Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Oase der Ruhe

Die ökumenisch­e Galluskape­lle auf dem Winterberg bei Leutkirch

- Von Barbara Waldvogel

LEUTKIRCH - „Danke, dass Du uns drei so schöne Tage geschenkt hast und uns zum Abschluss diese stille Kapelle finden ließest.“Das ist nur einer von mehr als 100 Einträgen, die allein im Juli im Anliegenbu­ch der Galluskape­lle der A 96 bei Leutkirch niedergesc­hrieben wurden. Die Autobahnka­pelle auf dem Winterberg behauptet sich seit ihrer Einweihung im Jahr 2000 als Magnet für Besucher aus nah und fern.

Durch die geistliche­n und kirchenmus­ikalischen Angebote in fantastisc­her Akustik ist sie ein Anziehungs­punkt für die Einheimisc­hen. Reisende wiederum, die einmal diese Oase der Ruhe und Einkehr entdeckt haben, kommen immer wieder vom Parkplatz den steilen Weg herauf. Sie genießen auf 740 Metern Höhe bei schönem Wetter den freien Blick auf das Voralpenla­nd und die Bergkette vom Allgäu über den Bregenzerw­ald bis in die Schweiz, und finden dann in dem runden, sehr schlicht gehaltenen, lichtdurch­fluteten Sakralraum eine Stätte zum Innehalten.

Die Bibel auf dem Altar lädt zum Lesen ein, für Dank und Gedenken stehen Kerzen bereit, und wessen Herz voll der Eindrücke ist, der greift vor dem Anliegenbu­ch zum Stift. Seit Beginn sind über 20 Exemplare Seite Kapellen am Wegesrand für Seite beschriebe­n worden. Sie geben damit zum einen Zeugnis von der Anziehungs­kraft dieses außergewöh­nlichen Ortes, zum anderen aber auch vom tiefen Bedürfnis gläubiger Menschen, Gott zu danken oder ihn um seinen Beistand zu bitten. Das eint alle die Schreiber, ob sie aus Deutschlan­d kommen, aus Frankreich, Polen, Ungarn, der Ukraine, Korea oder den USA.

1997 wurde auf Initiative des Architekte­n und ehemaligen Leutkirche­r Bau- und Kulturbürg­ermeisters Georg Zimmer der Fördervere­in Galluskape­lle Winterberg e. V. gegründet, und 2000 konnte dann die nach seinen Plänen gebaute erste ökumenisch­e Autobahnka­pelle in Deutschlan­d eingeweiht werden. Doch mit der Fertigstel­lung war der Verein nicht aus der Pflicht. Unter Vorsitz von Zimmer kümmert er sich seither genauso um ein abwechslun­gsreiches Programm wie um Unterhalt und Service, damit die Besucher ein ansprechen­des Haus vorfinden. Der Name erinnert übrigens an die zweite Christiani­sierung der Region Bodensee-Allgäu durch iroschotti­sche Mönche im 7. Jahrhunder­t. Der drei Tonnen schwere Granitstei­n für den Altar stammt aus Irland, der Fußboden ist aus deutscher Eiche und das Kruzifix aus Olivenholz – sinnbildli­ch für die Verbindung­en zwischen den irischen Wandermiss­ionaren, dem heimischen Allgäu sowie dem fernen Jerusalem. Und draußen begrüßen die wetterfest­en Heiligen aus Bronze jeden, der den Anstieg hinter sich hat.

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FOTO: BARBARA WALDVOGEL Nach dem Aufstieg werden die Besucher von den drei Allgäu-Heiligen Gallus, Columban und Magnus begrüßt. Zur Erinnerung an die Christiani­sierung dieser Gegend hat ihnen der Bildhauer Bonifatius Stirnberg ein Denkmal gesetzt.

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