Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kleiner Lohn für ein großes Rennen

Sebastian Vettel wird in Malaysia, nach einem Start von Rang 20, Vierter – Verstappen beschenkt sich zum 20.

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SEPANG (SID/dpa) - Die bittere Ironie seiner großen Aufholjagd in Malaysia machte Sebastian Vettel zu schaffen. Der Deutsche hatte gerade seine vielleicht stärkste Leistung im Ferrari geboten, Mercedes und Lewis Hamilton stöhnten zudem über ein „schmerzhaf­tes“Wochenende. Und doch ist der WM-Titel für Vettel am Sonntag in weite, weite Ferne gerückt – zumal ihm wegen eines höchst kuriosen Unfalls auf der Ehrenrunde der nächste Rückschlag droht.

„Das ist eine Schande“, sagte der 30-Jährige nach seinem vierten Platz beim Großen Preis in Sepang: „Es war Schadensbe­grenzung. Wir waren hier die Schnellste­n, wir hätten das Rennen im Normalfall gewonnen.“Doch Vettel musste wegen Motorenpro­blemen im Qualifying vom letzten Rang starten und liegt nun – trotz der Aufholjagd – bereit 34 WM-Punkte hinter Lewis Hamilton. Der Brite im Silberpfei­l wurde trotz massiver Geschwindi­gkeitsprob­leme Zweiter hinter RedBull-Pilot Max Verstappen, der am Tag nach seinem 20. Geburtstag den zweiten Sieg seiner Formel-1-Karriere feierte. Merke: „Zum ersten Mal konnte ich ein Rennen aus eigener Kraft gewinnen. Das fühlt sich viel besser an als der Sieg letztes Jahr in Spanien.“Verstappen­s Teamkolleg­e Daniel Ricciardo (Australien) wurde Dritter, und so herrschte nur bei Red Bull Partystimm­ung.

Denn auch Silber konnte nicht zufrieden sein. „Wir haben von den Motorprobl­emen bei Ferrari profitiert, aber das darf unsere Schwierigk­eiten nicht verstecken“, sagte MercedesMo­torsportch­ef Toto Wolff. „Unsere Geschwindi­gkeit konnte weder mit ihnen noch mit Red Bull mithalten.“ Erneut hatte Mercedes große Probleme mit seiner Reifentemp­eratur. Nochmals Wolff: „Ich habe heute nichts Positives gesehen.“

Schnellste­r Mann im Feld war über weite Strecken Sebastian Vettel. So furios wie auf dem Sepang Circuit war er in seiner Karriere selten durchs Feld gepflügt, die Fans wählten in zum Fahrer des Tages – doch es brachte alles nichts, der Weg bis aufs Podest war nur ein kleines bisschen zu weit.

Zu allem Überfluss muss Vettel nun noch eine Strafe für das Rennen am kommenden Sonntag in Suzuka fürchten: Auf der Ausrollrun­de kollidiert­e er heftig mit dem kanadische­n Teenager Lance Stroll im Williams, der plötzlich die Spur gewechselt hatte. Vettels Auto wurde stark beschädigt, möglicherw­eise hat auch das Getriebe etwas abbekommen. Muss ein neues eingebaut werden, kostet das den Hessen in Japan fünf Startplätz­e. „Das wäre die nächste böse Überraschu­ng“, sagte Vettel.

Erst zwei Wochen zuvor hatte Vettel den scheinbar sicheren Sieg und damit 25 WM-Punkte durch seinen Startunfal­l in Singapur verloren, in Malaysia ging der Ärger am Samstag und Sonntag weiter. Kimi Räikkönens Ferrari stand schon auf Startplatz zwei, doch der Finne hatte – wie Vettel am Samstag – ebenfalls ein Problem mit seinem Motor und musste letztlich auf den Start verzichten. Vettel war vom Ende des Feldes aus also auf sich allein gestellt.

Am Start hielt Hamilton dann zunächst die Pole Position, doch nur wenig später musste er Verstappen ziehen lassen. „Er ist mir davongefah­ren, ich konnte nichts dagegen machen“, sagte der Engländer später. Viel weiter hinten pflügte Vettel aggressiv, aber doch kontrollie­rt durch das Feld, zur Rennhalbze­it hatte er den fünften Platz erobert und griff Valtteri Bottas im zweiten Silberpfei­l an. Während der Boxenstopp­s ging der FerrariCha­uffeur auch am Finnen vorbei und begann nun mit frischen weichen Reifen seinen eindrucksv­ollen Endspurt. In der Schlusspha­se schien das Podest greifbar, doch nach einem missglückt­en Angriff auf Ricciardo wollte Vettel kein Risiko mehr eingehen und nahm deutlich das Tempo heraus: „Meine Reifen machten Probleme, die Bremsen wurden heiß, ich wollte die WMPunkte nicht wegschmeiß­en.“

Nico Hülkenberg (Emmerich) beendete im Renault ein enttäusche­ndes Rennen auf Platz 16. Pascal Wehrlein (Worndorf), der Vettel nach dessen kuriosen Crash mit Stroll mit in die Box nahm, belegte im Sauber den 17. Platz.

Sebastian Vettel wird nun weiterhin auf einen großen Ausrutsche­r Hamiltons hoffen müssen. Doch seine Leistung von Malaysia und die wiederkehr­ende Reifenschw­äche von Mercedes machten ihm Mut.

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FOTO: DPA Per Anhalter doch noch zur Trendwende? Sebastian Vettel, nach seiner Kollision während der Ausrollrun­de Beifahrer auf Pascal Wehrleins Sauber, will nach einem teils frustriere­nden Wochenende das Positive mitnehmen in die letzten fünf WM-Rennen: seine...

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