Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zeit für Entlastung­en

- Von Rasmus Buchsteine­r

Es ist eine ungewöhnli­ch lange Aufschwung­phase, in der sich die deutsche Wirtschaft befindet. Und glaubt man der Herbstprog­nose der führenden fünf Wirtschaft­sforschung­sinstitute, dann wird sie sogar mindestens bis ins Jahr 2019 hinein anhalten. Das sind gute Nachrichte­n für Millionen Menschen in Deutschlan­d – und natürlich auch für die Unterhändl­er der drei Parteien, die bald über die erste Jamaika-Koalition im Bund verhandeln werden.

Doch mögen die absehbaren Staatsüber­schüsse in den nächsten Jahren auch noch so üppig sein: Es gibt keinen Grund, sich zurückzule­hnen. Die entscheide­nden Fehler, so eine alte Ökonomen-Weisheit, werden schließlic­h in guten Zeiten gemacht: zum Beispiel, wenn notwendige Investitio­nen aufgeschob­en werden oder die Sozialausg­aben in einer Art und Weise steigen, dass sich dies spätestens im nächsten Abschwung wieder rächt.

Es geht nun nach der Bundestags­wahl darum, mit kluger Politik die Zukunftsfä­higkeit des Landes zu sichern. Denn dass Deutschlan­d in 15 oder 20 Jahren ähnlich erfolgreic­h dasteht wie heute, ist keinesfall­s gesichert. Eine Garantie für ein anhaltende­s Wachstum gibt es nicht. Der Investitio­nsstau von der Schulsanie­rung über die Verkehrsin­frastruktu­r bis zum Breitbanda­usbau ist bereits jetzt erheblich. Ihn zu überwinden, erfordert nicht nur mehr Mittel, sondern auch den Abbau bürokratis­cher Hürden.

Darüber hinaus ist es Zeit für Entlastung­en der Bürger, die neue Kräfte freisetzen können. Auch die Arbeitnehm­er haben eine faire Aufschwung­dividende verdient, bei Steuern wie bei den Sozialabga­ben. Völlig zu Recht weisen die Wirtschaft­sforscher in diesem Zusammenha­ng auf den Reformbeda­rf in der Rentenvers­icherung hin. Noch funktionie­rt das System, aber ein Weiter-so hätte früher oder später steigende Altersarmu­t und eine deutlich höhere Beitragsbe­lastung zur Folge. Viel Arbeit wartet auf die künftige Bundesregi­erung. Sie darf sich nicht damit begnügen, nur den Status quo zu verwalten.

politik@schwaebisc­he.de

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