Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Plapperstorch
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, besagt ein Sprichwort. Dass im beschaulichen Unlingen bisher keine Ruhe einkehrte, war jedoch keineswegs ein Versäumnis der Bürger. Nein, es war eines der Politik – zumindest sagen das die Unlinger. Allerdings kann man bei einer mehr als 50-jährigen Wartezeit auf die Umgehungsstraße selbigen durchaus Recht geben. Seit drei Wochen sind die beiden nun da, also die Straße und die Ruhe. „Wunderbar, kolossal“, heißt es seitens der Bürger. Jetzt wollen wir nur hoffen, dass die Unlinger vor lauter Freude nicht in lautstarken Partytaumel verfallen. Sonst ist es gleich wieder vorbei mit der Ruhe.
Vorbei mit der Ruhe ist es nun auch in den Grundschulen. Denn seit dieser Woche sind die Klassenräume wieder gefüllt. Und vor allem die emsigen und aufgeregten Erstklässler wuseln nach ihrer festlichen Einschulung nun durch die Gänge und müssen sich erst noch an ruhiges Arbeiten und Stillsitzen gewöhnen.
Auch in so manchem Elternhaus ging es dieser Tage unruhiger zu. Die Heraufsetzung des Klassenteilers hat bei manchem zwar auf den Magen, aber nicht unbedingt auf die Stimmbänder geschlagen. So war der eine oder andere laute Protest gegen größere Klassen und Klassenzusammenlegungen zu vernehmen.
Ruhe ist hingegen nun an einer anderen politischen „Front“– bei der Unechten Teilortswahl. Seit Jahren gibt es Bestrebungen diese abzuschaffen, weil ungerecht und unnötig – sagen die Kritiker. Seit Jahren verwehren sich die Befürworter in den Ortsteilen, weil wichtig und dem sozialen Frieden förderlich. Und dann kommt es in den Rat zur Sitzung und was passiert? Sieben Stadträte der Kernstadt sind nicht da und damit bleibt alles beim Alten. Sehr beeruhigend, finden die Bürger der Teilorte. Ein Dank an die fehlenden Räte wäre doch da das Mindeste, oder?
Ruhe ist auch ein gutes Stichwort für den Friedhof, wo die Toten die ewige Ruhe finden. Doch ihre Ruhe-Umgebung soll sich verändern. Künftig werden Urnenwiesen und ein Parkcharakter den Friedhof prägen. Aber so lange die Toten auch dort ungestört ruhen können, ist es ja gut, meint der Plapperstorch