Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
ZfP prüft nach Ausbruch Sicherheitsstandards
Ärztlicher Direktor Gerhard Längle: „An Wanddurchbruch nicht gedacht“
ZWIEFALTEN (dpa/lsw) - Nach der Flucht von drei Straftätern aus der geschlossenen Abteilung der Zwiefaltener Klinik für Forensische Psychiatrie soll nach Presseberichten das Sicherheitskonzept der ehemaligen Klosteranlage überprüft werden. „Alle Experten hielten die Klostermauern bisher für sicher, das stimmte aber nicht“, sagte Prof. Gerhard Längle, Ärztlicher Direktor am Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP).
Trotz hoher Sicherheitsstandards: „An einen Wanddurchbruch hat keiner der vielen Experten gedacht“, so Längle weiter. Den Ausbrechern sei es wohl binnen eines Tages gelungen, unbeobachtet ein Loch in die 40 Zentimeter dicke Wand zu brechen. Das könne Nachahmer auf den Plan rufen, fürchtet Längle. Es müsse diskutiert werden, ob die Forensik im richtigen Gebäude sei.
Erst vor wenigen Jahren sei die Anlage für mehr als eine halbe Million Euro umgebaut und ausbruchsicherer gemacht worden. Längle kritisierte in den beiden Zeitungen, dass bei therapieunwilligen Häftlingen die Rückverlegung in ein Gefängnis oft juristisch verschleppt werde. „Wenn eine Therapie nicht sinnvoll ist, müsste der Patient am nächsten Tag zurück ins Gefängnis gebracht werden können.“Auch die drei Ausbrecher hätten kurz vor einer Verlegung in ein Gefängnis gestanden.
Fahndung läuft noch
Zwei Ausbrecher hat die Polizei geschnappt (die SZ berichtete). Die Fahndung nach dem dritten Mann, einem 32 Jahre alten Türken, läuft noch.
Die drei wegen Diebstahls und verschiedener Raubdelikte verurteilten Täter waren am Samstagabend aus ihrem gemeinsamen Zimmer in der geschlossenen Abteilung der Klinik in Zwiefalten geflohen. Sie waren dort zur Behandlung ihrer Drogen- und Alkoholabhängigkeit gewesen.