Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sturm-Juwel mit Wörterbuch
Youngster Córdova krönt starken FCA-Offensivauftritt beim 2:2 gegen Gladbach und fühlt sich wie im Traum
AUGSBURG - Dass ein Offensivakteur der Mann des Spiels wurde, war nicht wirklich überraschend. Dass er jedoch aus den Reihen der Ausgburger stammte, hätten vor dem 2:2 (1:2) gegen Borussia Mönchengladbach aber wohl die wenigstens vermutet. Sergio Córdova hieß der gefeierte Schütze des Ausgleichtores in der 89. Minute. „Ich bin sehr glücklich über mein erstes Tor in der Bundesliga. Das ist ein Traum“, sagte der 20 Jahre alte Neuzugang und ließ beinahe den zum Gegner aus Gladbach gewechselten Ex-Fanliebling Raúl Bobadilla vergessen. Der war vor dem Anpfiff verabschiedet und noch einmal gefeiert worden.
Etwa zwei Stunden später feierten die Fans dann Córdova, der auch abseits des Platzes derzeit vollen Einsatz zeigt. „Zielstrebig, lernwillig und wissbegierig“, sei der Angreifer aus Venezuela, lobte Trainer Manuel Baum. „Er hockt vor dem Spiel noch mit seinem Übersetzungsbuch in der Kabine.“Die Kombination sei einfach super.
Das hätte Baum auch über das Spiel seiner Mannschaft zuvor sagen können. Vor der Saison auch wegen der Abschiede von Bobadilla sowie den Routiniers Paul Verhaegh und Halil Altıntop von vielen Experten als Absteiger Nummer 1 gehandelt (die Niederlage zum Auftakt in Hamburg war auch nicht gerade ruhmreich), zeigte sich gerade in der zweiten Hälfte, dass durchaus mehr im Augsburger Kader stecken könnte. „Viele haben uns schon abgeschrieben. Aber wir haben heute bewiesen, dass wir bestehen können in der Bundesliga“, sagte der von Absteiger Darmstadt verpflichtete Marcel Heller nach Abpfiff.
Der FCA war furios ins Spiel gestartet. Bereits nach 36 Sekunden zappelte der Ball im Gladbacher Netz. Alfred Finnbogason erzielte das schnellste Tor in sieben Bundesligajahren des FC Augsburg: „Das ist eine schöne Geschichte. Aber Tor bleibt Tor, ob in der ersten oder 90. Minute“, meinte der Isländer. Zudem sorgte die Führung nicht gerade für Sicherheit. „Wir waren selber etwas überrascht über die frühe Führung und hatten dann keinen Zugriff auf das Spiel mehr. Die Halbzeitpause kam dann gelegen. Da konnten wir uns sammeln und dann Vollgas geben“, sagte Kapitän Daniel Baier – einer der aktivsten Augsburger. Am Schluss stand ein Eckenverhältnis von 10:0, insgesamt 24 Augsburger Torschüsse und zahlreiche Offensivaktionen, die allerdings oftmals fahrlässig vergeben wurden.
„Ich hatte schon befürchtet, dass ich ähnlich argumentieren muss wie in Hamburg. Die Jungs haben mir schon ein bisschen leidgetan“, meinte Baum, der das Anrennen nach der Pause durch einen Dreifachwechsel in der 76. Minute noch verstärkte. „Alternativen hat der Trainer ja genug im Kader“, sagte ein zufriedener Manager Stefan Reuter anspielend auf Augsburgs Blähkader mit rund 40 Akteuren: „Wir haben heute gezeigt, dass wir durchaus die Qualität haben und sind nun selbstbewusst.
Die Gladbacher mussten dagegen mit sich und ihrem Augsburg-Fluch hadern. Im siebten Versuch gelang der Elf vom Niederrhein wieder kein Sieg, obwohl den Toren durch Neuzugang Denis Zakaria (7.) und Oscar Wendt (30.) in der ersten Hälfte noch weitere hätten folgen können. Doch seine Mannschaft sei derzeit noch im Lernprozess, sagte Trainer Dieter Hecking: „Wohin das dann geht? Deutscher Meister werden wir, glaube ich, nicht.“