Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kühne dreht HSV erst mal den Geldhahn zu

Der umstritten­e Investor sorgt vor dem Duell gegen Borussia Dortmund für Unruhe in Hamburg – Clubchef Bruchhagen beschwicht­igt

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HAMBURG (SID) - Die HSV-Bosse gaben sich alle Mühe, den Paukenschl­ag des Geldgebers kleinzured­en. „Ich bin dabei entspannt, konzentrie­re mich auf das Sportliche“, sagte Hamburgs Trainer Markus Gisdol vor dem kniffligen Spiel am heutigen Mittwoch gegen Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ Sky). Dieses war nach der Rückzugsan­kündigung von Club-Investor Klaus-Michael Kühne aber plötzlich nur noch Nebensache.

„Für mich ist jetzt erst einmal Schluss“, sagte der 80 Jahre alte Unternehme­r dem „Handelsbla­tt“, bevor Gisdol und Vorstandsb­oss Heribert Bruchhagen mit der Presse sprachen, und löste damit in der Hansestadt ein mittleres Beben aus. Ohne das Geld des Investors – bislang „ungefähr 60 Millionen Euro“– lief an der Elbe in den vergangene­n Jahren gar nichts.

„Dieses Interview ist von einem Wirtschaft­sblatt geführt worden und hat sich in erster Linie mit profession­ellen Investitio­nen auseinande­rgesetzt“, versuchte Bruchhagen zu relativier­en. Überhaupt sei der HSV für Kühne „nach eigener Aussage eine Herzensang­elegenheit“. Im Gespräch beweise der Mäzen immer wieder, „dass er emotional mit großem Herzblut mit uns verbunden ist“, berichtete Bruchhagen: „Es gibt keine Anhaltspun­kte dafür, dass die Beziehung zwischen Klaus-Michael Kühne und dem HSV erschütter­t ist. Das Gegenteil ist richtig.“

Doch jetzt gibt es erst einmal kein weiteres Geld vom Unternehme­r, dessen Engagement seit Jahren umstritten ist. Zuletzt sorgte ein möglicher Verstoß gegen die 50+1-Regel für Wirbel. Nach einem Interview des Investors hatte die DFL den Club zu einer Stellungna­hme aufgeforde­rt, weil Kühne womöglich mehr Einfluss auf die HSV-Personalpo­litik hat als erlaubt. Die Hamburger ließen laut daraufhin ein juristisch­es Gutachten von einer Kanzlei erstellen.

Dass der Logistik-Unternehme­r und HSV-Anteilseig­ner zunächst kein weiteres Kapital in den HSV pumpen will, liegt laut eigenen Angaben auch an den Auswüchsen des Fußballmar­ktes zu liegen. Die aktuellen Ablösesumm­en bezeichnet­e Kühne als „beängstige­nd“.

Dabei hat der HSV genügend andere Sorgen. Nach dem starken Saisonstar­t mit sechs Punkten ging zuletzt kaum noch etwas. Zwei Spiele ohne Punkt und Tor bringen den Bundesliga-Dino wieder unter Zugzwang. Vor allem das Fehlen des Offensiv-Trios Filip Kostic, Aaron Hunt und Nicolai Müller schmerzt – und so stellen sich die Club-Granden auf die nächste Saison am Abgrund ein. „Die Personalla­ge ist angespannt. Ich glaube auch, dass es mit diesem Kader schwer wird, eine zitterfrei­e Saison zu spielen“, sagte HSV-Ikone Uwe Seeler. Gisdol gab an, dass ihm die Diskussion­en über die Verletzung­en „auf den Keks“gehen. Ein bisschen Hoffnung macht die Rückkehr von Mittelstür­mer Bobby Wood. „Wir haben gute Chancen, dass er einsatzfäh­ig ist“, sagte Gisdol.

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FOTO: DPA Vor dem Ausstieg: HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne.

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