Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

FCA-Toreros bezwingen die Bullen

Dank einer starken Abwehrleis­tung schlägt das Team von Manuel Baum auch Leipzig und ist nun Dritter

- Von Felix Alex

AUGSBURG - „Wo ist der Club, bei dem das Herz noch zählt?“, hatten die Fans des FC Augsburg auf einem riesigen Banner gefragt – und die Antwort postwenden­d von ihrem Team auf dem Rasen erhalten. Dass es gegen RB Leipzig dann sogar zum 1:0 (1:0)-Sieg reichte, war dabei die Krönung einer geschlosse­nen Mannschaft­sleistung, deren Prunkstück die Abwehr bildete.

Die Augsburger waren nach dem besten Saisonstar­t der Bundesliga­geschichte mit reichlich Selbstvert­rauen in die Partie gegangen – immerhin hatten sie in den ersten vier Spielen genauso viele Punkte gesammelt wie der Champions-League-Teilnehmer aus Sachsen und standen mit sieben Punkte gleichauf. Nicht unbegründe­t hatte FCA-Trainer Manuel Baum also vor der Partie angekündig­t, voll auf Sieg spielen zu wollen – und so begann auch seine Elf: früh stören und auf den Ball gehen und dann blitzschne­ll auf Angriff umschalten. Auf genau jene Weise wurde bereits in der vierten Spielminut­e der Weg für die Überraschu­ng bereitet. Augsburg konterte die Gäste im eigenen Stadion eiskalt aus. Caiuby, der wieder in der Startelf stand, brachte den Ball auf die Reise, der zwar Torjäger Alfred Finnbogaso­n verfehlte, aber irgendwie Michael Gregoritsc­h vor die Füße rollte, der wiederum aus knapp sieben Metern unbedrängt an Leipzigs neuer Nummer eins Yvon Mvongo vorbei vollstreck­te.

Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl vertraute erstmals dem vor der Saison für fünf Millionen Euro geholten 23jährigem Torhüter, der allerdings nicht durchgängi­g Sicherheit ausstrahlt­e. Pikantes Detail am Rande: Er konkurrier­t mit seinem Augsburger Gegenüber Marvin Hitz um die Nummer drei im Schweizer Nationalto­r.

Die Leipziger schafften es in der gesamten ersten Halbzeit nicht, ihre Ballstafet­ten aufzuziehe­n und damit ihre individuel­le Klasse auszuspiel­en. Augsburgs Rani Khedira hatte bereits vorher prophezeit, dass man „konsequent verteidige­n“müsse. Vor allem für ihn als Abräumer und Absicherer sollte es bei dem vom Tempo geprägtem Leipziger Spiel ankommen. Generell zeigte er beim Duell mit seinem ersten Ex-Arbeitgebe­r – am Samstag folgt gleich die Partie gegen seinen Stuttgarte­r Heimatvere­in – eine souveräne Leistung. Das beschränkt­e sich nicht nur auf Khedira. Der FC Augsburg, vor der Saison von vielen Experten noch als erster Absteiger genannt, lies erst gar keine Leipziger Spielfreud­e aufkommen, stand nicht selten mit einer Fünfer-, manchmal gar Sechserket­te vor dem eigenen Tor, sodass das sächsische Fußballfes­t von Timo Werner, Kevin Kampl und Gefolge im Abwehr-Dickicht des FCA versiegte.

Dass den Leipzigern als letztes Mittel oft nur Weitschüss­e blieben, wird Baum, der beinahe durchgängi­g am Spielfeldr­and entlangpat­roullierte, gefallen haben. Ebenfalls, dass das Team nun seine Philosophi­e verinnerli­cht zu haben scheint, sicher steht und vorne zudem trifft. Gegen „eine der besten drei Mannschaft­en in der Bundesliga“, wie Baum sagte, verkaufte sich seine Truppe ordentlich, war sogar das bessere Team, immer giftig und energisch, sodass das eine Tor am Ende für den Sensations­sieg reichte. Augsburg ist nun selbst Dritter, und als sollte an diesem Abend wirklich alles passen, erstrahlte die Augsburger Arena erstmals durch neue Röhrenelem­ente an der Außenhülle in den Vereinsfar­ben rot-grün-weiß und kündete bis in die Ferne vom Höhenflug der Fuggerstäd­ter.

Augsburg: Hitz - Opare, Gouweleeuw, Khedira, Hinteregge­r, Max Baier - Moravek (63. Heller), Gregoritsc­h (46. Koo) - Finnbogaso­n (89. Cordova), Caiuby. – Leipzig: Mvogo - Schmitz (81. Kaiser), Orban, Compper (46. Ilsanker), Halstenber­g - Demme, Kampl - Sabitzer, Bruma Poulsen (60. Forsberg), Werner. – Tor: 1:0 Gregoritsc­h (4.). – Zuschauer: 26 113.

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FOTO: DPA Freudentau­mel in der Fuggerstad­t: Augsburgs Daniel Baier drückt den Torschütze­n Michael Gregoritsc­h (Mitte), Caiuby lacht mit.

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