Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Regenbogen begleitet AfD-Veranstaltung
Der Bundessprecher Jörg Meuthen spricht auf dem Leopoldplatz vor 150 Zuhörern
SIGMARINGEN - Ein Zeichen höherer Ironie: Über der Kundgebung der Alternative für Deutschland (AfD) auf dem Leopoldplatz hat sich gestern kurz vor dem Auftritt des Bundessprechers Jörg Meuthen ein Regenbogen gespannt, Symbol der Friedens-, Lesben- und Schwulenbewegung. Gestört von kräftigen Pfeifkonzerten ihrer Gegner sprachen sechs Redner der AfD, darunter der Wahlkreiskandidat Hans-Peter Hörner, die stellvertretende Kreisvorsitzende Andrea Zürcher und der Chef der AfD-Jugend Markus Frohnmayer. Die zweistündige Wahlveranstaltung verfolgten nach Polizeiangaben rund 150 Besucher.
Neben dem Leopolddenkmal hatte die AfD ein unscheinbares Pagodenzelt aufgestellt. Ein VW-Bus, zwei Fahnen und ein paar Transparente warben für die rechtspopulistische Partei. Alle Vorredner von Frontmann Meuthen arbeiteten sich mit Parolen an Merkels Flüchtlingspolitik ab. „Die ersten Redner waren unterirdisch“, sagte ein Zuhörer, „doch in der Sache hat die AfD auch immer wieder recht.“Der örtliche Bundestagskandidat HansPeter Hörner schlug im Vergleich zur SZ-Talkrunde am Vorabend einen deutlich ruppigeren Ton an: Nazi stehe für „Nicht an Zuwanderung Interessierter“, lautete seine Interpretation.
Eine Stunde, nachdem die Veranstaltung begonnen hatte, traf der Hauptredner ein. Der Bundessprecher ließ sich von einer Limousine direkt ans Denkmal fahren. Wie bei seinem Besuch der Kundgebung in der Stadthalle entschuldigte er die Verspätung mit einem Stau, der ihn ausgebremst habe. Jörg Meuthen arbeitete sich in seiner gut halbstündigen Rede an den fünf Parteien ab, die keine Alternative für Deutschland seien, um dann Partei für die AfD zu ergreifen.
Die AfD-Redner wurden immer wieder von Pfiffen einer im hinteren Bereich des Leopoldplatzes stehenden 20-köpfigen Gruppe unterbrochen. Die Polizei sprach von völlig störungsfreien Kundgebungen. „Beide Seiten haben sich mustergültig verhalten“, sagte der Sigmaringer Polizeichef Alexander Canadi.
Vor dem neuen Rathaus hatte die Gruppe „Toleranz für Sigmaringen“unter dem Motto „Schwätzen statt Hetzen“zu einer friedlichen Gegenkundgebung mit Picknick eingeladen. Knapp 50 Demonstranten unterstützten die Aktion, führten Spruchbänder und Schilder mit sich und saßen vor dem Rathaus auf dem Boden und aßen verschiedene Kleinigkeiten. Auf Stellwänden waren Informationen zur AfD, Zitate, Behauptungen und politische Ansichten zu lesen, die ein Bild der AfD aus Sicht der Gegner darstellten. Einige Kommunalpolitiker der Grünen und der SPD, aber auch Vertreter bürgerlicher Parteien waren zugegen.
Der 22-jährige Schüler David Edwards war eigens aus Ebingen gekommen, um sich zu beteiligen. „Ich hab’ davon erfahren und mir gedacht, das schau ich mir an, das ist meine erste Demonstration gegen die AfD“, sagte er. Michael Femmer, der Vorsitzende des SPD-Kreisverbands, erregte sich über fremdenfeindliche Tiraden der AfD und verwies darauf, dass „keiner von denen sich in Afrika mal die Zustände angeschaut hat. Großkonzerne kaufen das Land auf, dass dann nicht mehr von den Einheimischen bestellt werden kann und sie dann nichts mehr zu essen haben“, erläuterte Femmer.
Die ohnehin mangelhafte Mikrofonanlage versagte am Ende völlig, als ein bellender Hund den Bundessprecher übertönte. Der Hund gehörte einer Gegnerin. „Er hält es einfach nicht mehr aus“, bellte die Frau in Richtung der AfD-Gemeinde. Der Regenbogen hatte sich zu diesem Zeitpunkt wieder aufgelöst.