Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Parkcharakter“und mehr Urnengräber
Riedlinger Friedhof soll Neugestaltung erhalten – Kehrtwende zu bisherigen Planungen
RIEDLINGEN - Neuausrichtung bei der Friedhofsgestaltung in Riedlingen: Um den geänderten Bedürfnissen der Menschen Rechnung zu tragen, soll der Friedhof auf lange Sicht einen anderen Charakter erhalten. So ist etwa für den alten Friedhofteil entlang der Friedhofstraße das Leitmotiv ein „Waldfriedhof mit Parkcharakter“. Grundsätzlich soll der Friedhof deutlich mehr Platz für Urnengräber erhalten. Diese neue Planung ist eine Kehrtwende zu den Überlegungen von 2010.
„Die Zeiten und die Bedürfnisse haben sich geändert“, sagte Bernadette Siemensmeyer vom „Büro 365 Grad“beim Ortstermin des Gemeinderats. Das Büro hatte die neue Planung entworfen, die sie den Räten vor Ort und anschließend im Sitzungssaal vorstellte. Die zentrale Frage ist für sie: „Welche Aufgaben soll ein Friedhof haben“? Und demnach ist er heute weniger nur Ruhestätte für die Verstorbenen, sondern auch öffentlicher Raum, der auch als Park genutzt wird. Und in Riedlingen ist der Friedhof zudem eine wichtige fußläufige Verbindung in die Innenstadt.
Gleichzeitig will man mit den Planungsideen auch einem veränderten Verhalten Rechnung tragen. Urnengräber werden deutlich häufiger nachgefragt als früher. Zudem sind auch Urnenrasengräber – ohne feste Platte am Grab – „im Trend“; wohl auch wegen der Grabpflege: Wenn Kinder nicht mehr am Ort wohnen, ist die Grabpflege nicht mehr gesichert.
Auf Basis dieser Überlegungen stellte die Landschaftsarchitektin ihre Pläne vor. So sieht sie den Friedhof derzeit dreigeteilt. Diese Dreiteilung will sie stärker akzuentieren: der alte Friedhofsteil, die Mittelachse und der neue Friedhof. Zudem wurde die angrenzende Fläche eines Unternehmens als potenzielle Erweiterungsfläche (und damit vierten Teil) mit in die Überlegungen einbezogen.
„Die Tenzdenz geht zu Urnengräbern“, betonte Siemensmeyer. Daher sollen auf Sicht mehr Flächen für Urnengräber vorgesehen werden: So gehen die Planer von rund 370 Reihenoder Wahlgräber sowie von weiteren rund 100 Rasengräbern aus. Zudem soll der Friedhof rund 800 Urnengräbern – Urnenwand, -grab oder -rasengrab – Platz bieten.
Neuausrichtung
Mit dieser Konzeption rückt die Gemeinde deutlich ab von den Planungen von 2010. Damals standen technische Erfordernisse im Vordergrund. Die Überplanung des Friedhofs wurde danach ausgerichtet, ob er mit Maschinen bearbeitet werden kann, dazu wurden in etlichen Bereichen neue Fundamente eingezogen. „Als Gegenentwurf“bezeichnete Kämmerer Elmar Seifert die Neuausrichtung, eine „Weiterentwicklung“nannte sie Schafft.
Der Gemeinderat ging diesen Weg im Grundsatz mit. Diese Planung soll in einen neuen Bebauungsplan münden, mit einem Planungshorizont 2034. Diese Vorschläge lassen sich also nur im Laufe der Jahre umsetzen, wenn die Ruhedauer der Gräber abgelaufen ist.
Allerdings meldeten die Räte Bedenken wegen der Kosten an. Welche Auswirkungen haben diese Planungen auf die Gebühren? „Ohne Gebührengrundlage ist darüber kaum zu entscheiden“, sagt etwa Manfred Schlegel. Die Verwaltung argumentierte anders: Man brauche ja erst einmal das Plazet des Rats in diese Richtung, um zu planen und die Gebühren berechnen zu können. Zudem wies Seifert darauf hin, dass der Kostendeckungsgrad bei den Friedhöfen derzeit bei 30 Prozent liegt. Das werde vom Landratsamt angemahnt. Daher werden die Friedhofgebühren wohl sowieso deutlich ansteigen.
Ein Video zum Ortstermin des Gemeinderats finden Sie unter