Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Festung soll Ulm grüner machen
Nach mehreren gescheiterten Anläufen bewirbt sich die Stadt um eine Landesgartenschau
ULM - Sticht die Bundesfestung als grüne Trumpfkarte für Ulm? Die Stadt will es jedenfalls versuchen und sich mit diesem Thema für eine Landesgartenschau in den Jahren 2026 bis 2030 bewerben. Dazu soll eine Machbarkeitsstudie erarbeitet werden. Das hat der Bauausschuss des Gemeinderats mit klarer Mehrheit (bei einer Enthaltung) beschlossen. Die Zeit drängt. Bis 22. Dezember muss die Bewerbung beim Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Briefkasten liegen.
Der Beschluss geht auf einen Antrag von SPD, CDU und FWG zurück und löste bei der Verwaltung nicht gerade Begeisterung aus. „Wir waren am Anfang durchaus kritisch“, räumte Baubürgermeister Tim von Winning ein. Ein Grund war das ohnehin schon anspruchsvolle Programm, das die Stadt in den nächsten Jahren zu stemmen hat, vor allem die vielen Bauvorhaben. Dazu kam die Tatsache, dass die Stadt in den vergangenen 20 Jahren bereits drei Mal mit ihren Bewerbungen gescheitert ist: 1997 mit dem Thema „Von der Wissenschaft zur Stadt – von der Stadt zur Wissenschaft“, 2002 mit „Die grüne Blau“und vor acht Jahren mit „Rund um die Wilhelmsburg“. Dennoch wurde das Thema noch mal aufgerollt. Vier mögliche Standorte standen zunächst zur Diskussion: abermals die Wilhelmsburg, außerdem „Ulm an Donau und Iller“, „Söflingen – Blaukanal/Kohlplatte“und „Friedrichsau 2.0“– in Anspielung auf die erste Landesgartenschau, die 1980 in Ulm und Neu-Ulm stattfand und den Grünflächen an der Donau einen großen Schub verlieh. Der Fachbeirat „Dialog: grün“sprach sich schließlich dafür aus, sich mit dem Thema Bundesfestung Ulm und der zugehörigen Glacisanlage für die Landesgartenschau 2030 zu bewerben.
„Das war die Initialzündung“, sagte von Winning. Nun war die Verwaltung überzeugt, dass eine Bewerbung Sinn ergibt. Zum einen, weil das Thema zwar auch die Wilhelmsburg einschließt, aber deutlich darüber hinaus geht und die gesamte Bundesfestung in den Blick nimmt – und die sei schließlich ein Denkmal von europäischem Rang, wie der Baubürgermeister betont. Zum anderen, weil eine Landesgartenschau 2030 genau 50 Jahre nach der Premiere wieder in Ulm stattfände. Beides könnte die Chancen gegenüber früheren Bewerbungen deutlich erhöhen.
Festung soll aus Schattendasein
Aus Sicht der Verwaltung könnte eine Landesgartenschau der Stadt einen weiteren Schub verleihen, indem Teile der Bundesfestung herausgeputzt werden, die bislang eher ein Schattendasein fristen. Beispielsweise die Forts am Eselsberg, Kuhberg und in der Friedrichsau oder die Glacisanlagen, die weniger bekannt sind als ihr Neu-Ulmer Pendant. Die riesigen Flächen und gewaltigen baulichen Anlagen böten ein vielfältiges Potenzial für Freiflächen, landschaftsräumliche Vernetzungen, stadträumliche Verknüpfungen und neue Nutzungsmöglichkeiten, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Die Wilhelmsburg am Michelsberg soll ohnehin für viel Geld erschlossen und zu neuem Leben erweckt werden.
Das Landesprogramm „Natur in Stadt und Land“formuliert Ziele einer Landesgartenschau, die für eine erfolgreiche Bewerbung erfüllt werden müssen. Dazu zählen „Verbesserung der Lebensqualität“, „ökologische und stadtklimatische Aufwertung“oder „Bildungsraum und Innovation“. Wie das im Detail umgesetzt werden soll, muss aus der Machbarkeitsstudie hervorgehen. Darum kümmert sich das Büro Planstatt Senner aus Überlingen. „Wir brauchen da externe Unterstützung“, sagte von Winning. Bevor die Bewerbung abgeschickt wird, soll es eine Bürgerbeteiligung und mehrere Sitzungen geben. Im Dezember steht der Beschluss zur Bewerbung im Gemeinderat an. Das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz trifft in Absprache mit weiteren Ministerien, dem Städte- und Gemeindetag sowie der Förderungsgesellschaft für Landesgartenschauen eine Vorauswahl. Die Entscheidung trifft der Ministerrat. Die Landesgartenschauen bis 2025 stehen seit Langem fest. Die Nächste findet 2018 in Lahr im Schwarzwald statt. In Baden-Württemberg wechseln sich jährlich Landesgartenschauen und Gartenschauen (Grünprojekte), für deren Ausrichtung in den Jahren 2031 bis 2035 Riedlingen eine Bewerbung beabsichtigt, ab.
Sollte Ulm zum Zug kommen, könnte die Stadt mit einem Zuschuss des Landes in Millionenhöhe rechnen. Die möglichen Kosten sind aber noch nicht absehbar. Die Landesgartenschau 2008 in Neu-Ulm unter dem Motto „Ganz schön Blume!“kostete insgesamt 8,5 Millionen Euro. Davon entfielen 6,75 Millionen auf die dauerhaften Anlagen und 1,72 Millionen auf die Vorbereitung und Durchführung der Gartenschau. Die Stadt verzeichnete mehr als 800 000 Besucher.