Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Frech, frivol, fantastische Show in Wimsen
Fulminanter Abend mit der A-cappella-Band Bliss in der Kulturmühle
WIMSEN - Die Kulturmühle war berstend voll. Das zarte Geschlecht war sichtbar in der Überzahl und auf der Bühne gaben fünf knackige Schweizer Jungs eine Show vom Feinsten. Nicht nur, dass bei Bliss jeder ein exzellenter Sänger ist – die können auch tanzen wie der Lump am Stecken. Dazu kommt ihr unwiderstehlicher Charme und ein lausbubenhafter Humor. Eigentlich ist damit schon fast alles über diesen Abend geschrieben. Wer einen gemächlichen Liederabend eines Schweizer Männerchores erwartet hatte, war definitiv im falschen Film.
Schon der Einstieg mit einem Jodler und dem Lied „Schweizer Schweizer über alles“zu Haydns Kaiserhymne war gespickt mit Spitzen und Vorurteilen der Deutschen gegenüber den Schweizern und umgekehrt. Ironisch plauderten und sangen die Herren von Bliss, was zu deutsch Glückseligkeit heißt, über die Unterschiede zwischen ihrer Muttersprache und der hochdeutschen.
Leider kann bei der Tour durch Teutonien nicht einmal das hiesige Bier ihr „Heiweeii“stillen. Dazu tanzten die Jungs einen alpenländischen „Ententanz“, dass die großzahl der Gästinnen in Verzückung geriet. Durchweg war die Choreographie und der Hüftschwung der Gruppe atemberaubend und auf höchstem Niveau wie ihr A-capella-Gesang.
„Wozu ein Orchester?“
Ob „Rosanna“von Toto oder „When You Say Nothing At All“von Ronan Keating – mit Sing- und Tanzfreude begeisterten die dynamischen Helvetier, denen so ziemlich alles typisch Schweizerische zu fehlen scheint. Jeder Einzelne des Quintetts verkörpert ein Sprachgebiet der Eidgenossenschaft. Neben Deutsch, fFranzösisch, Italienisch und Rätisch ist Viktor, mit einem Augenzwinkern, fürs Ungarische zuständig.
Im klassischen Teil intonierten Viktor, Claudio, Tom, Mathias und Lukas von Beethovens „Für Elise“über den Vogelhändler und Anatevka bis zu Carmen die Arien in einer Klangfülle und Vielfalt, dass die Frage im Raum stand: „Wozu braucht man da sonst ein Orchester?“Bei aller musikalischen Perfektion war noch Zeit und Muse für ein komisches Intermezzo: Vor Claudio als Carmen knieten anhimmelnd die anderen Vier, bis die schmachtromantische Szene in einem angedeuteten Kuss endet. Zum Brüllen.
Die Bodenbretter beben
Und obwohl man es nicht für möglich hielt, steigerten sich die Fünf auch zum Schluss nochmals. Schon bei „Just A Gigolo“waren alle Zuhörerinnen und ihre Begleiter aufgestanden. Doch bei „Highway To Hell" gab es dann kein Halten mehr. Das Klatschen und Stampfen lies die Bodenbretter der Kulturmühle beben. Selbst den AC/DC-Instrumetalsound gaben Bliss ohne Gitarren und Schlagzeuge in voller Härte. Da bleibt einem die Spucke weg.
Mit dem Abschiedssong „That’s What Friends Are for" wurde nochmals die ganze Spannweite der Stimmorgane ausgebreitet, welche die A-capella-Band Bliss geben kann. Wenn schon nicht als Schwiegersöhne, auch für die männlichen Zuhörer, so doch als Freunde im besten Sinn durften die fünf Helvetier die Wimsener Bühne verlassen. Musik, Tanz, Show, Erotik und Humor in einer so grandiosen Zusammenstellung wird Frau und Mann wohl selten erleben dürfen.
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