Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In Möhringen heißt es „Wasser marsch!“
Freiwillige Feuerwehr Engerazhofen führt beim Altertümlichen Handwerkermarkt historische Löschübungen vor
MÖHRINGEN (sz) - Beim 7. Altertümlichen Bauern- und Handwerkermarkt, der am Sonntag, 17. September, in Möhringen stattfindet, möchte die Musikkapelle nicht nur altes Handwerk zeigen, sondern auch einen Einblick in das Dorfleben aus früheren Zeiten geben. Eine wichtige Institution im Dorf war und ist die Feuerwehr. Deshalb präsentiert die Engerazhofener Wehr ihre historische Spritze aus dem Jahr 1882.
Bereits zum zweiten Mal ist die Freiwillige Feuerwehr Engerazhofen auf dem Möhringer Bauern- und Handwerkermarkt zu Gast – zustandegekommen durch verwandtschaftliche Kontakte. Sie hat derzeit eine Mannschaftsstärke von 27 Mann. Unter dem Motto „Wasser marsch“werden die Feuerwehrleute mit der alten Spritze, alter historischer Ausrüstung und Uniform im Marktgelände verschiedene „Löschangriffe“durchführen und zeigen, wie in früheren Zeiten die Brände im Dorf gelöscht wurden.
Wie die Möhringer Dorfchronik berichtet, lag das Feuerlöschwesen in früheren Jahrhunderten in Möhringen allerdings sehr im Argen. Gott sei Dank ist aber von größeren Feuerkatastrophen nichts bekannt. Im Gegenteil: 1846 heißt es, dass seit unvordenklicher Zeit kein Brand vorgekommen ist. Doch im gleichen Jahr forderte das Oberamt Riedlingen die Gemeinde auf, eine „Wagenfeuerspritze“anzuschaffen. Aber der Gemeinderat und Bürgerausschuss sperrten sich wegen der hohen Kosten und der Armut des Ortes.
Erst im Jahr 1853 wurde dann beim Riedlinger Glockengießer Manz eine Tragfeuerspritze bestellt. Am 5. Juni 1886 waren nach der Chronik bei der Feuerwehr in Möhringen vorhanden: eine Tragspritze mit drei Hanfschläuchen (24 Meter), sechs blecherne Feuereimer, drei Anstellleitern, zwei Dachleitern, acht Hauerhacken, ein Wasserzuber, zwei Sturmlaternen und eine Pechfackel.
„Nachlöschen“mit Bier
Aufgrund der neuen Landes feu erlös ch verordnung wurde dann im Jahr 1887 mit den ersten Feuerwehrproben der Grundstein für die Freiwillige Feuerwehr Möhringen gelegt. Am 28. Februar 1889 bekam die Wehr von der damaligen Firma C.D. Magirus Feuerwehr requisiten fabrik aus Ulm eine vierräderige Saug-und Feuerwehrspritze geliefert. Die Gesamtstärke der Wehr lag damals bei rund 60 Mann.
In dieser Zeit wurde auch in Engerazhofen bei Leutkirch eine Feuerwehrspritze angeschafft. Die alte Spritze aus dem Jahr 1882 war bis ins Jahr 1960 voll im Einsatz und wurde dann von einem Tragkraft-Spritzenwagen mit Benzinmotor abgelöst. Die ausgemusterte alte Spritze restaurierten die Feuerwehrleute in 300 Stunden Arbeit vollständig. Sie ist vollkommen funktionsfähig.
Ob das „Nachlöschen“bei den Engerazhofern auch so verläuft, wie dies in der Möhringer „Local-FeuerOrdnung“von 1826 beschrieben ist, wird sich am Markttag zeigen. Darin heißt es: Der „Obmann“, also der Kommandant, darf, wenn es auswärts brennt, der Lösch-Mannschaft auf Rechnung der hiesigen Gemeindepflege nach gelöschtem Feuer, oder nach erhaltener Ablösung einen „Trunk von ½ Maas Bier nebst Brod“, und wenn der Weg weit oder die Anstrengung groß ist, das Doppelte reichen lassen. Da passt es gut, dass am Bauern- und Handwerkermarkt auch das alte Möhringer Gasthaus „Rössle“wieder geöffnet hat.
Der Markt dauert von 10 bis 18 Uhr und findet bei jeder Witterung statt.