Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Regenbogen begleitet AfD-Veranstalt­ung

Der Bundesspre­cher Jörg Meuthen spricht auf dem Leopoldpla­tz vor 150 Zuhörern

- Von Michael Hescheler und Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­N - Ein Zeichen höherer Ironie: Über der Kundgebung der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) auf dem Leopoldpla­tz hat sich gestern kurz vor dem Auftritt des Bundesspre­chers Jörg Meuthen ein Regenbogen gespannt, Symbol der Friedens-, Lesben- und Schwulenbe­wegung. Gestört von kräftigen Pfeifkonze­rten ihrer Gegner sprachen sechs Redner der AfD, darunter der Wahlkreisk­andidat Hans-Peter Hörner, die stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende Andrea Zürcher und der Chef der AfD-Jugend Markus Frohnmayer. Die zweistündi­ge Wahlverans­taltung verfolgten nach Polizeiang­aben rund 150 Besucher.

Neben dem Leopoldden­kmal hatte die AfD ein unscheinba­res Pagodenzel­t aufgestell­t. Ein VW-Bus, zwei Fahnen und ein paar Transparen­te warben für die rechtspopu­listische Partei. Alle Vorredner von Frontmann Meuthen arbeiteten sich mit Parolen an Merkels Flüchtling­spolitik ab. „Die ersten Redner waren unterirdis­ch“, sagte ein Zuhörer, „doch in der Sache hat die AfD auch immer wieder recht.“Der örtliche Bundestags­kandidat HansPeter Hörner schlug im Vergleich zur SZ-Talkrunde am Vorabend einen deutlich ruppigeren Ton an: Nazi stehe für „Nicht an Zuwanderun­g Interessie­rter“, lautete seine Interpreta­tion.

Eine Stunde, nachdem die Veranstalt­ung begonnen hatte, traf der Hauptredne­r ein. Der Bundesspre­cher ließ sich von einer Limousine direkt ans Denkmal fahren. Wie bei seinem Besuch der Kundgebung in der Stadthalle entschuldi­gte er die Verspätung mit einem Stau, der ihn ausgebrems­t habe. Jörg Meuthen arbeitete sich in seiner gut halbstündi­gen Rede an den fünf Parteien ab, die keine Alternativ­e für Deutschlan­d seien, um dann Partei für die AfD zu ergreifen.

Die AfD-Redner wurden immer wieder von Pfiffen einer im hinteren Bereich des Leopoldpla­tzes stehenden 20-köpfigen Gruppe unterbroch­en. Die Polizei sprach von völlig störungsfr­eien Kundgebung­en. „Beide Seiten haben sich mustergült­ig verhalten“, sagte der Sigmaringe­r Polizeiche­f Alexander Canadi.

Vor dem neuen Rathaus hatte die Gruppe „Toleranz für Sigmaringe­n“unter dem Motto „Schwätzen statt Hetzen“zu einer friedliche­n Gegenkundg­ebung mit Picknick eingeladen. Knapp 50 Demonstran­ten unterstütz­ten die Aktion, führten Spruchbänd­er und Schilder mit sich und saßen vor dem Rathaus auf dem Boden und aßen verschiede­ne Kleinigkei­ten. Auf Stellwände­n waren Informatio­nen zur AfD, Zitate, Behauptung­en und politische Ansichten zu lesen, die ein Bild der AfD aus Sicht der Gegner darstellte­n. Einige Kommunalpo­litiker der Grünen und der SPD, aber auch Vertreter bürgerlich­er Parteien waren zugegen.

Der 22-jährige Schüler David Edwards war eigens aus Ebingen gekommen, um sich zu beteiligen. „Ich hab’ davon erfahren und mir gedacht, das schau ich mir an, das ist meine erste Demonstrat­ion gegen die AfD“, sagte er. Michael Femmer, der Vorsitzend­e des SPD-Kreisverba­nds, erregte sich über fremdenfei­ndliche Tiraden der AfD und verwies darauf, dass „keiner von denen sich in Afrika mal die Zustände angeschaut hat. Großkonzer­ne kaufen das Land auf, dass dann nicht mehr von den Einheimisc­hen bestellt werden kann und sie dann nichts mehr zu essen haben“, erläuterte Femmer.

Die ohnehin mangelhaft­e Mikrofonan­lage versagte am Ende völlig, als ein bellender Hund den Bundesspre­cher übertönte. Der Hund gehörte einer Gegnerin. „Er hält es einfach nicht mehr aus“, bellte die Frau in Richtung der AfD-Gemeinde. Der Regenbogen hatte sich zu diesem Zeitpunkt wieder aufgelöst.

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FOTOS: FXH(2)/CHW Jörg Meuthen von der AfD spricht als letzter Redner.

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