Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schafe sollen Munderkinger Kanal frei fressen
Tiere könnten Pflege des Brühlquellengraben vereinfachen – Baden in Algershofen ist Thema
MUNDERKINGEN - Für zwölf Bäche und Gräben, sogenannte Gewässer zweiter Ordnung, ist die Stadt Munderkingen zuständig. Um einen entsprechendes Entwicklungs- und Pflegekonzept für zu erarbeiten, hat jetzt eine Gewässerschau stattgefunden. Häufigste Themen dabei waren die Verkrautung der Bäche, nicht eingehaltene Gewässerrandstreifen und fehlende Schattgehölze.
Um die Gewässerschau für die zahlreichen Bäche und Kanäle möglichst praktikabel zu gestalten, hatte Regina Zeeb vom gleichnamigen Umweltbüro, das auch das Ökokonto der Stadt verwaltet, vorab eine Begehung absolviert und dabei Problemstellen mit Fotos dokumentiert. Die Ergebnisse wurden im Rathaus präsentiert. Anschließend schauten sich Bürgermeister Michael Lohner, VG-Bauamtschef Roland Kuch, Hauptamtsleiter Markus Mussotter und seine Nachfolgerin Brigitte Müller sowie Hannah Buck von der Unteren Wasserbehörde des Landratsamtes und Nina Leikov vom Naturschutz beim Landratsamt mit einigen Bürgern einzelne Bäche an.
Immer wieder wies Regina Zeeb darauf hin, dass Bäche auf Munderkinger Gemarkung zugewachsen seien und freigeschnitten werden müssten. Um möglichst keine zusätzlichen Nährstoffe in die Gewässer einzubringen, müsse das Material entsorgt werden, erklärte sie. Das Ausbaggern der Kanäle sei nur in Einzelfällen gestattet. Dann müsse der Aushub eine Weile am Ufer gelagert werden. „So haben die darin befindlichen Lebewesen eine Chance, zurück in den Fluss zu gelangen“, betonte Nina Leikov. Bevor der Aushub dann entsorgt werden könne, müsse er aber beprobt werden, fügte Hannah Buck hinzu.
Letzte Station der Ortsbegehung ist das Wassertäle am Ende des Interkommunalen Gewerbegebiets Richtung Untermarchtal gewesen. „Hier haben wir, seit ich im Amt bin, noch nie etwas gemacht“, sagte Bürgermeister Lohner. Der Verlauf des Baches ist hier in der Landschaft kaum mehr zu erkennen. „Die Landwirte links und rechts des Baches ackern bis an das Ufer“, erklärte Zeeb. Spätestens ab 2019 ist das verboten. Dann müssen fünf Meter Gewässerrandstreifen eingehalten werden. Dieser darf nicht landwirtschaftlich bewirtschaftet werden. „Auf weiteren fünf Metern, also auf insgesamt zehn Metern vom Ufer entfernt, darf dann auch nicht mehr gedüngt werden“, so Leikov. Die Stadt sei dazu verpflichtet, die Einhaltung zu kontrollieren.
Wie an vielen anderen Bachläufen auf Munderkinger Gemarkung fehlt in diesem Bereich des Wassertäles komplett die Beschattung. „Dafür sollten Sträucher und einige Bäume gepflanzt werden, damit sich das Wasser nicht so stark erwärmt“, so die Planerin. Hier sei darauf zu achten, dass heimische Gehölze gepflanzt werden.
Aber auch ein Abschnitt in gutem ökologischen Zustand war am Wassertäle zu finden. Weil er eine neue Halle bauen wollte, musste ein Landwirt den Bach verlegen und in einen naturnahen Zustand bringen.
Thema im Rathaus ist auch der Triebwerkskanal der EnBW gewesen, der das Wasserkraftwerk andient und im Bereich der Wörthinsel in die Donau fließt. Grundsätzlich sei keine Bebauung wie Stege oder Zäune am und im Wasser gestattet, erklärte Planerin Zeeb. Im Kanal gebe es aber gleich mehrere Stege und Wasserentnahmestellen. Weil der Kanal aber keine Hochwassergefahr berge, müsse das Landratsamt hier nicht zwangsläufig tätig werden.
Kein ökologischer Ausgleich nötig
Dem Brühlquellengraben an der Neudorfer Straße kommt eine besondere Bedeutung zu, erklärte Zeeb bei der Besichtigung. Hier wurden mit Kaskaden verschiedene Becken geschaffen, die bei Starkregenereignissen für einen regulierten Abfluss des Oberflächenwassers sorgen. Die Sohle des Kanals ist unbefestigt, so dass auch Wasser versickern könne. Die naturnahe Gestaltung der Becken habe gegenüber befestigten Becken den Vorteil, dass kein ökologischer Ausgleich geschaffen werden müsse, so Zeeb. Außerdem sei diese Gestaltung im Wohngebiet optisch ansprechender.
„Unser Problem ist hier die Pflege“, gab Bürgermeister Lohner zu. Die Becken seien nur sehr schwierig zu mähen und die Entsorgung des Schnitts sehr aufwendig. In der Diskussion entstand die Idee, die Bereiche künftig mit Schafen zu beweiden. „Das Gras hier ist ideal für Schafe“, bestätigte Zeeb den Vorschlag des Schultes. Auch Nina Leikov hielt die Idee für praktikabel. Sie riet von Ziegen ab, weil diese häufig aus der nötigen Umzäunung ausbrechen.
Ein wichtiges Anliegen bei der Gewässerschau waren Bürgern und Verwaltung die Warmen Quellen des Algershofer Bachs. „Wir wollen dieses Kulturdenkmal erhalten“, sagte Bürgermeister Lohner. Deshalb entwickle Christian Schütz, Student Landschaftsplanung und Naturschutz, derzeit für seine Bachelor-Arbeit ein Entwicklungskonzept für diesen Bereich. Ziel sei es, hier das Baden wieder zu ermöglichen.
„Das Schwierige an dieser Stelle ist, dass die Algershofer Quelle zwei Seiten hat. Sie ist zum einen Naturdenkmal und zum anderen geschütztes Biotop“, so Zeeb, die sich aber auch dafür aussprach, das Baden in diesem Bereich wieder zu ermöglichen. Das schade dem Gewässer nicht, ist sie sich sicher. Auch die Pferdetränke des Reitsportvereins solle erhalten werden.
Aktuell ist das Badehäuschen in einem schlechten Zustand und der Zustieg ins Wasser ist zugewachsen. „Denkbar wäre hier, die Zugänge wieder freizuschneiden, so dass Gäste bequem ins Wasser können“, erklärte Schütz. Bürgermeister Lohner wünscht sich für den Bach ein Pflegekonzept. „Jeder muss wissen, was er wann zu tun hat.“Wichtig sei, dass in dieses auch die Algershofer einbezogen werden, betonte der Schultes.