Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine Milliarde Jahre junge Diamanten

Manche der Edelsteine sind anscheinen­d sehr viel jünger als bisher gedacht

- Von Anja Garms

AMSTERDAM (dpa) - Ein Diamant ist für die Ewigkeit, heißt es. Und es ist auch ewig her, dass die kostbaren Steine tief im Erdmantel entstanden. Einige bildeten sich jedoch – zumindest aus geologisch­er Sicht – vor gar nicht allzulange­r Zeit.

Bestimmte Diamanten sind anscheinen­d sehr viel jünger als man bisher angenommen hat. Sie entstanden im Erdmantel vor gut einer Milliarde Jahren und damit vor verhältnis­mäßig kurzer Zeit, wie eine Untersuchu­ng von mineralisc­hen Einschlüss­en in 26 Exemplaren aus Südafrika ergab. Die Ergebnisse beeinfluss­en den Forschern zufolge womöglich auch die Frage, wo man künftig nach Diamanten Ausschau halten soll. Die Wissenscha­ftler aus den Niederland­en, Südafrika und aus Großbritan­nien präsentier­en ihre Ergebnisse im Fachblatt „Nature Communicat­ions“.

Diamanten entstehen im Erdmantel ab einer Tiefe von mindestens 140 Kilometern, wenn Kohlenstof­f bei hohen Temperatur­en und unter großem Druck zusammenge­presst wird. Sie gelangen meist bei Vulkanausb­rüchen an die Erdoberflä­che. Anhand von winzigen Einschlüss­en in den Diamanten können Forscher die Entstehung­sbedingung­en und das Alter der Steine rekonstrui­eren.

Genau das taten die Forscher um Janne Koornneef von der Vrije Universite­it Amsterdam mit 26 Diamanten aus dem Diamantber­gwerk Venetia im Norden Südafrikas. Alle Diamanten trugen winzige Einschlüss­e aus Harzburgit, einer Gesteinsar­t.

Wie eine Isotopenan­alyse zeigte, hatte sich ein Teil der Steine vor gut drei Milliarden Jahre gebildet. Dies geschah beim Aufbrechen einer Festlandkr­uste und damit zusammenhä­ngender vulkanisch­er Aktivität.

Zehn Diamanten der 26 untersucht­en Steine waren allerdings sehr viel jünger und erst vor etwa 1,1 Milliarden Jahren entstanden, zeigten die Forscher weiter. Sie bildeten sich ursprüngli­ch in der Umkondo-Region im heutigen Simbabwe, ebenfalls im Zusammenha­ng mit vulkanisch­er Aktivität.

„Im Allgemeine­n nimmt man an, dass das Ausmaß des Schmelzvor­gangs, der für die Bildung dieser Diamanten nötig ist, nur früh in der Erdgeschic­hte erreicht wurde, als es sehr viel heißer war“, erläutert Koornneef in einer Pressemitt­eilung. „Wir zeigen, dass das nicht der Fall ist und einige Harzburgit-Diamanten sehr viel jünger sind als angenommen.“

„Während jüngere Diamanten in anderen Gesteinsar­ten und unter anderen Bedingunge­n im Erdmantel gebildet werden, ist es sehr unerwartet, Harzburgit-Diamanten im Zusammenha­ng mit relativ junger geologisch­er Aktivität zu finden“, ergänzt Mitautor Gareth Davies. Harzburgit-Diamanten seien Hinweisgeb­er für die Suche nach Diamant-Lagerstätt­en, die Ergebnisse beeinfluss­ten damit womöglich die Wahl der geologisch­en Umgebung, in der man nach neuen Minen suche.

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FOTOS: MICHAEL GRESS/DPA Das Foto zeigt einen Diamanten mit einem mineralisc­hen Granateins­chluss, das Bild eine elektronen­mikroskopi­sche Aufnahme einer polierten Diamantsch­eibe mit Mineralein­schlüssen, die Hinweise auf die Entstehung des Edelsteins geben.

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