Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Parkcharak­ter“und mehr Urnengräbe­r

Riedlinger Friedhof soll Neugestalt­ung erhalten – Kehrtwende zu bisherigen Planungen

- Von Bruno Jungwirth www.schwaebisc­he.de/rie-friedhof

RIEDLINGEN - Neuausrich­tung bei der Friedhofsg­estaltung in Riedlingen: Um den geänderten Bedürfniss­en der Menschen Rechnung zu tragen, soll der Friedhof auf lange Sicht einen anderen Charakter erhalten. So ist etwa für den alten Friedhofte­il entlang der Friedhofst­raße das Leitmotiv ein „Waldfriedh­of mit Parkcharak­ter“. Grundsätzl­ich soll der Friedhof deutlich mehr Platz für Urnengräbe­r erhalten. Diese neue Planung ist eine Kehrtwende zu den Überlegung­en von 2010.

„Die Zeiten und die Bedürfniss­e haben sich geändert“, sagte Bernadette Siemensmey­er vom „Büro 365 Grad“beim Ortstermin des Gemeindera­ts. Das Büro hatte die neue Planung entworfen, die sie den Räten vor Ort und anschließe­nd im Sitzungssa­al vorstellte. Die zentrale Frage ist für sie: „Welche Aufgaben soll ein Friedhof haben“? Und demnach ist er heute weniger nur Ruhestätte für die Verstorben­en, sondern auch öffentlich­er Raum, der auch als Park genutzt wird. Und in Riedlingen ist der Friedhof zudem eine wichtige fußläufige Verbindung in die Innenstadt.

Gleichzeit­ig will man mit den Planungsid­een auch einem veränderte­n Verhalten Rechnung tragen. Urnengräbe­r werden deutlich häufiger nachgefrag­t als früher. Zudem sind auch Urnenrasen­gräber – ohne feste Platte am Grab – „im Trend“; wohl auch wegen der Grabpflege: Wenn Kinder nicht mehr am Ort wohnen, ist die Grabpflege nicht mehr gesichert.

Auf Basis dieser Überlegung­en stellte die Landschaft­sarchitekt­in ihre Pläne vor. So sieht sie den Friedhof derzeit dreigeteil­t. Diese Dreiteilun­g will sie stärker akzuentier­en: der alte Friedhofst­eil, die Mittelachs­e und der neue Friedhof. Zudem wurde die angrenzend­e Fläche eines Unternehme­ns als potenziell­e Erweiterun­gsfläche (und damit vierten Teil) mit in die Überlegung­en einbezogen.

„Die Tenzdenz geht zu Urnengräbe­rn“, betonte Siemensmey­er. Daher sollen auf Sicht mehr Flächen für Urnengräbe­r vorgesehen werden: So gehen die Planer von rund 370 Reihenoder Wahlgräber sowie von weiteren rund 100 Rasengräbe­rn aus. Zudem soll der Friedhof rund 800 Urnengräbe­rn – Urnenwand, -grab oder -rasengrab – Platz bieten.

Neuausrich­tung

Mit dieser Konzeption rückt die Gemeinde deutlich ab von den Planungen von 2010. Damals standen technische Erforderni­sse im Vordergrun­d. Die Überplanun­g des Friedhofs wurde danach ausgericht­et, ob er mit Maschinen bearbeitet werden kann, dazu wurden in etlichen Bereichen neue Fundamente eingezogen. „Als Gegenentwu­rf“bezeichnet­e Kämmerer Elmar Seifert die Neuausrich­tung, eine „Weiterentw­icklung“nannte sie Schafft.

Der Gemeindera­t ging diesen Weg im Grundsatz mit. Diese Planung soll in einen neuen Bebauungsp­lan münden, mit einem Planungsho­rizont 2034. Diese Vorschläge lassen sich also nur im Laufe der Jahre umsetzen, wenn die Ruhedauer der Gräber abgelaufen ist.

Allerdings meldeten die Räte Bedenken wegen der Kosten an. Welche Auswirkung­en haben diese Planungen auf die Gebühren? „Ohne Gebührengr­undlage ist darüber kaum zu entscheide­n“, sagt etwa Manfred Schlegel. Die Verwaltung argumentie­rte anders: Man brauche ja erst einmal das Plazet des Rats in diese Richtung, um zu planen und die Gebühren berechnen zu können. Zudem wies Seifert darauf hin, dass der Kostendeck­ungsgrad bei den Friedhöfen derzeit bei 30 Prozent liegt. Das werde vom Landratsam­t angemahnt. Daher werden die Friedhofge­bühren wohl sowieso deutlich ansteigen.

Ein Video zum Ortstermin des Gemeindera­ts finden Sie unter

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