Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Endlich (ein) Raum für neue Ideen im Roxy
Höherer Zuschuss der Stadt Ulm macht’s möglich: Kulturzentrum will mehr wagen
ULM - So gemütlich war es im Ulmer Roxy selten. Sofas, Schirmlampen, Teppiche. Bei der Pressekonferenz zum Saisonstart erleben die Gäste das Labor als Wohnzimmer – so, wie es zukünftig auch normale Besucher vor allem bei Konzerten regelmäßig erleben sollen. Wobei: Vor allem die Wandlungsfähigkeit soll künftig der große Trumpf dieses Raums sein, der so wichtig für die Zukunftsplanung des Kulturzentrums an der Oberen Donaubastion ist.
So freundlich-entspannt wie die Szenerie ist auch die Stimmung im Team. Die Betriebsferien sind vorbei, Geschäftsführerin Laurence Nagel ist seit zwei Wochen aus der Babypause zurück, und bei einer Klausur haben die Mitarbeiter Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet. Zur guten Stimmung trägt vor allem eine Tatsache bei: Die Stadt hat ihren Zuschuss erhöht, um 40 000 auf 363 000 Euro jährlich ab 2018, was wiederum zur Folge hat, dass ein Jahr später die Landesförderung um 20 000 auf dann 182 000 Euro steigt. Damit, so Nagel, könnten Lücken im Personalbudget und bei den Betriebskosten geschlossen werden. Viel wichtiger aber: „Wir können endlich etwas mutiger werden.“
In den vergangenen Jahren hatten Nagel und ihre Kollegen beklagt, dass das Roxy durch seine im Vergleich eher mäßige finanzielle Ausstattung seine eigentliche Aufgabe, nämlich Kultur für alle zu bieten, kaum gerecht werden konnte. Stattdessen wurde das Programm vor allem danach gestaltet, dass es sich am Ende wirtschaftlich rechnet. „Jetzt können wir viel mehr auf Qualität achten und neue Projekte an den Start bringen.“
Labor als echte Spielstätte nutzen
Zunächst soll dafür das Labor, in der Vergangenheit oft als Catering-Bereich genutzt, zu einer echten Spielund Produktionsstätte aufgerüstet werden: unter anderem mit einem neuen, ebenen Boden, wie er vor allem für Tanz gebraucht wird, einem Traversensystem sowie Ton- und Lichttechnik. Rund 60 000 Euro bezahlt die Stadt für den Umbau, der wohl in der Winterpause vonstatten gehen wird. Danach soll das Labor kostenlos der freien Szene zur Verfügung stehen. Das Roxy will dann auch als Kooperationspartner beispielsweise für Theater- und Tanzproduktionen auftreten. Parallel dazu wird der Backstage-Bereich umgebaut, um dort Platz für Aufenthaltsräume zu schaffen.
Das ist freilich noch Zukunftsmusik, so richtig los im Labor wird es erst nach der Sommerpause 2018 gehen. Schon vorher starten dort zwei neue Reihen: Zum einen die Konzertserie „Laborphase“, bei der Künstler abseits des Mainstreams, egal ob Jazz, experimenteller Pop oder Elektronik, auftreten sollen. Entscheidend, so Programmchef Michael Mutschler, solle dabei nicht das Genre, sondern die Wohnzimmeratmosphäre des Raums sein.
Den Startschuss geben Pianist Felix May und seine Band (9. Oktober). Auch ein neues Talkformat namens „Roxy Latenight“soll im Labor etabliert werden: Dort soll über aktuelle Themen gesprochen werden – aber ohne politische Phrasen (Start 7. Dezember). Ebenfalls getalkt wird im „Roxy Studio“, wie der Name schon sagt, auf der StudioBühne. Moderatorin Dana Hoffmann interviewt Ulmer Lokalprominenz – bei der Premiere den „Hemperium“-Betreiber und HanfAktivisten Stefan „Obi“Oberdorfer (18. Oktober).
Interessant ist auch ein neues Partyformat: Bei „Rebellion“gibt es, präsentiert von Sebastian Hafner (ehemals Itchy Poopzkid) Songs zwischen Pop, Punk, Indie und Metal – aber nur solche mit einer gehaltvollen Botschaft. Start der „Revolution auf der Tanzfläche“ist nach dem Konzert der Münchner Reggae-Band Jamaram (23. September). Nach langer Pause gibt es im Roxy auch wieder eine Show zum Jahreswechsel: Ariane Müller und ihre Band haben zu „Silvester, Baby!“Kollegen aus Musik und Comedy eingeladen.
Slam-Meisterschaft im CCU
Alles wichtige Ideen – aber das größte Roxy-Projekt der Saison findet gar nicht im Hauptquartier statt, sondern im CCU: die deutsche ScienceSlam-Meisterschaft. Die Tickets sind schon seit Monaten ausverkauft. Nagel freut sich: „Es hat sich bestätigt, dass das in der Werkhalle nicht funktioniert hätte.“Der Einsteinsaal im CCU hat mit rund 1500 Sitzplätzen mehr als doppelt so viele wie das Roxy.