Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weil Stillstand Rückschrit­t ist

Mit Breitbanda­usbau und neuen Bauplätzen stehen in Alleshause­n einige Projekte an

- Von Annette Grüninger

ALLESHAUSE­N - Das Federseedö­rfchen Alleshause­n ist eine kleine, aber aufstreben­de Gemeinde: So ist die Einwohnerz­ahl in den vergangene­n Jahren stetig gewachsen und liegt aktuell bei 520. Doch um weiter attraktiv zu bleiben, muss sich die Gemeinde entwickeln: Breitbandv­ersorgung, Kinderbetr­euung, neue Bauplätze – Bürgermeis­ter Klaus Ulmschneid­er hat derzeit viele Baustellen. Chancen sieht der ehrenamtli­che Schultes im geänderten Baurecht und einer noch stärkeren Zusammenar­beit mit Seekirch und Tiefenbach.

Ein Kindergart­en, eine Grundschul­e mit kleinem Schwimmbad und vor allem eine wunderschö­ne Lage im Federseera­um: In Alleshause­n lässt es sich gut leben. Das zeigt sich an der Einwohnerz­ahl, die von 475 im Jahr 2013 auf 498 im Jahr 2015 stetig gestiegen ist und aktuell bei 520 liegt. Und das zeigt sich auch an der Nachfrage nach Bauland: Von den 17 Bauplätzen, welche die Gemeinde 2013 ausgewiese­n hat, sind nur noch vier übrig. „Und die sind im Grunde schon reserviert“, sagt Bürgermeis­ter Klaus Ulmschneid­er.

Einigen Bauwillige­n hat die Gemeinde in der Vergangenh­eit auch schon absagen müssen. Der Bedarf nach weiterem Bauland sei also da, sind sich Ulmschneid­er und der Gemeindera­t einig. Nach dem gültigen Flächennut­zungsplan ist dies aber nur bedingt möglich. Nur 0,89 Hektar steht der Gemeinde demnach für eine Erweiterun­g des Baugebiets im Gewann Mühlegrub zur Verfügung. Mehr Potenzial, so die zuständige­n Behörden, sei in der Gemeinde nicht vorhanden.

Dahinter steht das Ziel der Landesregi­erung, den enormen Flächenver­brauch von 5,32 Hektar pro Tag einzudämme­n. Innenentwi­cklung vor Außenentwi­cklung lautet deshalb die Devise. Der Grundgedan­ke sei gut, findet Ulmschneid­er. Die Umsetzung in der Praxis werde aber häufig von den Vorgaben des Denkmalsch­utzes erschwert oder daran, dass die Flächen im Ortskern in der Regel in privater Hand seien. Allerdings fänden sich auch in Alleshause­n positive Beispiele, wo ausgedient­e Bauernhöfe in Mehrgenera­tionenhäus­er umgewandel­t wurden. Und auch für das ehemalige Gasthaus Engel zeichne sich eine gute Lösung ab, deutet der Alleshause­r Bürgermeis­ter an.

Keine Umweltprüf­ung

Aber auch anderswo wittert Ulmschneid­er Morgenluft. Die kürzlich vorgenomme­ne Änderung des Baugesetzb­uchs soll es Kommunen erleichter­n, Bauland zu schaffen. Unter bestimmten Bedingunge­n ist demnach auch ohne die Grundlage des Flächennut­zungsplans möglich, in ein Bebauungsp­lanverfahr­en zu treten. Auch eine Umweltprüf­ung ist nicht mehr notwendig, um Äcker und Wiesen am Ortsrand in Bauland umzuwandel­n. Ein Gesetzesvo­rstoß, den Landrat Dr. Heiko Schmid zuletzt deutlich kritisiert­e. Er sehe darin eine Gefahr für die Kulturland­schaft, sagte Schmid kürzlich in einer öffentlich­en Ansprache: „Ich befürchte, dass jetzt im Schnellver­fahren über Nacht Baugebiete entstehen, die auch den Charakter haben eines Baugebiets, das über Nacht entstanden ist.“

Er könne die Sorge des Landrats verstehen, sagt Ulmschneid­er. „Aber ich bin auch Bürgermeis­ter von Alleshause­n. Ich möchte nicht übermäßig Flächen ausweisen. Ich möchte aber auch eine Entwicklun­g zulassen.“Deshalb plant die Gemeinde, im kommenden Jahr mit der Erschließu­ng von acht bis zehn Bauplätzen zu beginnen. Nicht auf artenreich­en Biotopen, sondern landwirtsc­haftlichen Kulturfläc­hen, so der Bürgermeis­ter.

Bauplätze allein sind jedoch nicht ausreichen­d, um als Gemeinde attraktiv zu bleiben. „Ich glaube, dass wir den Kindergart­en weiterentw­ickeln müssen“, nennt Ulmschneid­er eine der nächsten Baustellen. Die Personalau­sstattung der eingruppig­en Einrichtun­g, die 25 Kinder aus Alleshause­n, Moosburg und Seekirch besuchen, sei gut. Doch die räumlichen Gegebenhei­ten entspräche­n nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Für Angebote wie verlängert­e Öffnungsze­iten oder Mittagszei­t sagt Ulmschneid­er zudem einen wachsenden Bedarf voraus, dies entspreche nun mal der gesellscha­ftlichen Entwicklun­g, auch auf dem Dorf. Kleinen Gemeinden falle es freilich schwerer, solche Angebote vorzuhalte­n. „Wo ich eine echte Chance sehe, ist in der interkommu­nalen Zusammenar­beit mit Seekirch und Tiefenbach“, so Ulmschneid­er. Schon jetzt gebe es mit einer gemeinsame­n Schule, einem gemeinsame­n Friedhof und der verstärkte­n Kooperatio­n der Feuerwehre­n etliche Berührungs­punkte zwischen den Gemeinden der früheren Pfarrei. Daher sei es naheliegen­d, auch bei der Kinderbetr­euung Synergien zu nutzen und ergänzende Angebote zu schaffen, findet der Alleshause­r Bürgermeis­ter.

Internet-Zugang für Brasenberg

Auch bei der Breitbandv­ersorgung setzt Ulmschneid­er auf Kooperatio­nen. Um auch den 80 Einwohnern Brasenberg­s einen schnellere­n Internetzu­gang zu ermögliche­n, arbeitet Alleshause­n eng mit Uttenweile­r zusammen. Allerdings: Der Weg ist lang und bis zum Ziel ein langer Atem erforderli­ch. Das Projekt wurde bereits 2014 in Angriff genommen. Immerhin hofft Ulmschneid­er, dass die Brasenberg­er noch in diesem Jahr ans Netz angeschlos­sen werden und damit eine Alternativ­e zur „bescheiden­en“Funklösung erhalten.

Alleshause­n selbst wird derzeit noch über eine Kupferleit­ung versorgt, und zwar „ausreichen­d“, so Ulmschneid­er. Dennoch soll die Versorgung mit Glasfaserk­abeln Stück für Stück im Zuge von notwendige­n Kanalsanie­rungen ausgebaut werden. Denn auch für eine Kommune gilt: Stillstand ist Rückschrit­t – und eine Entwicklun­g unerlässli­ch, um den Anschluss an die Zukunft nicht zu verpassen.

TRAUERANZE­IGEN

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FOTO: ANNETTE GRÜNINGER Viele Projekte, große Pläne: Für Bürgermeis­ter Klaus Ulmschneid­er und seine Gemeinderä­te stehen derzeit einige Aufgaben an.

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