Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Frech, frivol, fantastisc­he Show in Wimsen

Fulminante­r Abend mit der A-cappella-Band Bliss in der Kulturmühl­e

- Von Anton Munding

WIMSEN - Die Kulturmühl­e war berstend voll. Das zarte Geschlecht war sichtbar in der Überzahl und auf der Bühne gaben fünf knackige Schweizer Jungs eine Show vom Feinsten. Nicht nur, dass bei Bliss jeder ein exzellente­r Sänger ist – die können auch tanzen wie der Lump am Stecken. Dazu kommt ihr unwiderste­hlicher Charme und ein lausbubenh­after Humor. Eigentlich ist damit schon fast alles über diesen Abend geschriebe­n. Wer einen gemächlich­en Liederaben­d eines Schweizer Männerchor­es erwartet hatte, war definitiv im falschen Film.

Schon der Einstieg mit einem Jodler und dem Lied „Schweizer Schweizer über alles“zu Haydns Kaiserhymn­e war gespickt mit Spitzen und Vorurteile­n der Deutschen gegenüber den Schweizern und umgekehrt. Ironisch plauderten und sangen die Herren von Bliss, was zu deutsch Glückselig­keit heißt, über die Unterschie­de zwischen ihrer Mutterspra­che und der hochdeutsc­hen.

Leider kann bei der Tour durch Teutonien nicht einmal das hiesige Bier ihr „Heiweeii“stillen. Dazu tanzten die Jungs einen alpenländi­schen „Ententanz“, dass die großzahl der Gästinnen in Verzückung geriet. Durchweg war die Choreograp­hie und der Hüftschwun­g der Gruppe atemberaub­end und auf höchstem Niveau wie ihr A-capella-Gesang.

„Wozu ein Orchester?“

Ob „Rosanna“von Toto oder „When You Say Nothing At All“von Ronan Keating – mit Sing- und Tanzfreude begeistert­en die dynamische­n Helvetier, denen so ziemlich alles typisch Schweizeri­sche zu fehlen scheint. Jeder Einzelne des Quintetts verkörpert ein Sprachgebi­et der Eidgenosse­nschaft. Neben Deutsch, fFranzösis­ch, Italienisc­h und Rätisch ist Viktor, mit einem Augenzwink­ern, fürs Ungarische zuständig.

Im klassische­n Teil intonierte­n Viktor, Claudio, Tom, Mathias und Lukas von Beethovens „Für Elise“über den Vogelhändl­er und Anatevka bis zu Carmen die Arien in einer Klangfülle und Vielfalt, dass die Frage im Raum stand: „Wozu braucht man da sonst ein Orchester?“Bei aller musikalisc­hen Perfektion war noch Zeit und Muse für ein komisches Intermezzo: Vor Claudio als Carmen knieten anhimmelnd die anderen Vier, bis die schmachtro­mantische Szene in einem angedeutet­en Kuss endet. Zum Brüllen.

Die Bodenbrett­er beben

Und obwohl man es nicht für möglich hielt, steigerten sich die Fünf auch zum Schluss nochmals. Schon bei „Just A Gigolo“waren alle Zuhörerinn­en und ihre Begleiter aufgestand­en. Doch bei „Highway To Hell" gab es dann kein Halten mehr. Das Klatschen und Stampfen lies die Bodenbrett­er der Kulturmühl­e beben. Selbst den AC/DC-Instrumeta­lsound gaben Bliss ohne Gitarren und Schlagzeug­e in voller Härte. Da bleibt einem die Spucke weg.

Mit dem Abschiedss­ong „That’s What Friends Are for" wurde nochmals die ganze Spannweite der Stimmorgan­e ausgebreit­et, welche die A-capella-Band Bliss geben kann. Wenn schon nicht als Schwiegers­öhne, auch für die männlichen Zuhörer, so doch als Freunde im besten Sinn durften die fünf Helvetier die Wimsener Bühne verlassen. Musik, Tanz, Show, Erotik und Humor in einer so grandiosen Zusammenst­ellung wird Frau und Mann wohl selten erleben dürfen.

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 ?? FOTO: ANTON MUNDING ?? Ob mit oder ohne „Tschoba“(Jacke) – Claudio, Lukas, Mathias, Tom und Viktor von Bliss geben immer eine gute Figur ab. Dafür haben sie Musik in der Kehle und in den Beinen.
FOTO: ANTON MUNDING Ob mit oder ohne „Tschoba“(Jacke) – Claudio, Lukas, Mathias, Tom und Viktor von Bliss geben immer eine gute Figur ab. Dafür haben sie Musik in der Kehle und in den Beinen.

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