Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Allein mit mir
Skurrile Partner- und Ehetrends kommen meist aus Japan, über sie berichten wir an dieser Stelle mit dem gebotenen Anstand. Diesmal geht es aber über ein Phänomen, das seinen Ursprung in den USA haben soll und Europa erreicht hat. Konkret handelt es sich um die 40-jährige Laura Mesi, die im norditalienischen Vimercate geheiratet hat – sich selbst. „Ja, ich, Laura, nehme mich selbst zur Frau“, schwor sie sich vor 70 Hochzeitsgästen die ewige Treue. Die Zeremonie absolvierte sie ganz in Weiß, mit Rosenstrauß und einer Torte, auf der eine Laura-Figur aus Zuckerguss stand. Es hätten „selbst die Männer Tränen in den Augen gehabt“, heißt es. Mesi wurde durch die Heirat mit ihrer Traumperson zum Medienstar und folgt einem Trend, der sich in den USA Selbst-Heirat oder „Sologamie“nennt. Längst hat sich parallel ein Geschäftsfeld entwickelt, so verkauft eine USFirma „I married me“-Boxen mit Ring, Trausprüchen und Zeremonie-Anweisungen für knapp 200 Euro.
Nun hat so eine Partnerschaft wie immer Für und Wider. Unbekannt ist etwa, ob es sich bei Laura Mesi um eine Vernunft- oder Liebesheirat handelt. Steuerliche Vorteile dürften sich doch sehr im Rahmen halten. Ärger ist auch im Haushalt programmiert. Wer bringt den Müll runter, wer putzt die Fenster, diese Frage beantwortet sich von selbst. Überdies kommen zwar immer die Lieblingsspeisen auf den Tisch, Kochen und Abwasch bleibt aber nur einer Seite vorbehalten. Womit wir beim eigentlichen Problem sind: Solo bedeutet übersetzt noch immer: allein. Weshalb wir Laura Mesi eines von ganzem Herzen wünschen: die Scheidung. Und einen Neuanfang. (dg)