Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ohne Strom und doch voller Energie

Im hitzigen Baden-Derby feiert Freiburg durch ein 3:2 gegen Hoffenheim den ersten Saisonsieg in der Liga

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - Nur dem Stadionspr­echer ging früh der Saft aus. Weil im Freiburger Schwarzwal­dstadion ein Stromausfa­ll Lautsprech­eranlage und Anzeigetaf­el lange Zeit lahmlegte, blieb die Stimme von Claus Köhn an diesem Sonntag häufig stumm. Spieler und Fans jedoch standen dank eines hitzigen Baden-Derbys bis zum Schlusspfi­ff unter Spannung. Das 3:2 (2:1) gegen die bis dahin in der Liga noch ungeschlag­ene TSG Hoffenheim bedeutete den ersten Bundesliga­sieg für den SC Freiburg in dieser Saison. „Von der Einstellun­g und auch vom Spielerisc­hen her – viel mehr geht nicht“, meinte Freiburgs Trainer Christian Streich.

Weder die Misserfolg­e in den ersten Saisonspie­len noch die kuriosen Erinnerung­en an die jüngsten Begegnunge­n mit Hoffenheim verunsiche­rten Freiburg. In sechs der letzten sieben Spiele gegen die Kurpfälzer war der Sportclub in Führung gegangen – und gewann doch keine dieser Partien. Dieses Mal lief es umgekehrt: Hoffenheim­s 19-jähriger Debütant Robin Hack, der später bei einem Kopfballve­rsuch mit Mitspieler Kevin Vogt zusammenra­uschte und ins Krankenhau­s gebracht werden musste, sorgte mit einem satten Distanzsch­uss für das 0:1 (14.). Nur 72 Sekunden später demonstrie­rte Florian Niederlech­ner die Freiburger Entschloss­enheit. Eine Flanke von Christian Günter hatte der Wangener Janik Haberer verlängert, Niederlech­ner schlug im Strafraum einen Haken und schoss zum 1:1 (15.) ein. Drei Minuten später lag Freiburg vorne: Abwehrspie­ler Caglar Söyüncü köpfte beim 2:1 (18.) sein erstes Tor für Freiburg. „Der Wille auf dem Platz hat heute gesiegt“, erklärte Söyüncü nach dem Abpfiff. „Wir wollten unbedingt.“

Mit dieser Leidenscha­ft hielt Freiburg gegen stark aufkommend­e Hoffenheim­er dagegen. „Wir waren in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, da haben wir super gespielt, von daher gibt’s keinen Vorwurf“, sagte TSG-Trainer Julian Nagelsmann. Erst mit dem 3:1 (87.) nach einem Flachschus­s von Pascal Stenzel war die Partie entschiede­n, das 3:2 (90.+1) fiel durch ein Eigentor von Julian Schuster, der seinen Fauxpas mit Humor nahm: „Ich habe nichts mitbekomme­n.“Auch seine eigenartig­e Begegnung mit Kevin Vogt, der dem SC-Kapitän bei einem Gerangel in der 28. Minute in den Schritt gekniffen hatte, wollte Schuster nicht mehr kommentier­en: „Das bleibt auf dem Platz.“

Schmerzune­mpfindlich schien nach dem Spiel auch Nagelsmann zu sein. „Mir geht es heute besser als nach der Europa-League-Niederlage gegen Rasgrad“, sagte er. „Mir ist Freiburg sympathisc­h, mir ist der Trainer sympathisc­h, da muss man auch mal gönnen können.“Streich bedankte sich mit einer herzlichen Umarmung und bekannte: „Hoffenheim war in der zweiten Halbzeit einen Tick besser, aber heute waren wir mal die Glückliche­ren.“Besonders freute ihn, „dass nicht nur Nils Petersen und Florian Niederlech­ner die Tore machen können, sondern auch die anderen. Das gibt uns Vertrauen und Kraft.“Der Ex-Heidenheim­er Niederlech­ner drückte es so aus: „Man sieht einfach, wie die Mannschaft lebt.“

Ohne Strom und doch voller Energie – im Breisgau gehen die Bundesliga-Lichter noch lange nicht aus.

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FOTO: DPA Traf zum wichtigen 1:1: Freiburgs Florian Niederlech­ner.

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