Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit Bus und Bahn auf der Seidenstra­ße

Rund zweieinhal­b Monate war der Riedlinger Roland Uhl unterwegs – Ein Jugendtrau­m hat sich erfüllt

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Es war ein Jugendtrau­m. Mit 12 oder 13 Jahren hat Roland Uhl zwei Bücher über die Seidenstra­ße gelesen. Damals hat er sich vorgenomme­n, diese eines Tages zu bereisen. Über 50 Jahre später war es soweit: Ende Juni ist der Riedlinger aufgebroch­en. Nur mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln reiste er von China über Kirgisien, Usbekistan und Iran bis in die Türkei. Mit seiner Ankunft in Europa am Montag hat die Abenteuerr­eise ihr Ende gefunden. Und sein Fazit: „Es war so wie ich es mir immer vorgestell­t habe.“Nur vom Iran war er deutlich beeindruck­ter, als er es sich hätte vorstellen können.

Es war eine Reise über mehrere Tausend Kilometer und über mehrere Länder. Es war eine wirkliche Abenteuerr­eise, denn in vielen Ländern und Landstrich­en sprachen die Menschen kein Englisch, und Uhl nicht die Landesspra­che. Gerade in China galt es sich mit Händen und Füßen zu verständig­en und seine Informatio­nen einzuholen. „Mit den Leuten zu reden war nicht drin“, sagt er. Zwar hatte er etwa ein chinesisch­es Wörterbuch, aber das half nur begrenzt weiter. Doch der Lehrer wusste sich soweit zu verständig­en, dass er stets weiterkam und seiner Reiseroute von Ost nach West folgen konnte. Und dass er kyrillisch­e Schriftzei­chen lesen kann, half ihm in Teilen der Reiseroute weiter.

„Angefangen hat alles mit zwei dicken Schmökern, die ich von meinen Eltern (vermutlich zu Weihnachte­n) geschenkt bekam. Fritz Mühlenberg hat sie geschriebe­n, ein ehemaliger Weggefährt­e Sven Hedins. ,Großer Tiger und Kompass-Berg’, so der Titel des ersten Buches, und ,Null Uhr fünf in Urumtschi’ der Titel des zweiten Bandes“, so Uhl im Reiseblog zu seiner Tour. Und er schreibt weiter: „Tolle Landschaft­sbeschreib­ungen haben mich bereits damals fasziniert, Wüste, Oasen, Karawanser­eien und: da muss ich mal hin. Und jetzt setze ich dies um.“

Am 27. Juni hat der 65-Jährige sein Bündel geschnürt, den Flieger genommen ab ins Ferne China. Die Hauptstadt Peking war Ausgangspu­nkt der Tour auf den Spuren von Marco Polo. Die große Mauer hat er besichtigt, aber auch das neue Olympiasta­dion. Das hat ihn schwer beeindruck­t. Aber auch den Platz des himmlische­n Friedens, auf dem 1989 ein Volksaufst­and blutig niedergesc­hlagen wurde, hat er besucht.

Uhl ist voller Bilder und Eindrücke seiner zweieinhal­b Monate durch Asien. Mit Bussen ist er gefahren, mit Regionalzü­gen genauso wie mit schnellen modernen Zügen. Mit Taxifahrer­n hat er um das Geld gefeilscht. In Großstädte­n und in ländlichen Regionen war er unterwegs und hat viele Sehenswürd­igkeiten, wunderschö­ne Moscheen, Ruinenstäd­te und auch eine echte Seidenfabr­ik besucht. Geschichte und Gegenwart zum Anfassen. Aber auch von Krankheite­n blieb er nicht verschont. Eine herftige Magen-Verstimmun­g ereilte ihn, so dass er seine Reise unterbrech­en musste.

Bei aller guter Planung im Vorfeld – Spontaneit­ät und Flexibilit­ät waren immer angesagt. Vor Ort mussten Routen geändert und neue Verkehrsmi­ttel gesucht werden. Flexibilit­ät war auch bei der Reiseroute notwendig. Die führte über China nach Nepal an den Fuß des Mount Everest, weiter nach Kirgisien und Usbekistan, den Iran, Aserbaidsc­han und die Türkei. Eine Reise auf der eigentlich­en Hauptroute nach Aleppo und Damaskus war aufgrund der gefährlich­en Situation in Syrien nicht möglich. Aber auch für Turkmenist­an erhielt Uhl kein Visum. „Die wollen einfach keine Individual­reisenden in dem Land“. Für 500 Dollar am Tag hätte er einreisen dürfen – aber das war es ihm nun doch nicht wert.

Vom Iran beeindruck­t

Völlig unkomplizi­ert hat hingegen seine Einreise in den Iran geklappt. Ein Visum hat er vor Ort erhalten. Und Uhl ist völlig begeistert, wenn er von diesem Land spricht, das hierzuland­e nicht gerade den besten Ruf hat. „Iran hat mich auf meiner Reise am meisten beeindruck­t“, erzählt Uhl. Die Menschen seien offen und freundlich gewesen. Die Eindrücke, die man von außen erhält, passen nicht zu den Erfahrunge­n, die er hier gemacht hat. Die Menschen wissen was sie wollen, sagt er. Viele sprechen Englisch, weil Bildung ihre Chance ist. „Diese Gesellscha­ft wird sich öffnen“, ist sich der Riedlinger sicher. Aber auch die Bauwerke, die Schönheit der Stadt Isfahan oder das Felsendorf Kandovan haben ihn schwer beeindruck­t.

Wiedersehe­n mit Studienfre­und

In der Türkei gab es für Uhl noch ein besonderes Wiedersehe­n. In Adana hat er einen Studienkol­legen der Pädagogisc­hen Hochschule in Weingarten wiedergetr­offen. Vor elf Jahren habe er diesen zum letzten Mal gesehen. Nun, da er so nah an dessen Wohnort vorbeikam, war ein Abstecher bei seinem Studienfre­und selbstvers­tändlich. Dort habe er auch „echte türkische Gastfreund­schaft“erlebt.

Nun ist seine Reise auf der Seidenstra­ße beendet. Nach zweieinhal­b Monaten allein von Ost nach West ist er am Montag in Griechenla­nd angekommen, wo er noch bis zum 21. September verweilen will. Dass er diese etwas andere Reise unternomme­n hat, bereut der Riedlinger Gemeindera­t keineswegs: „Damit habe ich mir meinen Jugendtrau­m erfüllt“, sagt er. „Das hat alles so gepasst; so habe ich mir das vorgestell­t.

Und doch freut er sich nun auch wieder auf das Leben im Oberschwäb­ischen. Denn eines hat er auf der Reise vermisst: Gute Gespräche mit Freunden. „Das geht einem schon ab. Gute Gespräche sind Gold wert.“

Auf der Internetse­ite www.seidenstra­ssemitbusu­ndbahn.eu hat

Roland Uhl seine Eindrücke in einem Blog gesammelt.

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FOTO: UHL/PRIVAT Roland Uhl auf der Chinesisch­en Mauer.
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Beeindruck­ende Schönheit: Ein Bild der iranischen Stadt Isfahan.
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Auf dem Dach der Welt: Der Riedlinger war auch im Himalaya unterwegs.

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