Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wenig hellgelb, mehr dunkel
Blütenhonig-Ernte fällt in diesem Jahr sehr gering aus – Klima erschwert Arbeit der Imker
LANDKREIS BIBERACH - Den hellgelben Blütenhonig gibt es in diesem Jahr in der Region Biberach nur sehr wenig. Ein Grund dafür war der starke Kälteeinbruch im Frühjahr. „Durch den Schnee sind die meisten Blüten der regionalen Obstbäume und Blumen erfroren“, sagt Helmut Fesseler, Vorsitzender des BezirksImkervereins Biberach. „Die erfrorenen Blüten produzieren keinen Nektar mehr, den die Bienen aber brauchen, um Honig zu erzeugen.
Ein Bienenvolk produzierte deshalb dieses Jahr nur etwa zehn Kilo Blütenhonig. Das reiche, laut Fesseler, nicht einmal, um den Winterfutterbedarf der Bienen zu decken. In den vergangenen 50 Jahren lag der Durchschnitt des Blütenhonigs in der Region bei 25 Kilo pro Bienenvolk. „Der Rückgang kommt daher, dass in unserer Gegend immer weniger Raps, dafür mehr Energiepflanzen angebaut werden. Bei den Rapsblüten haben die Bienen meistens ihren Nektar geholt“, sagt Fesseler. Außerdem sind die für Bienen lebensnotwendigen Blütenpollen, nach dem Frost ebenfalls abgestorben. „Dadurch sind die Bienenvölker geschwächt.“
Besonders ertragreich war dieses Jahr jedoch der dunkle Waldhonig, zumindest im östlichen Rißtal. „Das liegt zum einen daran, dass wir 2016 einen warmen Herbst hatten. Zum anderen kam Ende April 2017 ein starker Wintereinbruch, der zwar schlecht für den Blütenhonig, aber gut für den Waldhonig ist“, erklärt Fesseler. So stellt ein gutes Bienenvolk dieses Jahr 40 Kilo Waldhonig her. „Das reicht dann auch für drei Jahre, denn ein gutes Waldhonig-Jahr gibt es nur alle zwei bis vier Jahre.“
Blüten vor Frost besser schützen
Eine einfache Lösung, dem Rückgang des Blütenhonigs entgegenzuwirken, gibt es indes nicht. „Haupt ursächlich ist natürlich der Klimawandel der vergangenen Jahre“, sagt Fesseler. Jedoch hat der Experte Tipps für Verbraucher und Imker, um den Bienen zu helfen, mehr Blütenhonig zu erzeugen.
„Zuerst einmal kann jeder einen Obstbaum im Garten pflanzen oder einen bereits vorhandenen nicht fällen.“Wenn das jeder machen würde, hätten die Bienen laut Fesseler mehr Auswahl. „Außerdem können Hobbygärtner ihre Blüten zum Beispiel mit einem Tuch besser vor Frost schützen.“
Für Imker hat Helmut Fesseler einen anderen Tipp: „Die Imker können mit ihren Bienenvölkern wandern. Das ist zwar teilweise umständlich und anstrengend für die Bienenvölker, aber es reichen schon kleine Entfernungen.“So könne ein Imker aus Biberach beispielsweise nach Erbach fahren, wo es noch deutlich mehr Rapsfelder gebe.