Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump brüskiert Außenminis­ter Tillerson

Streit um Nordkoreas Raketenpro­gramm offenbart Unstimmigk­eiten in der US-Regierung

- Von Gabriele Chwallek und Andreas Landwehr

PEKING/WASHINGTON (dpa) - USPräsiden­t Donald Trump hat sich im Konflikt um Nordkoreas Atom- und Raketenpro­gramm offen gegen seinen Außenminis­ter Rex Tillerson gestellt. Via Twitter kritisiert­e er am Sonntag in herablasse­nder Form die offensicht­liche Bereitscha­ft des USChefdipl­omaten, das Gespräch mit Pjöngjang zu suchen. Das sei eine Zeitversch­wendung, erklärte Trump. Zuvor hatte Tillerson erstmals publik gemacht, dass jenseits der gegenseiti­gen öffentlich­en Kriegsrhet­orik über direkte Kanäle ausgelotet werde, ob die nordkorean­ische Führung zu Gesprächen über ihr Programm bereit sei. Wie Tillersons Sprecherin später ergänzend mitteilte, hat Pjöngjang aber kein Interesse gezeigt.

„Ich habe Rex Tillerson, unserem wunderbare­n Außenminis­ter, gesagt, dass er seine Zeit vergeudet, indem er versucht, mit ,Little Rocket Man‘ zu verhandeln“, twitterte Trump von seinem Golfclub in New Jersey aus. „Spar dir deine Energie, wir werden tun, was getan werden muss.“„Little Rocket Man“(„Kleiner Raketenman­n“) ist Trumps Bezeichnun­g für Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un.

Tillerson hatte am Rande eines Besuches am Samstag in Peking gesagt, dass es mehrere Kommunikat­ionskanäle gebe. „Wir befinden uns nicht in einem Blackout“, wurde er unter anderem von der „New York Times“zitiert. „Wir können mit ihnen reden. Wir reden mit ihnen.“Danach gefragt, ob die Kommunikat­ionsdrähte über China liefen, schüttelte er den Kopf. „Direkt“, sagte er. „Wir haben unsere eigenen Kanäle.“

Ministeriu­mssprecher­in Heather Nauert sagte, die USA hätten Nordkorea zugesicher­t, dass sie nicht daran interessie­rt seien, „den Zusammenbr­uch des gegenwärti­gen Regimes zu fördern, Regimewand­el zu verfolgen, die Wiedervere­inigung der Halbinsel zu beschleuni­gen oder Kräfte nördlich der demilitari­sierten Zone zu mobilisier­en“. Dennoch hätten nordkorean­ische Offizielle keine Hinweise gegeben, dass sie an Gesprächen über eine Denukleari­sierung interessie­rt oder dazu bereit seien.

Besuch in China steht bevor

Der Konflikt um Pjöngjangs Atomund Raketenpro­gramm stand am Samstag auch im Mittelpunk­t der Gespräche von Tillerson mit der chinesisch­en Führung in Peking. Der US-Außenminis­ter, der sogar von Staatschef Xi Jinping persönlich empfangen wurde, bereitete mit seiner Visite zugleich den geplanten Besuch von US-Präsident Donald Trump im November in China vor.

 ?? FOTO: AFP ?? Die diplomatis­chen Bemühungen von US-Außenminis­ter Rex Tillerson hält sein Chef für Zeitversch­wendung.
FOTO: AFP Die diplomatis­chen Bemühungen von US-Außenminis­ter Rex Tillerson hält sein Chef für Zeitversch­wendung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany