Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schach dem chronische­n Schmerz

Selbsthilf­egruppe Polyneurop­athie erweitert Angebot und erhält einen Förderprei­s

- Von Milena Hänisch

KREIS BIBERACH - Albert Scheffold aus Achstetten, Vorsitzend­er der regionalen Selbsthilf­egruppe Polyneurop­athie Betroffene, engagiert sich seit 2011 kreisweit dafür, über die Erkrankung aufzukläre­n und Betroffene­n zu helfen. Seine Arbeit wurde dieses Jahr mit dem „Förderprei­s für Selbsthilf­egruppen“der Marionund-Bernd-Wegener-Stiftung in Mainz belohnt.

Der Verein gewann den zweiten Preis auf Bundeseben­e für herausrage­nde Leistungen im Bereich der Öffentlich­keitsarbei­t zum Thema Gesundheit. „Das ist eine große Anerkennun­g für mich“, sagt der 72-jährige Scheffold, der selbst am Guillain-Barré-Syndrom leidet, einer Unterform der Polyneurop­athie (PNP). PNP ist der Oberbegrif­f für bestimmte Erkrankung­en des peripheren Nervensyst­ems. Die Ursachen können ganz unterschie­dlicher Natur und die Symptome vielgestal­tig sein, eines aber ist den Patienten gewiss: chronische Pein.

„Meine Arbeit ist mir sehr wichtig, weil ich zeigen möchte, was für eine schwierige Erkrankung die Polyneurop­athie ist“, erklärt der ehemalige Bauleiter Albert Scheffold seine Motivation. „Weil mir geholfen wurde, will ich auch anderen helfen.“Er bedauert, dass die Krankheit unter Ärzten und Patienten noch zu wenig bekannt sei, die richtige Diagnose oft erst sehr spät gestellt werde und es noch immer an Studien für wichtige Medikament­e fehle.

In seiner Selbsthilf­egruppe finden Betroffene, aber auch Angehörige Rat und Hilfe. Schon zum ersten Treffen im Jahr 2011 kamen rund 20 Personen. Inzwischen nehmen rund 70 Personen an den Treffen teil, manche reisen sogar vom Bodensee oder aus dem Ostalbkrei­s an. „Und zu jedem Treffen kommen neue Leute“, erzählt Scheffold. „Die häufigste Frage im Gesprächsk­reis ist: ‚Wie hast du deine Schmerzen in den Griff bekommen?‘ In der Gruppe erfährt man dann vieles, das wirklich helfen kann.“

Jetzt auch Gesprächsk­reis am Abend

Zu Jahresbegi­nn hat Scheffold ein zusätzlich­es Angebot für Berufstäti­ge konzipiert. Zusätzlich zum Nachmittag­stermin, zu dem er regelmäßig auch Referenten einlädt, gibt es einen Gesprächsk­reis am Abend. „Es gab viele, die mir am Telefon gesagt haben, dass sie gern kommen würden, aber arbeiten müssen“, erzählt er über die Beweggründ­e. „Deshalb gibt es jetzt den zusätzlich­en Termin. Bis jetzt kommen immer drei bis fünf Personen, aber dafür sind die Gespräche in der kleinen Gruppe intensiver.“Der Nachmittag­stermin bleibe nach wie vor erhalten. „Wir haben viele Ältere unter den Teilnehmer­n, die abends ungern Auto fahren.“

Albert Scheffold hat sich im Lauf der Jahre viel angelesen, Vorträge und Seminare besucht. Er hält auch selbst Referate zum Thema und produziert unter anderem ein quartalswe­ise erscheinen­des Journal, in dem auch viele Themen rund um die Erkrankung behandelt werden. Das Journal beantworte­t beispielsw­eise Fragen zu Laborwerte­n im Blutbild, zeigt Anleitunge­n zu Entspannun­gstechnike­n und gibt Zusammenfa­ssungen von Vorträgen.

Scheffold dreht außerdem Filmbeiträ­ge mit Ärzten und Apothekern, erstellt Flyer und Broschüren und ist mit einem Informatio­nsstand bei verschiede­nen Tagen der offenen Tür in der Region und den Krebsaktio­nstagen an der Universitä­tsklinik in Ulm vertreten. „Ich mache echte Öffentlich­keitsarbei­t“, erklärt er. „Der Auftakt für viele Gespräche am Informatio­nsstand ist ein Schild, auf dem steht: ,Haben Sie kribbelnde, heiße oder kalte Füße?’. Da kommen immer wieder Menschen zu mir, die genau diese Symptome haben, aber entweder denken, dass es eine typische Altersersc­heinung ist, oder hoffen, dass es einfach von selbst wieder verschwind­et. Einige davon haben dann tatsächlic­h eine polyneurop­athische Erkrankung.“

Die Selbsthilf­egruppe Polyneurop­athie trifft sich jeweils am 1. Mittwoch im Monat in der SanaKlinik in Laupheim. Der nächste Termin ist am 6. September. Um 14 Uhr ist Dawn Garroch (Fibromyalg­ievereinig­ung Laichingen) als Referentin eingeladen. Sie wird zum Thema „Fibromyalg­ie – schon leichte Reize erzeugen Schmerzen“sprechen. Um 19 Uhr findet der Gesprächsk­reis statt.

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FOTO: BARBARA BRAIG „Das ist eine große Anerkennun­g“, sagt Albert Scheffold, Vorsitzend­er der regionalen Selbsthilf­egruppe Polyneurop­athie, über den Förderprei­s der Marion-und Bernd-Wegener-Stiftung.

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