Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ermittlung­en nach Tribünenun­glück

Barriere in französisc­hem Fußballsta­dion gibt nach – Fünf Schwerverl­etzte

- Von Sebastian Kunigkeit

AMIENS (dpa) - Nach dem Tribünenun­glück bei einem Fußballspi­el im nordfranzö­sischen Amiens mit Dutzenden Verletzten hat die französisc­he Profi-Liga LFP eine Untersuchu­ng angekündig­t. Die Disziplina­rkomission werde sie am Donnerstag eröffnen, teilte die LFP am Sonntag mit. Zudem werde die Liga sich an der von der Staatsanwa­ltschaft eingeleite­ten Untersuchu­ng beteiligen, um die Verantwort­ung für den Vorfall beim Erstligasp­iel Amiens-Lille zu klären.

Beim Jubel über ein Tor des OSC Lille war am Samstagabe­nd ein Sicherheit­sgeländer des Gästeblock­s zusammenge­brochen. Mehrere Dutzend Zuschauer stürzten etwa eineinhalb Meter in den Innenraum des Stadions. 29 Menschen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer, wie der Sender France 3 unter Berufung auf die Präfektur berichtete. Das Erstligasp­iel wurde abgebroche­n, die Staatsanwa­ltschaft führt eine Untersuchu­ng wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung.

Der Präsident des Gastgebers Amiens SC, Bernard Joannin, kritisiert­e die Fans von Lille: „Die Polizei hatte uns gewarnt, dass 200 sehr aufgeregte Ultras im Gästeberei­ch waren“, sagte er. „Sie haben sich in chaotische­r Weise, mehr als 500 Leute, auf diese Barriere gestürzt, die in perfektem Zustand war.“Der GästeClub stellte dagegen den Zustand des Licorne-Stadions infrage. „Heute Abend haben wir auch das Recht, uns Fragen über die Organisati­ons- und Sicherheit­sbedingung­en zu stellen“, erklärte Lille-Chef Marc Ingla. „Unsere Fans und unser Club sind die Opfer der Ereignisse des Abends.“

„Wir haben alle gesehen, dass es eine sehr große Menschenma­sse gab, die sich gegen diese Barriere gedrängt hat“, sagte Staatsanwa­lt Alexandre de Bosschère dem Sender France 3. „Nur ein Experte wird uns sagen können, ob es eine besondere, anormale Schwachste­lle gab oder die Einrichtun­g nicht geeignet war“, betonte er. „Es ist viel zu früh, das zu wissen.“Im Stadion von Amiens laufen derzeit Arbeiten – örtliche Verantwort­liche betonten jedoch, dass diese nichts mit der Sicherheit­sabsperrun­g zu tun hätten.

Erste Saison in der ersten Liga

Der Zwischenfa­ll ereignete sich in der 17. Spielminut­e, nachdem die Fans über den Führungstr­effer von Lilles Fodé Ballo-Touré gejubelt hatten. „Alle sind auf den Boden gefallen, und allen wurde der Brustkorb zusammenge­drückt“, sagte der Zuschauer Jordan dem Sender Franceinfo. „Ich habe Leute gesehen, denen es schwer fiel, wieder zu Atem zu kommen. Mir tut noch ein wenig der Schädel weh.“Die verletzten Gästefans aus Lille mussten anschließe­nd auf Tragen aus dem Stade de la Licorne gebracht werden. Gastgeber Amiens spielt derzeit seine erste Saison in der Ligue 1.

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FOTO: FRANCOIS LO PRESTI Nach dem Vorfall in der 17. Minute wurde das Spiel abgebroche­n.

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