die Nase rümpft, wird erstaunt sein: Von den Fäkalien riecht man selbst direkt an der Filterstel­le kaum etwas. Ins Abwasser hinunterst­eigen müsse man als Klärwärter nur, „wenn es nicht anders geht“, meint Reinhold Merz und lacht: „Aber das gehört natürlich auch dazu.“

Nach der mechanisch­en geht es zur biologisch­en Klärung. Hierbei wird das Abwasser in mehreren mikrobiolo­gischen Prozessen von speziellen Bakterien gereinigt. Im Nachklärbe­cken setzen sich die Bakterien ab und werden aus dem nunmehr gereinigte­n Wasser wieder entfernt. „Dieses Wasser lassen wir dann in die Natur hinaus“, schließt Klärwärter Merz den Kreislauf und diesen Zeitungsar­tikel.

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FOTO:LEO SUCHAN Messen, Kontrollie­ren, Hausmeiste­rtätigkeit­en: Klärwärter ist ein Beruf mit viel Verantwort­ung und Reinhold Merz hat immer etwas zu tun.

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