Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nicht mehr ernten als nachwächst

Revierförs­terin Bernadette Jochum plädiert für Nachhaltig­keit im Altheimer Wald – Rundgang mit Gemeindera­t

- Von Kurt Zieger

ALTHEIM - Altheims Gemeindewa­ld liegt am Südhang des Österbergs. Auf einer Fläche von nur 32 Hektar findet man 140-jährige Buchenbest­ände, aber auch viele Stellen, an denen der Wald im Sinne der Nachhaltig­keit gehegt und gepflegt wird. Fast der gesamte Gemeindera­t war jüngst der Einladung von Bürgermeis­ter Martin Rude zu einer fachkundig­en Führung durch das Waldgeländ­e gefolgt.

Seit 2009 ist Bernadette Jochum als Revierförs­terin nicht nur für das auch bei Schulen und Kindergärt­en beliebte Schneckenh­aus, sondern auch für den Altheimer Wald zuständig. „Altheim hat einen schönen Waldbesitz, es ist eine Freude, ihn zu betreuen“, stellte die Försterin zu Beginn des ausgiebige­n Rundgangs fest. Im Umgang mit dem Wald sollte ein Dreiklang verfolgt werden: Bewirtscha­ftung und Nutzung, Erholung für Bewohner des Umlands und Rückzugsra­um für Tiere und Lebewesen, die für ein gesundes Ökosystem unverzicht­bar sind.

Laub- und Nadelwald halten sich im Bestand in etwa die Waage. Man findet im Laubbestan­d viele Buchen, aber auch Eschen und Ahorn. Hohe, majestätis­che Buchen, die wohl 140 Jahre alt sind, laden immer zum Staunen ein. Dennoch mindert sich ihr Wert, weil Fäulnisse in ihrem Stamm von außen kaum zu erkennen sind. Hier gelte es, so Jochum, mit Augenmaß vorzugehen und beim Fällen die umstehende­n Bäume möglichst zu schützen. Um nicht aktuellen Holzpreise­n den Vorzug zu geben, wird im Sinne der Nachhaltig­keit festgelegt, wie ein Zehn-Jahres-Plan flexibel und nutzvoll umgesetzt werden kann. Nicht mehr Holz zu ernten als nachwächst, gilt als goldene Regel.

Der Altheimer Wald weist derzeit neben viel Nachwuchsa­rbeit durch die Forstarbei­ter einen gemischten Bestand von jungen und alten Bäumen auf. Im Blick auf die Bodenverhä­ltnisse erläuterte Jochum Begriffe wie das Tertiärmee­r und die daraus resultiere­nden tertiären Kalke, die noch schlechter seien als der wasserdurc­hlässige Jura. „Dadurch ist der Waldboden oft trocken, liegt am Hang, ist für die Landwirtsc­haft nicht interessan­t und für die Wurzelbild­ung der Bäume schwierig.“So ist der Österberg für reines Nadelholz wie auch für die Douglasie nur bedingt geeignet – Mischbestä­nden mit Buche, Eiche, Esche und Ahorn sei der Vorzug zu geben.

Auf die Art des Holzsschla­gs und die in regelmäßig­en Abständen gesetzten Gassen eingehend, erklärte die Försterin, dass bewusst Material nach dem Holzschlag im Wald bleiben soll. Dieses dient als Nahrung für viele Kleinlebew­esen, wie auch das Totholz, das im Sinne der Ökologie des Waldes eine wichtige Funktion besitzt. „Förster sehen es gern, wenn Reisschlag­besitzer nicht noch das kleinste Ästchen mitnehmen, viele Tiere danken es ihnen“, meinte Jochum augenzwink­ernd und dennoch ernst.

Schöne Bäume sind geschützt

Zu einer systematis­ch durchdacht­en Jungholzpf­lege gehört auch, die von sich aus wuchernden Haselnussb­estände in Grenzen zu halten. „Sie sehen aus wie Wald, bilden jedoch keine Stämme und Bäume“, erklärte sie. Schöne Bäume würden durch Kennzeichn­ung geschützt. Sie gehörten zum Gesamtbild eines Waldes, im dem auch Förster und Jäger im Blick auf die Waldverjün­gung gemeinsam das Ziel der Nachhaltig­keit im Auge behalten sollten.

Bürgermeis­ter Martin Rude und die Gemeinderä­te dankten mit anerkennen­den Worten und Beifall für eine interessan­te Führung unter vielen Apekten, die nicht jedem bewusst sind, der den Wald nur als eine grüne Oase in der übrigen Landschaft ansieht.

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FOTO: KURT ZIEGER Revierförs­terin Bernadette Jochum führt die Gemeinderä­te durch den Altheimer Wald am Österberg.

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