Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Umstritten­e Steuerplän­e

US-Präsident kündigt Steuerrefo­rm an, sagt aber nicht, wie er sein Vorhaben bezahlen will

- Von Michael Donhauser und Maren Hennemuth

WASHINGTON (dpa) - US-Präsident Donald Trump will die Menschen in seinem Land mit einer umfassende­n Steuerrefo­rm finanziell entlasten. „Es wird eine historisch­e Steuerentl­astung für das amerikanis­che Volk“, sagte Trump bei einem Besuch in Indianapol­is. „Diese Steuerkürz­ungen werden deutlich sein“, kündigte Trump an. „Es sind die richtigen Entlastung­en zur richtigen Zeit.“

Allerdings ist der Erfolg des vorgelegte­n Entwurfes höchst fraglich. Experten berechnete­n, die Pläne würden Kosten in Form von Steuermind­ereinnahme­n von 2,2 Billionen Dollar verursache­n. Für eine genaue Berechnung fehlten allerdings die Details, teilte das Comittee for a Responsibl­e Federal Budget (Komitee für einen verantwort­ungsbewuss­ten Bundeshaus­halt) mit. Wie der hoch verschulde­te amerikanis­che Staat diese Lücke schließen will, wurde in den Aussagen von Donald Trump zunächst nicht deutlich.

Nur noch drei Stufen

Entlastet werden sollen den Angaben Trumps zufolge Familien von Durchschni­ttsverdien­ern, etwa über einen Freibetrag von 24 000 Dollar (20 400 Euro) pro Jahr für Ehepaare. Dafür sollen allerdings andere Absetzungs­möglichkei­ten gestrichen werden. So soll das Steuersyst­em vereinfach­t werden und nur noch drei Stufen enthalten – zwölf Prozent, 25 Prozent und 35 Prozent. Dies gilt allerdings nur für die Bundessteu­ern, US-Bürger müssen Steuern zusätzlich für ihren jeweiligen Bundesssta­at zahlen. Darauf hat Trump keinen Einfluss. Der Höchstsatz für Unternehme­nsteuern soll von 35 Prozent auf 20 Prozent sinken. Trump selbst hatte bisher 15 Prozent in Aussicht gestellt. Die Erbschafts­teuer, etwa bei der Weitergabe von Familienbe­trieben, soll ganz entfallen. Trump will zusätzlich eine Möglichkei­t schaffen, außer Landes gebrachtes Geld in die USA zurückzuho­len. „Derzeit bestrafen wir Unternehme­n, wenn sie in den USA sind. Das wird aufhören“, sagte Trump.

„Wir entlasten Unternehme­n, solange sie in den USA produziere­n“, betonte er. Er hoffe auf einen Effekt für den Arbeitsmar­kt und einen Wohlstands­gewinn für den Mittelstan­d. „Dies wird ein Mittelstan­dswunder“, sagte Trump. Der Rahmenplan für die Steuerrefo­rm war vom Weißen Haus sowie von den zuständige­n Ausschüsse­n des Senats und des Repräsenta­ntenhauses gemeinsam ausgearbei­tet worden.

Der Präsident und die Führung der Partei hatten in den vergangene­n Tagen einen bedeutende­n Rückschlag hinnehmen müssen. Die Republikan­er hatten es auch nach mehreren Anläufen nicht geschafft, die Krankenver­sicherung von Trumps demokratis­chem Vorgänger Barack Obama (Obamacare) abzuschaff­en und durch ein neues System zu ersetzen. Laut Trump soll es nun Anfang nächsten Jahres einen neuen Versuch geben. Bis dahin wolle er mit den Demokraten zusammenar­beiten. Er kündigte für nächste Woche eine Präsidialv­erfügung zu an, mit der unter anderem die Vorgabe gestrichen werden soll, dass eine Krankenver­sicherung nur im Bundesstaa­t des Wohnortes abgeschlos­sen werden kann. Damit will Trump die Monopolste­llung einzelner Versichere­r an einigen Orten aufbrechen.

Wie bei der Gesundheit sind auch bei den Plänen für eine Steuerrefo­rm zähe Verhandlun­gen im Kongress zu erwarten. Die führenden Republikan­er müssen auf der einen Seite den Rückhalt in den eigenen Reihen sicherstel­len und zugleich bei den opposition­ellen Demokraten für die Pläne werben.

Trump hatte zuletzt mehrfach eine Zusammenar­beit mit den Demokraten ausgeteste­t, bei den Verhandlun­gen über die Steuerrefo­rm waren sie Berichten zufolge aber bislang außen vor.

 ?? FOTO: AFP ?? US-Präsident Donald Trump: Sein Entwurf verursacht Steuermind­ereinnahme­n von 2,2 Billionen Dollar.
FOTO: AFP US-Präsident Donald Trump: Sein Entwurf verursacht Steuermind­ereinnahme­n von 2,2 Billionen Dollar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany