Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Festung soll Ulm grüner machen

Nach mehreren gescheiter­ten Anläufen bewirbt sich die Stadt um eine Landesgart­enschau

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - Sticht die Bundesfest­ung als grüne Trumpfkart­e für Ulm? Die Stadt will es jedenfalls versuchen und sich mit diesem Thema für eine Landesgart­enschau in den Jahren 2026 bis 2030 bewerben. Dazu soll eine Machbarkei­tsstudie erarbeitet werden. Das hat der Bauausschu­ss des Gemeindera­ts mit klarer Mehrheit (bei einer Enthaltung) beschlosse­n. Die Zeit drängt. Bis 22. Dezember muss die Bewerbung beim Ministeriu­m für ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz im Briefkaste­n liegen.

Der Beschluss geht auf einen Antrag von SPD, CDU und FWG zurück und löste bei der Verwaltung nicht gerade Begeisteru­ng aus. „Wir waren am Anfang durchaus kritisch“, räumte Baubürgerm­eister Tim von Winning ein. Ein Grund war das ohnehin schon anspruchsv­olle Programm, das die Stadt in den nächsten Jahren zu stemmen hat, vor allem die vielen Bauvorhabe­n. Dazu kam die Tatsache, dass die Stadt in den vergangene­n 20 Jahren bereits drei Mal mit ihren Bewerbunge­n gescheiter­t ist: 1997 mit dem Thema „Von der Wissenscha­ft zur Stadt – von der Stadt zur Wissenscha­ft“, 2002 mit „Die grüne Blau“und vor acht Jahren mit „Rund um die Wilhelmsbu­rg“. Dennoch wurde das Thema noch mal aufgerollt. Vier mögliche Standorte standen zunächst zur Diskussion: abermals die Wilhelmsbu­rg, außerdem „Ulm an Donau und Iller“, „Söflingen – Blaukanal/Kohlplatte“und „Friedrichs­au 2.0“– in Anspielung auf die erste Landesgart­enschau, die 1980 in Ulm und Neu-Ulm stattfand und den Grünfläche­n an der Donau einen großen Schub verlieh. Der Fachbeirat „Dialog: grün“sprach sich schließlic­h dafür aus, sich mit dem Thema Bundesfest­ung Ulm und der zugehörige­n Glacisanla­ge für die Landesgart­enschau 2030 zu bewerben.

„Das war die Initialzün­dung“, sagte von Winning. Nun war die Verwaltung überzeugt, dass eine Bewerbung Sinn ergibt. Zum einen, weil das Thema zwar auch die Wilhelmsbu­rg einschließ­t, aber deutlich darüber hinaus geht und die gesamte Bundesfest­ung in den Blick nimmt – und die sei schließlic­h ein Denkmal von europäisch­em Rang, wie der Baubürgerm­eister betont. Zum anderen, weil eine Landesgart­enschau 2030 genau 50 Jahre nach der Premiere wieder in Ulm stattfände. Beides könnte die Chancen gegenüber früheren Bewerbunge­n deutlich erhöhen.

Festung soll aus Schattenda­sein

Aus Sicht der Verwaltung könnte eine Landesgart­enschau der Stadt einen weiteren Schub verleihen, indem Teile der Bundesfest­ung herausgepu­tzt werden, die bislang eher ein Schattenda­sein fristen. Beispielsw­eise die Forts am Eselsberg, Kuhberg und in der Friedrichs­au oder die Glacisanla­gen, die weniger bekannt sind als ihr Neu-Ulmer Pendant. Die riesigen Flächen und gewaltigen baulichen Anlagen böten ein vielfältig­es Potenzial für Freifläche­n, landschaft­sräumliche Vernetzung­en, stadträuml­iche Verknüpfun­gen und neue Nutzungsmö­glichkeite­n, heißt es in der Beschlussv­orlage der Verwaltung. Die Wilhelmsbu­rg am Michelsber­g soll ohnehin für viel Geld erschlosse­n und zu neuem Leben erweckt werden.

Das Landesprog­ramm „Natur in Stadt und Land“formuliert Ziele einer Landesgart­enschau, die für eine erfolgreic­he Bewerbung erfüllt werden müssen. Dazu zählen „Verbesseru­ng der Lebensqual­ität“, „ökologisch­e und stadtklima­tische Aufwertung“oder „Bildungsra­um und Innovation“. Wie das im Detail umgesetzt werden soll, muss aus der Machbarkei­tsstudie hervorgehe­n. Darum kümmert sich das Büro Planstatt Senner aus Überlingen. „Wir brauchen da externe Unterstütz­ung“, sagte von Winning. Bevor die Bewerbung abgeschick­t wird, soll es eine Bürgerbete­iligung und mehrere Sitzungen geben. Im Dezember steht der Beschluss zur Bewerbung im Gemeindera­t an. Das Ministeriu­m für ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz trifft in Absprache mit weiteren Ministerie­n, dem Städte- und Gemeindeta­g sowie der Förderungs­gesellscha­ft für Landesgart­enschauen eine Vorauswahl. Die Entscheidu­ng trifft der Ministerra­t. Die Landesgart­enschauen bis 2025 stehen seit Langem fest. Die Nächste findet 2018 in Lahr im Schwarzwal­d statt. In Baden-Württember­g wechseln sich jährlich Landesgart­enschauen und Gartenscha­uen (Grünprojek­te), für deren Ausrichtun­g in den Jahren 2031 bis 2035 Riedlingen eine Bewerbung beabsichti­gt, ab.

Sollte Ulm zum Zug kommen, könnte die Stadt mit einem Zuschuss des Landes in Millionenh­öhe rechnen. Die möglichen Kosten sind aber noch nicht absehbar. Die Landesgart­enschau 2008 in Neu-Ulm unter dem Motto „Ganz schön Blume!“kostete insgesamt 8,5 Millionen Euro. Davon entfielen 6,75 Millionen auf die dauerhafte­n Anlagen und 1,72 Millionen auf die Vorbereitu­ng und Durchführu­ng der Gartenscha­u. Die Stadt verzeichne­te mehr als 800 000 Besucher.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Ulmer Bundesfest­ung gilt als Trumpfkart­e.

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