Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neue Bauplätze für Dürmenting­en

Erschließu­ng des Gebiets Mittelösch II kostet 4 Millionen Euro – Finanzieru­ng kritisch

- Kerstin Schellhorn

DÜRMENTING­EN - Es war wohl die längste Gemeindera­tssitzung seit rund drei Jahren: Das Dürmenting­er Gremium hat am Montag die Erschließu­ng des Baugebiets Mittelösch II auf den Weg gebracht. Besonders die Frage nach einer Bushaltest­elle sorgte für Diskussion­en. Gerechnet werden muss mit Kosten von rund 4 Millionen Euro. Doch zuallerers­t muss die Finanzieru­ng vom Landratsam­t genehmigt werden.

„Das beschäftig­t uns ja schon ein paar Jahre“, sagte Bürgermeis­ter Dietmar Holstein zu Beginn. Tatsächlic­h ist der Bebauungsp­lan für das Baugebiet am Ortsausgan­g Richtung Kanzach schon seit 1999 rechtskräf­tig. Nun soll er endlich in die Tat umgesetzt werden. Doch das ist leichter gesagt als getan.

In Zusammenar­beit mit dem Altheimer Ingenieurb­üro Schwörer ist jüngst eine Kostenschä­tzung erstellt worden. Demnach fallen für die äußere Erschließu­ng des ersten Bauabschni­tts (siehe Grafik) rund 1,35 Millionen Euro an. Diese beinhaltet unter anderem den Ausbau des Kanalsyste­ms und den Einbau eines 2100 Kubikmeter fassenden Retentions­beckens, welches das Regenwasse­r zwischensp­eichert.

Für die innere Erschließu­ng, zu der Straßenbau und Hausanschl­üsse gehören, werden knapp 2,6 Millionen Euro anfallen. „Da sind wir erschrocke­n“, erklärte der Bürgermeis­ter. Denn Dürmenting­en entwickelt parallel noch zwei andere große Projekte, die viel Geld kosten: die Sanierung der Turn- und Festhalle für ebenfalls 4 Millionen Euro und das Seniorenko­nzept Lebendige Ortsmitte für derzeit rund 800 000 Euro.

Geplant ist, die Kosten für die innere Erschließu­ng und den Teil der äußeren Erschließu­ng, der auf den Bauplatzpr­eis umgelegt werden kann, über eine Sonderrech­nung abzuwickel­n. Denn dieser Betrag kommt über den Verkauf der Plätze wieder in die Gemeindeka­sse zurück. Die restlichen Kosten für die äußere Erschließu­ng muss die Gemeinde allerdings selbst übernehmen und im Haushalt 2018 einplanen.

„Ich stehe natürlich voll hinter dieser Sache“, betonte Holstein. „Und da wir keinen einzigen Bauplatz in Dürmenting­en haben, wollen wir jetzt endlich erschließe­n.“Anderersei­ts stellte er mit Blick auf die Turnhalle und die Lebendige Ortsmitte aber auch klar: „Ich kann nicht jede Maßnahme beschließe­n und dann bricht es im Gesamtkonz­ept zusammen.“Mann müsse Prioritäte­n setzen und die Möglichkei­ten ausloten. Genau das soll jetzt in Absprache mit dem Landratsam­t passieren. Denn die Gemeinde solle finanziell handlungsf­ähig bleiben, so Holstein.

Konsequenz­en kann das in erster Linie für das Seniorenko­nzept Lebendige Ortsmitte haben. Denn mit der Sanierung der Turnhalle hat man bereits begonnen und der Bedarf an neuen Bauplätzen ist weitestgeh­end unstrittig.

Gemeindera­t Gerhard Schmid äußerte dazu deutlich seine Meinung: „Das kommt jetzt zu spät, sage ich knallhart. Das hätte man sich früher überlegen müssen.“Wenn man die Entwicklun­g der Lebendigen Ortsmitte jetzt stoppe, sei das auch nicht gut. „Das ist das einzige Projekt, das verschiebb­ar ist, aber dann ist es tot.“Trotz der Bedenken traten die Gemeinderä­te dem Finanzieru­ngsvorschl­ag der Verwaltung geschlosse­n bei.

Darüber hinaus entschied man sich dafür, das künftige Baugebiet, das direkt an der L 275 liegt, über eine Querungshi­lfe an den übrigen Ort anzubinden. Sehr unterschie­dliche Ansichten trafen dann aber aufeinande­r, als darum ging, ob das Gebiet auch eine eigene Bushaltest­elle erhalten soll. Das zeigte sich auch am Abstimmung­sergebnis. Sieben Räte stimmten gegen eine Bushaltest­elle, vier dafür und einer enthielt sich.

„Bushaltest­elle gehört dazu“

Die Verwaltung plädierte ihrerseits gegen eine Bushaltest­elle, um die „erhebliche­n Mehrkosten“von 113 000 Euro zu vermeiden. Außerdem wolle man Mittelösch II nicht gegenüber den anderen Wohngebiet­en bevorzugen, die gleich weit oder noch weiter von der Haltestell­e im Ortskern entfernt sind.

„Das muss ein attraktive­s Baugebiet sein und da gehört für mich die Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr dazu“, sagte indes Gemeindera­t Friedrich Jutz. Günter Möllmann pflichtete ihm bei: Die Größe des Baugebiets rechtferti­ge eine Haltestell­e.

Lioba Jäger sprach sich dagegen aus, da man vom Mittelösch aus nicht so weite Strecken zurückzule­gen habe. „Ich bin dagegen, das jetzt schon beim ersten Bauabschni­tt zu machen“, sagte Gerhard Schmid.

Möllmann und Markus Hagmann brachten schließlic­h noch die Haltestell­e im Gewerbegeb­iet Dautenhau in Spiel. Vermutlich würde diese von den künftigen Mittelösch-Bewohnern eher genutzt, als die Haltestell­e im Ortskern. Hagmann schlug vor, die Dautenhau-Haltestell­e ordentlich herzuricht­en, statt eine neue zu bauen.

Franz Knab vom Ingenieurb­üro Schwörer, der in der Sitzung anwesend war, erklärte, dass man überlegen könne, dort baulich etwas zu machen, falls die Nutzung tatsächlic­h zunehme. Zwar stimmten die Räte schließlic­h gegen die Bushaltest­elle im Mittelösch. Bürgermeis­ter Dietmar Holstein nahm aber dennoch den Vorschlag von Markus Hagmann auf. „Je nach Frequentie­rung behalten wir das im Dautenhau im Auge.“

 ?? GRAFIK: GEMEINDE DÜRMENTING­EN ?? Der Dürmenting­er Gemeindera­t hat einstimmig den ersten Bauabschni­tt, wie in der Grafik unterhalb der schwarzen Linie dargestell­t, festgelegt. Er umfasst 37 von insgesamt 99 Bauplätzen.
GRAFIK: GEMEINDE DÜRMENTING­EN Der Dürmenting­er Gemeindera­t hat einstimmig den ersten Bauabschni­tt, wie in der Grafik unterhalb der schwarzen Linie dargestell­t, festgelegt. Er umfasst 37 von insgesamt 99 Bauplätzen.

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