Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Polizei schnappt Fahrraddiebe immer seltener
Aufklärungsquoten in Bayern bei elf, in Baden-Württemberg nur bei knapp acht Prozent
STUTTGART/MÜNCHEN (dpa) - Sie richten erheblichen Schaden an, werden aber nur selten gefasst: Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen im Süden Deutschlands ist gering. In Bayern ist sie 2016 laut aktueller Zahlen auf 11,2 Prozent gesunken. 2012 hatte die Polizei noch in mehr als 14 Prozent der Fälle erfolgreich ermittelt. Im benachbarten Baden-Württemberg lag die Quote der aufgeklärten Diebstähle sogar unter acht Prozent – und damit niedriger als im Bundesdurchschnitt. Deutschlandweit fasste die Polizei immerhin 8,8 Prozent der Fahrraddiebe.
„Die Aufklärungsquote ist sicher nicht berauschend“, sagte ein Sprecher des Stuttgarter Innenministeriums. Ermittlungen nach Fahrraddiebstählen seien für die Polizei jedoch schwierig. Diebesbanden bringen die Räder demnach rasch ins Ausland oder verkaufen nur Einzelteile. Eine Codierung oder anderweitige Kennzeichnung sei zu empfehlen.
Mehr Delikte im Südwesten
In Baden-Württemberg stieg auch die Zahl dieser Delikte. Im Jahr 2016 wurden gut 28 700 Fälle gemeldet, wie aus Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht – eine Zunahme von knapp acht Prozent innerhalb von fünf Jahren. Im Jahr 2012 wurden nur gut 26 600 Räder geklaut. Der Anstieg liegt weit über dem bundesweit registrierten Plus von zwei Prozent im selben Zeitraum. In Bayern dagegen schlagen Fahrraddiebe seltener zu. Insgesamt wurden 2016 im Freistaat knapp 29 000 Fahrräder und damit statistisch gesehen knapp 80 Fahrräder am Tag als gestohlen gemeldet. Der Schaden ist immens: 14,6 Millionen Euro betrug der Wert der verschwundenen Fahrräder im vergangenen Jahr. Das sind rund 900 000 Euro mehr als im Vorjahr. Ein Grund dafür sei der Diebstahl sehr hochpreisiger Modelle wie Elektrofahrräder. Dies geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor.
Dass ein Fahrrad klein, wendig und überall unterzubringen sei, werde im Fall von Diebstahl zum Nachteil, sagte die baden-württembergische Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, Gudrun Zühlke. Sie fordert, in Städten mehr Anlehnbügel für Räder zu installieren. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, könne sein Rad an so einer Anlage mit zwei Schlössern unterschiedlichen Typs anschließen.