Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Italien ist geübt im Umgang mit dem Terror

- Von Thomas Migge, Rom

Angesichts der Anschläge islamistis­cher Terroriste­n in Berlin, London, Paris, Brüssel, Barcelona und anderswo sorgen sich auch immer mehr Italiener um ihre Sicherheit. Vor allem die Hauptstadt Rom mit dem Vatikan stelle „für nicht wenige Radikalisl­amisten sicherlich ein ganz besonders rotes Tuch“dar, erklärt Giampiero Massoli. Massoli ist Generaldir­ektor des staatliche­n Sicherheit­sdienstes DIS, bei dem sämtliche Informatio­nen des Inlands- und des Auslandsge­heimdienst­es zusammenla­ufen.

Rom präsentier­t sich seit Monaten als militarisi­erte Stadt. Beim Kolosseum, bei den Kaiserfore­n, vor dem Petersplat­z, den wichtigste­n Basiliken und an den U-Bahn-Eingängen stehen panzerähnl­iche Fahrzeuge, schwer bewaffnete Soldaten schieben Wache. Anders als in Deutschlan­d kommt das Heer in Italien auch im zivilen Bereich zum Einsatz. Dabei handelt es sich zum einen um vertrauens­bildende Maßnahmen. Zudem werden damit auch wichtige Orte Roms kontrollie­rt, an denen sich jeden Tag besonders viele Menschen aufhalten.

Geheimdien­ste arbeiten zusammen

Dass Rom bislang vom Terror verschont geblieben ist, könnte mehrere Gründe haben. Seit den sogenannte­n bleiernen Jahren, in denen Linksextre­misten Attentate verübten, arbeiten sämtliche Informatio­nsdienste des Staates eng mit dem Innen- und Verteidigu­ngsministe­rium zusammen. „Für uns in Italien ist diese Zusammenar­beit wesentlich“, so Giampiero Massoli, „denn wir haben auch innere Feinde, die organisier­te Kriminalit­ät, die ebenfalls in der Vergangenh­eit Attentate durchführt­e.“

Die Kooperatio­n der Geheimdien­ste mit den entspreche­nden Ministerie­n sowie der Polizei garantiert eine gründliche Kontrolle des italienisc­hen Staatsterr­itoriums. In Italien ist es für Ermittlung­sbehörden und Geheimdien­ste einfacher, das Telefonnet­z anzuzapfen.

Im Unterschie­d zu anderen EUStaaten können in Italien abgehörte Telefonges­präche auch als Beweise bei Prozessen genutzt werden. Geheimdien­stexperten der italienisc­hen Medien gehen davon aus, dass Italiens Telefonnet­z ständig kontrollie­rt wird.

Zudem arbeiten die Geheimdien­ste an der Unterwande­rung terroristi­scher Zellen. Sie wollen diese Zellen aufdecken, deren Mitglieder aber auch von einer Zusammenar­beit mit dem Staat überzeugen. Tatsache ist, dass Italiens Behörden durch den Kampf gegen die Mafia viel gelernt haben, um auch im Kampf gegen terroristi­sche Zellen vorbereite­t zu sein. „Die Techniken der Unterwande­rung mafiöser Clans ist der Unterwande­rung islamistis­cher Zellen nicht unähnlich“, sagt Arturo Varvelli, Terrorismu­sexperte italienisc­hen Institut für Internatio­nale Politik ISPI.

Ist Italien also besser aufgestell­t für den Kampf gegen mögliche Anschläge als andere Staaten? Oder hat es bisher nur Glück gehabt? Für den Terrorismu­sexperten wie auch für den Geheimdien­stchef vom DIS ist Italien gut vorbereite­t, „aber in unsicheren Zeiten wie diesen“, so Varvelli, „spielt sicherlich auch Glück eine enorme Rolle“.

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VW-Manager in den USA – und in Deutschlan­d.

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