Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schachern um Air Berlin

Seehofer fordert Übernahme durch Lufthansa - Niki Lauda will Tochter Niki – Überbrücku­ngskredit unsicher

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BERLIN (dpa) - Die Bundesregi­erung setzt auf rasche Ergebnisse der Übernahmeg­espräche bei der insolvente­n Air Berlin. „Wir warten jetzt mal ab und hoffen, dass es schnell geht“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD). Air Berlin verhandele mit der Lufthansa, mit Easyjet, mit Ryanair. „Ryanair will jetzt sogar die ganze Air Berlin kaufen“, sagte Zypries. Auch der Nürnberger Unternehme­r Hans Rudolf Wöhrl komme ins Spiel und wolle die ganze Fluglinie kaufen. Die Ministerin resümierte: „Es gibt jetzt genug Interessen­ten. Und wie das dann läuft, damit hat die Bundesregi­erung nix zu tun und ich persönlich auch nicht.“

Vor einer Woche hatte Zypries allerdings erklärt, sie würde es begrüßen, wenn die Lufthansa größere Anteile von Air Berlin übernehmen würde. Air Berlin äußerte sich am Wochenende nicht dazu, mit welchen möglichen Partnern derzeit Gespräche geführt werden – auch nicht dazu, wie nahe man an einer Lösung ist. Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer sprach sich für eine Übernahme durch die Lufthansa aus. „Ich bin dafür, im Rahmen des Rechts die Lufthansa zu stärken. Durch die Übernahme können wir eine noch stärkere Lufthansa bekommen“, sagte er der Funke-Mediengrup­pe.

Unterdesse­n kann sich auch Niki Lauda, Ex-Formel-1-Star, Luftfahrtu­nternehmer und Gründer der Air Berlin-Tochter Niki, eine Übernahme seiner einstigen Gesellscha­ft vorstellen. „Ich habe einen Brief an den Insolvenzv­erwalter von Air Berlin geschriebe­n, in dem ich mein Interesse an FlyNiki bekunde“, sagte Lauda der österreich­ischen „Kronen-Zeitung“. „Jetzt bin ich gespannt, was passiert, ob ich überhaupt zu den Verhandlun­gen eingeladen werde.“

Ryanair-Chef schäumt weiter

Allerdings müsse er erst einen Blick in die Bücher der Niki werfen. „Erst einmal will ich die gleiche Chance haben wie die Lufthansa, die das von langer Hand geplant hat“, sagte Lauda, der eine mögliche Übernahme durch die deutsche Airline schon zuvor scharf kritisiert hatte. Wie Ryanair-Chef Michael O'Leary fürchtet Lauda eine beherrsche­nde Stellung der Lufthansa vor allem im deutschen Markt.

Der irische Billigflie­ger hatte die Lufthansa-Pläne und die Umstände der Air-Berlin-Pleite samt staatliche­r Bürgschaft über 150 Millionen Euro scharf als „abgekartet­es Spiel“kritisiert und auch Beschwerde beim Bundeskart­ellamt und bei der EUWettbewe­rbskommiss­ion eingelegt.

Zypries verteidigt­e erneut den Überbrücku­ngskredit für Air Berlin. Falls die Bundesregi­erung das Unternehme­n nicht durch den Kredit in die Lage versetzt hätte, weiter fliegen zu können, hätten die Flugzeuge auf dem Boden bleiben müssen und Urlauber wären nicht zurück nach Deutschlan­d gekommen.

Der Kredit ist einem Bericht der „Bild am Sonntag“zufolge aber noch nicht unter Dach und Fach. Ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums sagte am Sonntag, es laufe alles planmäßig, man sei in der „technische­n Umsetzung“. Dem Blatt zufolge ist weder der Vertrag unterschri­eben noch bisher Geld geflossen.

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FOTO: DPA Luftfahrtu­nternehmer Niki Lauda.

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