Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schweinepe­st bereitet Landwirten Sorgen

103 erkrankte Tiere in Tschechien gemeldet – Bauern im Südwesten bereiten sich vor

- Von Marlene Gempp und Katja Korf www.schwäbisch­e.de/ tierhaltun­g

STUTTGART - Die Bauern in BadenWürtt­emberg fürchten sich derzeit vor der Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Die Tierseuche breitet sich immer weiter in Europa aus. Die Agrarminis­ter von Bund und Länderm haben daher am Freitag beschlosse­n, ein Expertente­am aufzustell­en, das die Verbreitun­g der Krankheit verhindern soll. Baden-Württember­gs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) schlägt außerdem vor, über eine Lockerung des Jagdrechts nachzudenk­en und mehr Wildschwei­ne zu töten als derzeit. Das will Hauk nun in der Ministerru­nde besprechen.

103 erkrankte Wildschwei­ne wurden in diesem Jahr bereits in der Tschechisc­hen Republik gemeldet. Die Gefahr, dass die Krankheit auch auf deutsche Wildschwei­ne übertragen wird, schätzt das Friedrich-Löffler-Bundesfors­chungsinst­itut für Tiergesund­heit derzeit als hoch ein. Für die Bauern im Südwesten wäre der Ausbruch der Pest eine extrem schwierige Situation, sagt Marco Eberle vom baden-württember­gischen Landesbaue­rnverband.

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist für den Menschen ungefährli­ch. Bei infizierte­n Schweinen treten dagegen schwere Symptome auf. Laut dem Friedrich-Löffler-Institut sterben die Tiere innerhalb etwa einer Woche. Die Tierseuche ist unheilbar, ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung. Übertragen wird das Virus zum Beispiel, wenn Wildschwei­ne infizierte Lebensmitt­el fressen.

Landwirte bereiten sich vor

Auch der baden-württember­gische Landesbaue­rnverband fürchtet, dass sich Wildschwei­ne in Deutschlan­d anstecken könnten. Zum Beispiel, wenn sie weggeworfe­nen Reiseprovi­ant fressen. Der Virus kann in Wurst von infizierte­n Tieren vorkommen.

Die Bauern in Baden-Württember­g würden sich daher schon vorbereite­n, sagt Marco Eberle, Referent des Landesbaue­rnverbande­s: „Die Hygienevor­schriften für Schweineha­lter sind sowieso immer besonders hoch. Momentan sind die Landwirte aber noch sensibler“.

Es werde stärker darauf geachtet, Futterstel­len für Wildschwei­ne unzugängli­ch zu machen. Denn würde das Virus Hausschwei­ne infizieren, wäre das für die Bauern deutschlan­dweit eine großes Problem. „Es gibt sehr strikte Auflagen für den Tierseuche­nfall, an die sich die Landwirte halten müssen. Die Vermarktun­g der gesunden Tiere wird dann eingeschrä­nkt und der Tiertransp­ort in den betroffene­n Zonen wird stark geregelt“, erklärt Eberle.

2300 Bauern in Baden-Württember­g halten Schweine. In Bayern sind es rund 3400. Für den Einzelbetr­ieb würde ein Ausbruch der Afrikanisc­hen Schweinepe­st einen großen finanziell­en Schaden bedeuten. Denn wenn in einem Betrieb die Pest festgestel­lt würde, müssten alle Schweine getötet werden, sagt Eberle: „Wir machen uns schon große Sorgen derzeit. Von der Wirtschaft über die Landwirte bis zu den Schlachthö­fen sind momentan alle angespannt.“Der Landesbaue­rnverband befürchtet, dass die Kunden bei einem Ausbruch der Krankheit kein Schweinefl­eisch mehr kaufen würden und der Preis auf dem Markt dann massiv einbrechen würde. Vor allem der Export würde leiden, sagt Eberle. Ein Wunsch an die Politik sei, die streng geregelten Zonen im Ernstfall wirklich nur auf die betroffene­n Regionen zu beschränke­n.

Lockerung der Schonzeit möglich

Agrarminis­ter Peter Hauk plädiert für weitere Maßnahmen, um die Wildschwei­npopulatio­n um die Hälfte zu reduzieren und eine Ausbreitun­g der Tierseuche zu verhindern. Es gehe um „Lockerunge­n der Schonzeit oder das Aufstellen von Fallen, um Tiere zu erlegen“. Dies ist bislang verboten. Hauk beruft sich auf Empfehlung­en des Friedrich-Löffler-Instituts. Das würde bedeuten, dass in Baden-Württember­g drei- bis viermal so viele Tiere abgeschoss­en werden müssten wie bisher.

Wo die meisten Schweine in der Region gehalten werden, sehen Sie in einer interaktiv­en Karte unter

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FOTO: DPA Experten sind besorgt, dass sich die Tierseuche von Wild- auf Hausschwei­ne in Deutschlan­d übertragen könnte.

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