Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sturm-Juwel mit Wörterbuch

Youngster Córdova krönt starken FCA-Offensivau­ftritt beim 2:2 gegen Gladbach und fühlt sich wie im Traum

- Von Felix Alex

AUGSBURG - Dass ein Offensivak­teur der Mann des Spiels wurde, war nicht wirklich überrasche­nd. Dass er jedoch aus den Reihen der Ausgburger stammte, hätten vor dem 2:2 (1:2) gegen Borussia Mönchengla­dbach aber wohl die wenigstens vermutet. Sergio Córdova hieß der gefeierte Schütze des Ausgleicht­ores in der 89. Minute. „Ich bin sehr glücklich über mein erstes Tor in der Bundesliga. Das ist ein Traum“, sagte der 20 Jahre alte Neuzugang und ließ beinahe den zum Gegner aus Gladbach gewechselt­en Ex-Fanlieblin­g Raúl Bobadilla vergessen. Der war vor dem Anpfiff verabschie­det und noch einmal gefeiert worden.

Etwa zwei Stunden später feierten die Fans dann Córdova, der auch abseits des Platzes derzeit vollen Einsatz zeigt. „Zielstrebi­g, lernwillig und wissbegier­ig“, sei der Angreifer aus Venezuela, lobte Trainer Manuel Baum. „Er hockt vor dem Spiel noch mit seinem Übersetzun­gsbuch in der Kabine.“Die Kombinatio­n sei einfach super.

Das hätte Baum auch über das Spiel seiner Mannschaft zuvor sagen können. Vor der Saison auch wegen der Abschiede von Bobadilla sowie den Routiniers Paul Verhaegh und Halil Altıntop von vielen Experten als Absteiger Nummer 1 gehandelt (die Niederlage zum Auftakt in Hamburg war auch nicht gerade ruhmreich), zeigte sich gerade in der zweiten Hälfte, dass durchaus mehr im Augsburger Kader stecken könnte. „Viele haben uns schon abgeschrie­ben. Aber wir haben heute bewiesen, dass wir bestehen können in der Bundesliga“, sagte der von Absteiger Darmstadt verpflicht­ete Marcel Heller nach Abpfiff.

Der FCA war furios ins Spiel gestartet. Bereits nach 36 Sekunden zappelte der Ball im Gladbacher Netz. Alfred Finnbogaso­n erzielte das schnellste Tor in sieben Bundesliga­jahren des FC Augsburg: „Das ist eine schöne Geschichte. Aber Tor bleibt Tor, ob in der ersten oder 90. Minute“, meinte der Isländer. Zudem sorgte die Führung nicht gerade für Sicherheit. „Wir waren selber etwas überrascht über die frühe Führung und hatten dann keinen Zugriff auf das Spiel mehr. Die Halbzeitpa­use kam dann gelegen. Da konnten wir uns sammeln und dann Vollgas geben“, sagte Kapitän Daniel Baier – einer der aktivsten Augsburger. Am Schluss stand ein Eckenverhä­ltnis von 10:0, insgesamt 24 Augsburger Torschüsse und zahlreiche Offensivak­tionen, die allerdings oftmals fahrlässig vergeben wurden.

„Ich hatte schon befürchtet, dass ich ähnlich argumentie­ren muss wie in Hamburg. Die Jungs haben mir schon ein bisschen leidgetan“, meinte Baum, der das Anrennen nach der Pause durch einen Dreifachwe­chsel in der 76. Minute noch verstärkte. „Alternativ­en hat der Trainer ja genug im Kader“, sagte ein zufriedene­r Manager Stefan Reuter anspielend auf Augsburgs Blähkader mit rund 40 Akteuren: „Wir haben heute gezeigt, dass wir durchaus die Qualität haben und sind nun selbstbewu­sst.

Die Gladbacher mussten dagegen mit sich und ihrem Augsburg-Fluch hadern. Im siebten Versuch gelang der Elf vom Niederrhei­n wieder kein Sieg, obwohl den Toren durch Neuzugang Denis Zakaria (7.) und Oscar Wendt (30.) in der ersten Hälfte noch weitere hätten folgen können. Doch seine Mannschaft sei derzeit noch im Lernprozes­s, sagte Trainer Dieter Hecking: „Wohin das dann geht? Deutscher Meister werden wir, glaube ich, nicht.“

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FOTO: DPA Sergio Córdova wechselte aus Caracas direkt in die Herzen der Fans.

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