Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Belebend, beschwingt und genussvoll
Traversflöte, Barocklaute und Cello harmonieren im Goldenen Saal Bad Buchau
BAD BUCHAU - Der Goldene Saal Bad Buchau hat den passenden Rahmen für beschwingtes, hochklassiges Musizieren dreier Solisten geboten, die mit ihrem intimen Zusammenwirken die Heiterkeit des Barock in Töne fassten. Zur Traversflöte als weitgehend melodieführendem Instrument boten Laute und Cello als Basso continuo die ideale Ergänzung bei Sonaten von Georg Friedrich Händel.
Asia Safikhanova studierte am Tschaikowski-Konservatorium im Moskau. Seit zehn Jahren legt sie den Schwerpunkt ihrer Musizierkunst auf historische Aufführungspraxis und spielt als Stipendiatin in der Organisation „Live Music Now“von Yehudin Menukhin auf einer barocken Traversflöte. Dieses der Querflöte verwandte Instrument war in der Barockzeit im 17. Jahrhundert wegen seiner das Gemüt ansprechenden Tonfolgen in weiten Kreisen der Bevölkerung beliebt.
Vasily Antipov aus Moskau wurde als Gitarrist bereits im Alter von 15 Jahren in dasselbe Konservatorium aufgenommen und ist Preisträger internationaler Wettbewerbe. Als Konzertmeister der Continuogruppe „Musica aeterna“gilt sein Interesse zunehmend auch der alten Musik.
Sein Bruder Mikhail, Lehrer an der Conrad-Graf-Musikschule Riedlingen, erhielt mit sechs Jahren seinen ersten Cellounterricht. Im Alter von 20 Jahren wanderte er nach Deutschland aus, studierte an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und beim ersten Solocellisten im Opernhaus Bayreuth.
Das Konzert der drei Solisten war vorwiegend dem Schaffen von Georg Friedrich Händel gewidmet. Nur die D-Dur-Sonate, die als Eingang vorgestellt wurde, hat Händel für Traversflöte und Basso continuo geschrieben, alle anderen Werke sind Bearbeitungen, bei denen ursprünglich Violine oder Oboe als melodieführendes Instrument vorgesehen waren.
Mit einem reizenden Duett für die Flöte und Laute lädt Händel die Zuhörer in beschaulich-angenehmem Tempo in die Welt höfischen Musizierens im 17. Jahrhundert ein. Erst im folgenden Allegro kommt das Cello als klangliche Basis des Terzetts dazu. In perlend fließenden Sequenzen breitet sich barocke Freude in der Sprache der Musik aus. In zahlreichen ungehindert fließenden Läufen jubiliert die Flöte als Beweis der bewundernswerten Virtuosität der Solistin. Vasily Antipov mit seiner Spielkunst auf der Barocklaute mit ihren 24 Saiten und Mikhail Antipov als souveräner Cellist in allen Höhenlagen seines Instruments agierten als verlässliche Mitgestalter der Querflöte. Mit Leichtigkeit und ungeteilte Frische bewegte sich die Continuogruppe auf dem musikalisch hochstehenden Niveau der Flötistin.
Mit elegant warmen Tonfolgen verlieh der Cellist einem Larghetto aus der Oper „Berenice“angenehme und doch ausgefeilte Konturen. Ihm ebenbürtig sein Bruder mit fein ziselierender akkordlicher Ausdrucksweise auf seiner Laute, die zur großen Familie der Gitarren zählt.
Sieben Sätze, die eigentlich für Blockflöte geschrieben waren, hat Händel zu einer variantenreichen Sonate zusammengefasst, in der deutsche, englische und französische Elemente sich für die Zuhörer zu einer genussreichen Einheit verschmolzen. Elegisch-weiche Tonfolgen, die Ruhe ausstrahlten und zum Genießen einluden, wechselten mit hüpfenden Passagen voll Lebensfreude. Nicht nur bei der Flötistin spürte man, dass das Musizieren in dieser Konstellation Freude bereitet und die gut genutzte Möglichkeit bietet, künstlerisches Potential zu zeigen. Über weitgehend akkordlich ausgeprägten Bausteinen der Laute entfachten die Flötistin und der Cellist ein Feuerwerk virtuoser Musizierkunst. Danach zum Träumen schöne, dezent verzierte melodische Elemente, bei denen man aller Erdenschwere entschwinden konnte.
Beispiele für ebenfalls intimes musikalisches Zusammenspiel boten zwei Largos für Cello und Gitarre. Dezentes Vibrato des Cellisten harmonierte mit melodischen Themen der Laute vortrefflich. Die abschließende e-Moll-Sonate in ihrem kompositorisch üblichen Aufbau mit zwei langsamen und zwei bis ins Furiose sich steigernden Allegro-Sätzen zeigte noch einmal die musikalische und menschliche Harmonie des Terzetts. Perlend mit geradezu akrobatischer Leichtigkeit die Flötistin, dezent transparent der Lautist, souverän variantenreich auch im Pizzicato der Cellist harmonierten in bestem kammermusikalischem Stil auf hohem Niveau und boten den zahlreichen Zuhörern ein Konzert belebend, beschwingt und genussreich.
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