Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Als Schussenried zur Stadt wurde
Bad Schussenried Magnusfest – Heimatstunde erinnert an Stadterhebung 1947
BAD SCHUSSENRIED - Mit der Heimatstunde und der Jungbürgerfeier in der Festhalle hat am Donnerstag das Schussenrieder Magnus-, Heimatund Kinderfest begonnen. Die Stadterhebung vor 70 Jahren wurde in einem Theaterstück dargestellt.
„Mit Ihrem Besuch zeigen Sie Ihre Heimatverbundenheit, Ihr Interesse an unserer Stadt und seiner Geschichte“, sagte Bürgermeister Achim Deinet in der ausverkauften Halle. Auch wenn der Titel „Stadt“heute keinerlei kommunalrechtliche Auswirkungen habe, sei es im Jahr 1947 ein bemerkenswerter Schachzug gewesen, der dem damaligen Verwaltungsamtmann Moriz Miller im politischen Alleingang gelungen sei.
In Anlehnung an die Stadterhebung von Schussenried vor 70 Jahren hat Wolfgang Dangel die Geschehnisse dieser Zeit in dem Theaterstück „Stadtluft macht frei – 70 Jahre Stadterhebung Schussenried“zusammengefasst. Otto Minsch hatte akribisch in Gemeinderatsprotokollen, Chroniken und Zeitungsberichten über diese Zeit geforscht und in einer Dokumentation mit dem Titel „Bürgermeister Moriz Miller erkämpfte vor 70 Jahren die Stadtwürde“zusammengefasst.
Die ersten Szenen des Theaters beleuchten das Bild in der Ortschaft Schussenried nach dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als 100 Männer sind noch nicht vom Krieg zurück, viele Flüchtlinge werden dem Ort zugewiesen und schließlich wollen sich auch die Zigeuner von Buchau in Schussenried ansiedeln. Die neu gegründete KPD hat drei Mitglieder und treibt in Schussenried ihr „politisches Unwesen“.
Der 64-jährige Verwaltungsamtmann Moriz Miller kandidiert bei der Wahl 1946 nicht, wird aber mit 80 Prozent der Stimmen gewählt. Er nimmt die Wahl unter der Bedingung an, dass er weiterhin seinen Beruf als Verwaltungsaktuar ausüben kann. Er war der Überzeugung, dass Schussenried das Potenzial für eine Stadt hat. Mit dem Gemeinderat will er darüber aber nicht diskutieren, „die Menschen haben ganz andere Sorgen“, war sich Moriz Miller (gespielt von Wolfgang Dangel) sicher. Miller entscheidet sich, im Alleingang ohne Gemeinderat mit den übergeordneten Behörden zu verhandeln. Dem Antrag wird stattgegeben. In einer Sitzung verkündet Miller dem Gemeinderat, dass Schussenried beim Magnusfest 1947 zur Stadt erhoben wird, was für einigen Unmut der Räte sorgt. Sie sollen es aber geheim halten. Die Räte halten nicht „dicht“, denn schon bald erzählen die Frauen auf der Straße: „Wir werden Stadt, da können wir auch werktags im Sonntagsgewand durchs Dorf.“Der Württembergisch-Hohenzollerische Innenminister Viktor Renner (Johannes Wenger) überbringt beim Magnusfest persönlich die Ernennungsurkunde zur Stadterhebung.
Stehend applaudierten die Gäste am Ende der Aufführung den Akteuren auf der Bühne. Das Quintett „Brassabl“mit Boris Doubeck, Josef Fügner, Alexander Hohl, Wolfgang Maurer und Norbert Schmidberger umrahmte mit passenden und gekonnt vorgetragenen Stücken die Feier.