Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Japaner informieren sich bei Kaufmann
Oberstadioner Holzbau-Unternehmen bietet Kooperation in Sachen Dübelholzbau an
OBERSTADION - Das Oberstadioner Dübelholz des Holzbau-Unternehmens Kaufmann ist in der ganzen Welt bekannt und vor allem das Fachwissen um diese Holzbauweise interessiert Ingenieure, Professoren und Unternehmer in allen Teilen der Erde. Deshalb ist am Dienstag eine Delegation aus Japan zu Gast in dem Oberstadioner Unternehmen gewesen.
Zwei Studenten, einen Professor und einen Holzbau-Unternehmer aus Tokio sowie einen japanischen Architekten aus London hat Geschäftsführer Peter Kaufmann am Dienstag durch sein Unternehmen geführt. Gespannt lauschten die asiatischen Gäste den Ausführungen des Bauingenieurs und machten immer wieder Fotos und Videos von den Holz ve rar bei tungsmaschinen.G anz genau schauten sich die japanischen Holzbau-Studenten diese an, um die Technik zu verstehen.
„Holzbau hat in Japan eine lange Tradition“, sagt
Yoshaiki Amino, Professor für Holzbau an der Hosei Universität in Tokio. Hier werde aber vor allem in der Holz ständer bauweise gebaut. So könnten allerdings die positiven Eigenschaften von Holz wie beispielsweise das angenehme Raumklima kaum genutzt werden. Weil auch die Ökologie bei den japanischen Kunden auf immer stärkeres Interesse stoße, will der Hochschul-Professor zusammen mit dem Holzbau-Unternehmer die Dübelholz-Technik nach Japan bringen.
„Die Bauweise ist interessant, weil das Holz nicht geklebt, sondern gedübelt wird“, sagt Yoshaiki Amino. Das sei eine einfache Technik, die auch die darin bisher unerfahrenen Handwerker in Japan umsetzen könnten. Das schaffe Arbeitsplätze. Ein Klebeverfahren hingegen wäre deutlich komplizierter. Zudem hofft der Professor, dass der nachwachsende Rohstoff Holz in Japan künftig besser genutzt wird. 65 Prozent des Landes seien mit Wald bedeckt, erklärt er. „Um den Wald gesund zu halten, müssen regelmäßig Bäume entnommen und neue gepflanzt werden“, sagt Yoshaiki Amino. Auch das schaffe Arbeitsplätze, die dringend benötigt würden.
„Wir wollen die deutsche Bauweise nicht eins zu eins bei uns kopieren“, sagt der Professor, der lange in Österreich und der Schweiz tätig war und deshalb gut Deutsch spricht. Bei allen Innovationen müsse auch immer die eigene Kultur berücksichtigt werden. Nur dann könne sich die Technik auch durchsetzen.
Holz als Baustoff habe für die Japaner noch einen weiteren bedeutenden Vorteil – es ist flexibel und trotzdem standfest, was in der Erdbeben-Region enorm wichtig sei. „Holz kann viel Energie aufnehmen und so den Beben standhalten“, sagt auch Peter Kaufmann. Japanische Architekten hätten in den vergangenen Jahrzehnten vor allem auf Beton und Stahl in Sachen Standfestigkeit gesetzt. „Aber das ist nicht die einzig wahre Lösung“, so Amino. Kaufmann hält es unterdessen auch für möglich, die für Tokio typischen Hochhäuser aus Dübelholz zu bauen. Ein entsprechendes Projekt mit einem 20-Geschosser laufe aktuell in Großbritannien.
In Oberstadion werden die Dübelholz-Elemente aus Fichtenholz mit Buchendübeln gefertigt. In Japan könnten dann die dort heimischen Nadelgehölze verwendet werden, ist sich Kaufmann sicher.
Ob er sich vorstellen könne, bei der Einführung der Technik in Japan mit seinen Erfahrungen helfend zur Seite zu stehen, wollte der japanische Unternehmer wissen. „Ich reise gern“, war Kaufmanns Antwort. Seine Hilfe hat der Oberstadioner Unternehmer auch bei der Entwicklung einer entsprechenden Dübelholzmaschine in Tokio angeboten. „In Japan fehlen uns die erfahrenen Maschinenbauingenieure“, sagt Professor Amino. Der Kontakt zwischen dem Oberstadioner Holzbau-Unternehmen und den Japanern ist über den Schweizer Professor Julius Natterer aus Lausanne entstanden. „Er war lange mein Chef während meiner Zeit in der Schweiz“, berichtet Amino.
„Holzbau hat in Japan eine lange Tradition“Yoshaiki Amino