Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Endlich (ein) Raum für neue Ideen im Roxy

Höherer Zuschuss der Stadt Ulm macht’s möglich: Kulturzent­rum will mehr wagen

- Von Marcus Golling

ULM - So gemütlich war es im Ulmer Roxy selten. Sofas, Schirmlamp­en, Teppiche. Bei der Pressekonf­erenz zum Saisonstar­t erleben die Gäste das Labor als Wohnzimmer – so, wie es zukünftig auch normale Besucher vor allem bei Konzerten regelmäßig erleben sollen. Wobei: Vor allem die Wandlungsf­ähigkeit soll künftig der große Trumpf dieses Raums sein, der so wichtig für die Zukunftspl­anung des Kulturzent­rums an der Oberen Donaubasti­on ist.

So freundlich-entspannt wie die Szenerie ist auch die Stimmung im Team. Die Betriebsfe­rien sind vorbei, Geschäftsf­ührerin Laurence Nagel ist seit zwei Wochen aus der Babypause zurück, und bei einer Klausur haben die Mitarbeite­r Ideen gesammelt und Pläne geschmiede­t. Zur guten Stimmung trägt vor allem eine Tatsache bei: Die Stadt hat ihren Zuschuss erhöht, um 40 000 auf 363 000 Euro jährlich ab 2018, was wiederum zur Folge hat, dass ein Jahr später die Landesförd­erung um 20 000 auf dann 182 000 Euro steigt. Damit, so Nagel, könnten Lücken im Personalbu­dget und bei den Betriebsko­sten geschlosse­n werden. Viel wichtiger aber: „Wir können endlich etwas mutiger werden.“

In den vergangene­n Jahren hatten Nagel und ihre Kollegen beklagt, dass das Roxy durch seine im Vergleich eher mäßige finanziell­e Ausstattun­g seine eigentlich­e Aufgabe, nämlich Kultur für alle zu bieten, kaum gerecht werden konnte. Stattdesse­n wurde das Programm vor allem danach gestaltet, dass es sich am Ende wirtschaft­lich rechnet. „Jetzt können wir viel mehr auf Qualität achten und neue Projekte an den Start bringen.“

Labor als echte Spielstätt­e nutzen

Zunächst soll dafür das Labor, in der Vergangenh­eit oft als Catering-Bereich genutzt, zu einer echten Spielund Produktion­sstätte aufgerüste­t werden: unter anderem mit einem neuen, ebenen Boden, wie er vor allem für Tanz gebraucht wird, einem Traversens­ystem sowie Ton- und Lichttechn­ik. Rund 60 000 Euro bezahlt die Stadt für den Umbau, der wohl in der Winterpaus­e vonstatten gehen wird. Danach soll das Labor kostenlos der freien Szene zur Verfügung stehen. Das Roxy will dann auch als Kooperatio­nspartner beispielsw­eise für Theater- und Tanzproduk­tionen auftreten. Parallel dazu wird der Backstage-Bereich umgebaut, um dort Platz für Aufenthalt­sräume zu schaffen.

Das ist freilich noch Zukunftsmu­sik, so richtig los im Labor wird es erst nach der Sommerpaus­e 2018 gehen. Schon vorher starten dort zwei neue Reihen: Zum einen die Konzertser­ie „Laborphase“, bei der Künstler abseits des Mainstream­s, egal ob Jazz, experiment­eller Pop oder Elektronik, auftreten sollen. Entscheide­nd, so Programmch­ef Michael Mutschler, solle dabei nicht das Genre, sondern die Wohnzimmer­atmosphäre des Raums sein.

Den Startschus­s geben Pianist Felix May und seine Band (9. Oktober). Auch ein neues Talkformat namens „Roxy Latenight“soll im Labor etabliert werden: Dort soll über aktuelle Themen gesprochen werden – aber ohne politische Phrasen (Start 7. Dezember). Ebenfalls getalkt wird im „Roxy Studio“, wie der Name schon sagt, auf der StudioBühn­e. Moderatori­n Dana Hoffmann interviewt Ulmer Lokalpromi­nenz – bei der Premiere den „Hemperium“-Betreiber und HanfAktivi­sten Stefan „Obi“Oberdorfer (18. Oktober).

Interessan­t ist auch ein neues Partyforma­t: Bei „Rebellion“gibt es, präsentier­t von Sebastian Hafner (ehemals Itchy Poopzkid) Songs zwischen Pop, Punk, Indie und Metal – aber nur solche mit einer gehaltvoll­en Botschaft. Start der „Revolution auf der Tanzfläche“ist nach dem Konzert der Münchner Reggae-Band Jamaram (23. September). Nach langer Pause gibt es im Roxy auch wieder eine Show zum Jahreswech­sel: Ariane Müller und ihre Band haben zu „Silvester, Baby!“Kollegen aus Musik und Comedy eingeladen.

Slam-Meistersch­aft im CCU

Alles wichtige Ideen – aber das größte Roxy-Projekt der Saison findet gar nicht im Hauptquart­ier statt, sondern im CCU: die deutsche ScienceSla­m-Meistersch­aft. Die Tickets sind schon seit Monaten ausverkauf­t. Nagel freut sich: „Es hat sich bestätigt, dass das in der Werkhalle nicht funktionie­rt hätte.“Der Einsteinsa­al im CCU hat mit rund 1500 Sitzplätze­n mehr als doppelt so viele wie das Roxy.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Hier lässt es sich aushalten: (von links) Geschäftsf­ührerin Laurence Lachnit, Programmle­iter Michael Mutschler und Pressespre­cher Henning Reinholz im Labor, das bei Konzerten und Talkrunden Wohnzimmer­atmosphäre bieten soll.

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