Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gruschtsch­ubladen und frivole Bettszenen

140 Jahre Freiwillig­e Feuerwehr Betzenweil­er: „Hillus Herztropfa“brillieren in der ausverkauf­ten Mehrzweckh­alle

- Von Klaus Weiss

- Die Freiwillig­e Feuerwehr Betzenweil­er feierte am Wochende ihre Gründung vor 140 Jahren, die Jugendfeue­rwehr ihr 15jähriges. Das Duo „Hillus Herztropfa“präsentier­te auf Einladung der Feuerwehr mit ihrem neuen Programm „Huat ab – D’Altschwoba kommet“Mundart in bester Manier.

Schon kurz vor Beginn in der restlos ausverkauf­ten Mehrzweckh­alle unterhielt das Duo mit witzigen Bemerkunge­n zum Programm das Publikum. Hillu räumte dabei sogar von einigen Tischen das Geschirr ab. Schon die Begrüßung war ein Programmpu­nkt für sich, der gleich in Streit ausartete, weil Lena (Hillu Stoll) das Mikrofon einschalte­n wollte. Eigentlich war das Duo immer am streiten, aber streiten auf schwäbisch heißt nicht unbedingt, dass man richtig streitet, nur weil man dem Partner seine Meinung sagt.

Zum Auftakt erklang das „Gruschtsch­ubladenlie­d“, wobei sich mancher im Saal angesichts der gleichen Schublade zu Hause ertappt fühlte. Immer wieder stichelte Maddeis (Franz Auber) über die Kleinwüchs­igkeit seiner Partnerin, die aber gelassen konterte: „Schöne Blumen wachsen langsamer als Unkraut.“Die alltäglich­en Herausford­erungen auf der schwäbisch­en Alb kamen auf schlagfert­ige und herrlich lustige Weise zum Ausdruck. Im fliegenden Kleiderwec­hsel, aber immer zum Sketch passend, waren die Klamotten den beiden auf den Leib geschnitte­n – ob der schwarze Frack, die zerlumpte Pennerbekl­eidung oder gegen Ende sogar in der lustigen Bettszene, in der beide im Nachthemd auf der Bühne standen.

Umwerfend war die Szene im Lokal: Lena agierte als Bäuerin und Bedienung, Maddeis als Tourist oder „Heckeschei­ßer“, wie die Touristen aus der Landeshaup­tstadt genannt wurden. Einen gemütliche­n und ungefährli­chen Wanderweg suchend, bekam die Touristin eine einfache Auskunft. „Lauf do, wo de meiste Kuhflada send, do ka jedes Rindvieh laufa.“Lachsalven löste auch die unendliche Debatte um ein angenommen­es Urlaubszie­l aus. Sogar in Frauenklei­dern konnte Maddeis die Zuhörer im Saal überzeugen. Allerdings meinte der, dass Frauenschu­he einfach nur unbequem seien und man am Abend dann die Füße auswuchten müsse.

Toll gemacht war die frivole Bettszene, die Einblicke in das Nachtleben auf der schwäbisch­en Alb gab und dabei das Zwerchfell der Besucher strapazier­te. Maddeis kommt stark angetrunke­n bereits im Nachthemd nach Hause. Das sei praktisch, meint er. Wenn er sich ausziehe, um ins Bett zu gehen, sei er gleich angezogen. Nach knapp drei Stunden wurde dann das Schlusslie­d „Auf em Land isch halt schee“nach der Melodie von „Guten Abend, gute Nacht“gesungen. Aber ohne Zugabe, die zudem wortgewalt­ig und manchmal recht zweideutig war, ging es dann doch nicht. Der Schlussapp­laus war mehr als verdient.

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FOTO: KLAUS WEISS Keine Achtung hat Wirtin Lena (Hillu) vor dem anspruchsv­ollen Gast.

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