Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein weiteres Standbein für die Zukunft
Familie Daiber aus Sattenbeuren hat auf ihrem Kartoffelhof einen Hofladen eröffnet
SATTENBEUREN - Wie kann ein kleiner Betrieb den Strukturwandel in der Landwirtschaft überleben? Wie kann er zukunftsfähig wirtschaften? Diese Fragen treiben viele Bauern um. Wer darauf keine für sich passende Antwort findet, steht irgendwann vor dem Aus. Andere macht die Not kreativ. So wie die Familie Daiber aus Sattenbeuren. Seitdem Albert Daiber 1978 den Hof von seinem Vater übernommen hat, hat er den Betrieb kontinuierlich modernisiert. Zusätzlich zum Kartoffel- und Brennholzverkauf betreibt die Familie jetzt einen Hofladen und vermietet zwei Fremdenzimmer.
Ein Rückblick. Als der junge Albert Daiber 1978 den Hof von seinem Vater übernahm, hatte der Betrieb 18 Milchkühe und auf den Feldern wuchsen Getreide, Mais und Raps. Kartoffeln bauten seine Eltern auf drei Hektar Land an. Schrittweise modernisierte Albert Daiber den Hof, siedelte zuerst die Maschinenhalle aus und baute in diese 1997 dann eine moderne Kartoffelsortieranlage ein. 2004 stieg sein Sohn Benjamin mit ein, er will den Hof in vierter Generation weiterführen. Gemeinsam installierten sie in einer zweiten Halle eine Klimaanlage, die einstige Maschinenhalle wurde in ein Kartoffellager umstrukturiert. Mittlerweile wuchsen die Kartoffeln auf zwölf Hektar Land. Als zweites Standbein fing die Familie an, Brennholz zu verkaufen. 2010 wurde die Milchviehhaltung endgültig aufgegeben. Seitdem haben Vater und Sohn den Betrieb kontinuierlich weiter ausgebaut und modernisiert. Heute werden die Kartoffeln auf 39 Hektar angebaut. 2016 rissen sie den leerstehenden Milchviehstall und das angrenzende Wohnhaus ab. Vater und Sohn sind inzwischen Geschäftspartner, sie haben eine GbR gegründet.
Die Idee, einen Hofladen zu eröffnen und damit eine weitere Einnahmequelle zu schaffen, kommt von Brigitte Daiber. „Ich hatte diesen Wunsch schon lange“, erinnert sie sich. Als gelernte Floristin gehe sie gern mit Menschen um. Schon seit 20 Jahren verkauft die Familie in einem kleinen Selbstbedienungsladen ihre Kartoffeln. Die Kunden können kommen, wann sie Zeit haben. „In all den Jahren ist es nur ein einziges Mal vorgekommen, dass uns jemand beklaut hat“, sagt Albert Daiber. Die Daibers haben sich über die Jahre eine Stammkundschaft aufgebaut. „Die flexiblen Zeiten sind das eine. Immer mehr Menschen legen aber auch Wert darauf zu wissen, woher die Ware kommt“, so der Landwirt.
Laden ist Teil des Wohnhauses
Der neue Hofladen befindet sich im mittleren Teil des neuen Wohn- und Geschäftshauses. Rechts haben Benjamin und seine Frau Kerstin ihr Heim, links Brigitte und Albert Daiber. In beiden Wohnungen gibt es eine Tür, die direkt in den Verkaufsraum führt. Brigitte Daiber steht an drei Tagen die Woche persönlich hinter der Theke. „Wenn ich einmal nicht mehr kann, wird meine Schwiegertochter das übernehmen, es ist also ein Generationenprojekt“, erklärt die 57-Jährige. Immer mittwochs holt ihr Mann von einem befreundeten Landwirt frisches Gemüse. In einem hinteren Raum lagern gekühlt die Kartoffeln, im vorderen Verkaufsraum stehen in den Regalen haltbare Waren wie Nudeln, Marmelade, Schnaps und selbst gemachte Tomatensauce. Alles kommt aus der Region, jedes Produkt kann direkt einem Landwirt zugeordnet werden.
„Natürlich ist es ein gewisses Risiko, so einen Laden zu eröffnen. Es ist schwer einzuschätzen, wie viel Obst und Gemüse wir einkaufen sollen, da wir nicht wissen, wie viele Kunden den Weg zu uns finden“, sagt Brigitte Daiber. Im Moment sind es vor allem die Stammkunden, die zusätzlich zu den Kartoffeln nun auch noch andere Dinge einkaufen. Den Daibers ist es wichtig, auch den Hofladen nach dem Prinzip der Selbstbedienung weiterzuführen. „Wir stellen dann von allem weniger in die Regale, um die Übersicht zu behalten, aber prinzipiell können die Kunden immer einkaufen“, erklärt sie. Im Durchschnitt sind das momentan 30 Kunden täglich.
Daibers sind froh, dass es bisher so gut läuft, auch weil das Regierungspräsidium Tübingen ihnen keine gute Prognose gestellt habe, so Albert Daiber. Dort hatten der Landwirt einen Antrag auf Agrarinvestitionsförderung gestellt, der jedoch nicht bewilligt wurde. Unverständlich ist das den Daibers vor allem deshalb, weil mit diesem Programm eigentlich gezielt derartige Projekte gefördert werden sollen. Auch ein Förderantrag beim Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum sei negativ beschieden worden. „Darüber waren wir sehr enttäuscht – aufgehalten hat es uns trotzdem nicht.“