Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nächster Halt: Kulturnach­t

Das Programm bietet für fast jeden Geschmack etwas

- Von Marcus Golling

- Wer will, kann sich bis nachts um drei Heavy Metal um die Ohren hauen lassen. Oder sich sich von Psalmenver­tonungen zu tiefen Gedanken inspiriere­n lassen. Oder auch beides. Die Kulturnach­t Ulm/Neu-Ulm steht für Abwechslun­g und Kontraste, und das ändert sich auch bei der 17. Ausgabe nicht: Heute, Samstag, 16. September, erwarten die Besucher wieder Musik, bildende Kunst, Theater, Kabarett – und einige Schrägheit­en. Rund 500 Akteure bespielen 102 Orte auf beiden Seiten der Donau. Viel zu viel, um alles zu sehen. Deswegen hier ein paar Tipps, wo sich der Besuch lohnen könnte.

Wer ist neu dabei?

Interessan­t sind jedes Jahr natürlich die neuen Orte. Dieses Jahr ist das unter anderem der Projektrau­m „Putte“am Augsburger Tor in NeuUlm, wo Überrasche­ndes aus Überraschu­ngseiern ans Tageslicht gebracht werden soll. Bei ein paar anderen Neuzugänge­n ist es eher verwunderl­ich, dass sie bislang nicht dabei waren: etwa das StadthausC­afé, wo es Jazz-Pop mit der Gruppe Jazz in Time gibt, oder die Museumsges­ellschaft in der Neuen Mitte, wo Jazz von Ebbo’s Cinematic Serenaders auf Stummfilme von Buster Keaton trifft. Seine Kulturnach­tPremiere feiert auch der Verlag Topalian & Milani, der am Judenhof sein magisches Theater mit Literatur, Live-Musik, digitaler Kunst und Lichtproje­ktionen öffnet.

Was sind die Klassiker?

So reizvoll die neuen Angebote sind – ein paar Attraktion­en haben sich nicht umsonst bewährt. Etwa das Labyrinth im Theater Ulm, in dem die Besucher ungewöhnli­che Einblicke hinter die Kulissen bekommen: Jedes Jahr ein Garant für lange Schlangen. Ebenfalls ein Magnet sind die Museen und Ausstellun­gshäuser in der Ulmer Stadtmitte: Besonders die Kunsthalle Weishaupt hat zur Kulturnach­t so viele Besucher wie selten. Jedes Jahr wieder ein Spektakel ist das Varieté der Zirkusschu­le Serrando am Judenhof: An wohl keinem anderen Ort ist die Kulturnach­t so magisch. Wenn das Wetter mitspielt. Trocken, aber bisweilen ganz schön heiß geht es in jedem Fall in der Musikstraß­enbahn her, die zwischen Ehinger Tor und Donauhalle verkehrt.

Die fraglos eigenwilli­gste Location hat sich dieses Jahr der Verein Kunst-Werk gesichert: An Bord des Ausflugssc­hiffs Ulmer Spatz erwarten die Passagiere Sagen, Balladen und Songs über Donau- und andere Nixen. Abgelegt wird am Metzgertur­m. Eine Lebensform besichtige­n können die Nachtschwä­rmer in der Ulmer Zeitblomst­raße: Dort öffnet eine Ü40-Wohngemein­schaft ihre Türen, unter anderem für Musik und eine Szenenrevu­e. Ein besonderes Projekt hat auch der Künstler Mark Klawikowsk­i mit den Bewohnern des Mietshause­s Olgastraße 141 verwirklic­ht: Sie gestaltete­n gemeinsam eine ganze Serie von Bierdeckel­n, die nun am Entstehung­sort gezeigt werden. Auch ein Weißenhorn­er Gastspiel gibt es: Im Künstlerha­us gibt das Kollektiv Landrausch­en um Regisseuri­n Lisa Miller Einblicke in den gleichnami­gen Spielfilm, der Ende des Jahres seine Premiere haben soll.

Wo gibt es aktuelle Themen?

Die Debatte um das Airbus-Sponsoring vor zwei Jahren hat gezeigt: Die Kulturnach­t tut sich ein wenig schwer mit tagesaktue­llen Themen. Ein paar der Teilnehmer versuchen es trotzdem: Allen voran die Junge Ulmer Bühne, die sich in der Donaubasti­on musikalisc­h-kabarettis­tisch mit dem Thema „Her mit der Diktatur!“auseinande­rsetzt. Nur zaghaft öffnet sich die Kulturnach­t für Menschen aus anderen Kulturkrei­sen. „Wir sind deswegen auf die Künstler zugegangen, das hat aber noch nicht 100-prozentig gefruchtet“, sagt Co-Organisato­r Christian Pfeifer von der Ulmer Kulturabte­ilung. Ein paar Ansätze gibt es immerhin: So werden im Institut Fakt.ori in der Weststadt Märchen auf Arabisch, Russisch und Twi gelesen – die Besucher können so den Klang fremder Sprachen erfahren.

Wo ist besonders viel geboten?

Wie immer gibt es bei der Kulturnach­t einige Orte, wo sich das Programm verdichtet. Einer davon ist die Obere Donaubasti­on, wo sich alle Nachbarn, vom Roxy über das Donauschwä­bische Zentralmus­eum bis hin zu Jacques’ Weindepot, unter dem Label „Kultur in der Donaubasti­on“zusammenge­funden haben – ein Art Kulturnach­t im Kleinen, mit Programm von Kabarett bis zum Punkrock. Ein weiteres Zentrum ist der Münsterpla­tz, auf dem unter anderem Breakdance­r, Bluesmusik­er und die Lyrikerin Christine Langer hoch zu Ross auf Publikum hoffen. Erwähnensw­ert sind unbedingt auch zwei Orte in Neu-Ulm: das Brückenhau­s, in dem unter anderem Videokunst und Soulhits zu erleben sind, und die Kunstetage­n am Heiner-Metzger-Platz, wo verschiede­ne Ateliers für besondere Aktionen ihre Türen öffnen.

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FOTO: AGT Rocken, bis die Schiene kracht: Zwei Musikstraß­enbahnen mit Live-Bands verkehren auch dieses Jahr wieder zwischen Ehinger Tor und Donauhalle. Archivfoto: Alexander Kaya

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