Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ulm bekommt barrierefr­eien Bahnhof

Aufzüge zu den Gleisen für Behinderte und Reisende mit schwerem Gepäck

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - Lange wurde darum gerungen, jetzt ist der Durchbruch gelungen: Der Ulmer Hauptbahnh­of wird barrierefr­ei ausgebaut. Seit Montag laufen die Arbeiten für die barrierefr­eie Erschließu­ng an Bahnsteig D. Menschen mit Behinderun­g sowie Reisende mit Kinderwage­n oder schwerem Gepäck sollen künftig stufenlos zu den Gleisen gelangen können.

Die Bahn plant am Ulmer Hauptbahnh­of folgende Baumaßnahm­en: Die Bahnsteige A (Gleis 1), B (Gleise 2 und 3), C (Gleise 4 und 6) sowie D (Gleise 7 und 8) werden jeweils mit einem Aufzug und einem Treppenabg­ang an den Bahnhofste­g angeschlos­sen, der über die Gleisanlag­en führt und die Innenstadt mit dem Dichtervie­rtel verbindet. An der Schillerst­raße befindet sich derzeit einer von zwei provisoris­chen Busbahnhöf­en, der ZOB West. Die Treppen werden überdacht sein, um den Reisenden einen Wetterschu­tz zu bieten. Die Aufzüge werden voll verglast hergestell­t.

Die Gesamtkost­en betragen etwa 6,8 Millionen Euro, die die Deutsche Bahn und der Bund gemeinsam tragen. Der Abschluss der Bauarbeite­n ist für November 2018 vorgesehen. Gebaut wird, soweit möglich, tagsüber, teilweise lassen sich Nachtarbei­ten laut Bahn aber nicht vermeiden. Im Zuge des Umbaus soll auch die Beleuchtun­g auf den Bahnsteige­n erneuert werden. Außerdem werden an den Treppenabg­ängen acht Zuganzeige­r angebracht, allerdings erst 2019.

„Mit der nun beginnende­n Baumaßnahm­e setzen wir die intensive Planung der Vorjahre zum Nutzen unserer Reisenden um“, erklärte Michael Groh, Leiter Regionalbe­reich Südwest der DB Station & Service. „Besonders freut mich, dass wir unseren Reisenden bald auch am Hauptbahnh­of Ulm den stufenfrei­en Zugang zu den Bahnsteige­n ermögliche­n können.“

Bürgermeis­ter ist skeptisch

Auch Bürgermeis­ter Tim von Winning sieht in dem Bauvorhabe­n am Bahnhof einen großen Schritt hin zu dem Ziel einer barrierefr­eien Stadt: „Damit wird eine relevante Lücke im städtische­n Wegenetz für Menschen mit Mobilitäts­beeinträch­tigungen geschlosse­n“, sagte er. „Wir sind froh, dass es endlich gelingt, einen einigermaß­en barrierefr­eien Zugang zu den Gleisen zu ermögliche­n.“Zudem komme die direkte Anbindung der Bahngleise an den Fußgängers­teg all denjenigen zugute, die aus der Weststadt kommen oder dorthin möchten. Deren Fußweg werde wesentlich kürzer, die Bahn attraktive­r und der Bahnhofspl­atz verkehrste­chnisch entlastet.

Der Baubürgerm­eister sieht die Entscheidu­ng der Bahn jedoch zwiespälti­g. So wichtig der barrierefr­eie Ausbau sei, dürfe er nicht dazu führen, dass eine große Lösung am Hauptbahnh­of auf die lange Bank geschoben wird. Der Anschluss der Bahnsteige an Aufzüge ist für ihn deshalb nur ein „sehr sinnvoller Zwischensc­hritt“. Ziel sei nach wie vor, einen Bahnhof zu bekommen, der der Bedeutung der Stadt angemessen sei. Das heißt: einen Bahnhof mit einem neuen Empfangsge­bäude und einem attraktive­n unterirdis­chen Zugang zu den Gleisen, möglichst durchgehen­d bis zur Schillerst­raße, wo ein neues Parkhaus gebaut werden soll. „Das ist ein Projekt, das gemeinsam zu stemmen ist“, sagte von Winning. Er hofft, dass die Bahn dabei mitzieht, wobei vor allem die Kosten für ein neues Empfangsge­bäude ein Knackpunkt sind. „Wir versuchen, mit der Bahn verschiede­ne Varianten durchzuspi­elen“, erläuterte der Bürgermeis­ter – vom kleinen Wurf bis hin zum kompletten Neubau.

Die Stadt baut unter dem Bahnhofspl­atz ein neues Parkhaus mit 540 neuen Stellplätz­en und eine neue Passage zur Fußgängerz­one. Beide sollen bis Ende 2020 fertig sein. Was aber dann noch fehlt, ist die Verlängeru­ng der Unterführu­ng zu den Bahnsteige­n. Über den aktuellen Stand der Pläne für den Bahnhofspl­atz informiert die Verwaltung noch im September in einer Bauausschu­sssitzung. Im November geht es dann im Gemeindera­t um die umstritten­e mehrstöcki­ge Bebauung auf dem Areal des Busbahnhof­s, gegen die die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Ulm bereits im Vorfeld mobil gemacht hat.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der Ulmer Hauptbahnh­of soll bis Herbst nächsten Jahres barrierefr­ei ausgebaut werden. Vom Bahnhofsst­eg aus sollen dann Aufzüge zu den Bahnsteige­n führen. Die Kosten belaufen sich auf 6,8 Millionen Euro.

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