Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Ich sehe mich als Kümmerer für die Bürger“
Herausforderer: Guntram-Helmut Rößler möchte die Ideen der Menschen aufgreifen
TIEFENBACH (grü) - Im Amt des Bürgermeisters von Tiefenbach sieht Guntram-Helmut Rößler eine interessante und attraktive Aufgabe. Als stellvertretender Revierleiter und Leiter der Führungsgruppe im Polizeirevier Riedlingen hat der 46-jährige Tiefenbacher Erfahrungen in Führungsaufgaben gesammelt.
SZ: Herr Rößler, warum sind Sie der richtige Kandidat für Tiefenbach?
Rößler: Ich interessiere mich immer schon für Kommunalpolitik. Die Nähe zum Menschen und die Möglichkeit ganz konkret ein Gemeinwesen mitzugestalten, zusammen mit allen Bürgern unserer Gemeinde, finde ich interessant und herausfordernd. Bei allen finanziellen Engpässen steht der Zusammenhalt in so einer kleinen Gemeinde im Vordergrund. Durch mein Studium zum DiplomVerwaltungswirt an der Hochschule für Polizei und meiner Verwendungsbreite im Rahmen meiner Führungsfunktionen arbeite ich seit rund zehn Jahren mit kommunalen Vertretern eng in den Bereichen zusammen, in denen sich unseren Aufgaben überschneiden. Die kommunalen Vertreter und des Landratsamtes sind mir persönlich aus vielen gemeinsamen Besprechungen bekannt und ich kann hierdurch auf ein Netzwerk zugreifen, sodass ich auch bei ungeklärten Fragen ein fundierten Sachverstand abfragen oder einbinden kann. Mein regelmäßiger Wechsel zu verschiedenen Aufgaben und Orten ermöglicht es mir, viele Dinge aus einer neutralen Perspektive zu sehen. Ich halte den Blick über den Tellerrand für sehr wichtig. Vor allem ist es wichtig die Ideen der Menschen aufzugreifen. Die Bürger wollen gehört und eingebunden werden. Eine Gemeinde hat durch seine Bürger immens viel Sachverstand, den man nutzen kann.
Warum wollen Sie für das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters kandidieren?
Das Amt des Bürgermeisters in Tiefenbach ist interessant und attraktiv. Kommunalpolitik ist einer der interessanten Bereiche, bei dem man aktiv vor Ort mitgestalten kann und darf, auch wenn man hin und wieder einen langen Atem braucht. Aufgrund meiner Tätigkeit sehe ich mich auch als Kümmerer für die Belange der Mitarbeiter und unserem Polizeirevier – so sehe ich auch den Bürgermeister als Kümmerer für die Bürger der Gemeinde, der die Anregungen/ Wünsche der Bürger aufgreift und gemeinsam mit dem Gemeinderat auf Bedarf, Machbarkeit prüft und partnerschaftlich umsetzt.
Worin sehen Sie die dringendsten Aufgaben in der Gemeinde?
Es ist oft nicht das Was entscheidend, sondern wie die Aufgaben oder Maßnahmen umgesetzt werden. Das schnelle Internet ist in der heutigen digitalen Zeit ein unschätzbarer Standortfaktor für Firmen und Bürger. Das Internet verbindet uns somit auf eine gewisse Weise miteinander und die Welt, insbesondere auf dem Land, wird ein wenig kleiner, weil wir an ihr digital teilhaben können. Unsere Arbeitswelt erfordert zudem eine gute und durchgehende Kinderbetreuung über die Mittagszeit hinaus inklusive Essen, insbesondere auch die Kleinkindbetreuung von einem bis drei Jahren. Um diesen Wünschen der Eltern bei Bedarf nachzukommen, ist gerade hier eine interkommunale Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden eine denkbare Lösung. Mehrere Gemeinden können hierbei ihre Mittel bündeln und eine ausreichende Betreuung für den Bedarfsfall umsetzen. Durch gemeinsames Handeln sind wir stark. Bereits jetzt sollten wir über das nächste Baugebiet nachdenken, damit wir jungen Familien auch etwas anbieten können, wenn diese bei der Gemeinde Tiefenbach anfragen. Gemeinden können sich somit nur wesentlich entwickeln, wenn sie junge Familie durch Standortfaktoren wie Verfügbarkeit von ausreichend Bauplätzen, gute Kinderbetreuung und schnelles Internet überzeugen können, in Tiefenbach zu leben.
Wie schafft es die Gemeinde bei all diesen Projekten weiterhin finanziell handlungsfähig zu bleiben?
Die Gemeinde musste sich verschulden, um die großen Projekte der vergangenen Jahre zu verwirklichen. Das sind aber nachhaltige und langfristige Projekte und Finanzierungen. Die Gemeinden müssen solide Haushalte planen. Der Kämmerer und das Landratsamt gewährleisten und überwachen auch, dass wir hier unseren Verpflichtungen nachkommen.
Um die wachsenden Anforderungen zu bewältigen, setzen die Federseegemeinden zunehmend auf interkommunale Zusammenarbeit. Sehen Sie hier weitere Möglichkeiten? Wie gelingt es, dennoch die Selbstständigkeit zu bewahren?
Tiefenbach ist und bleibt selbstständig. Das muss auch in Zukunft unser Ziel sein. Ich halte die interkommunale Zusammenarbeit der Gemeinden für wichtig. Wir kleinen Gemeinden sollten im Vergleich mit großen Gemeinden und Städten konkurrenzfähig bleiben, damit wir der zum Teil bestehenden Landflucht in die Städte entgegenwirken können, indem wir Projekte für die Bürger gemeinsam umsetzen. Der Profit von diesen Partnerschaften ist, dass wir Aufgaben gemeinsam umsetzen können, die alleine über eine lange Zeit nicht zu schaffen wären. Durch das Zusammenlegen unserer Interessen können sich Möglichkeiten ergeben, an die wir zuvor unter Umständen nicht gedacht oder deren Umsetzung alleine für unmöglich gehalten haben. Interkommunale Partnerschaften sollen keine Diktate sein, sondern durch die Bürger und Gemeinderäte autorisierte Modelle einer Zusammenarbeit.
Blicken wir acht Jahre in die Zukunft: Wie wird sich Tiefenbach bis dahin entwickelt haben?
Was wünsche ich mir in acht Jahren? Wenn es uns gelingt alle gestellten Aufgaben gemeinsam und nachhaltig zu bewältigen, dann wird Tiefenbach hoffentlich, wie bereits heute, weiterhin gut aufgestellt sein und auch ein Zuhause für junge Menschen sein. Unsere Vereine stärken weiterhin das sozialen Leben unserer Gemeinde und bieten für Jung und Alt attraktive Angebote. Die Feuerwehr ist auch in acht Jahren noch ein Garant für unsere Sicherheit und findet neue Kameraden. Eine Generation weiter bedeutet auch eine neue Generation von Senioren. Ich hoffe, es gelingt uns auch, dass unsere Senioren ihren Lebensabend bei uns genießen können und dass es uns gelingt, das Angebot für Senioren zu erweitern.
Zum Schluss noch eine private Frage: Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz?
Am liebsten bin ich zuhause mit meiner Familie – dort ist mein Lieblingsplatz.