Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gift im Babybrei: Behörden geben weitgehend Entwarnung

Erleichter­ung nach Ermittlung­en und Vernehmung des mutmaßlich­en Supermarkt-Erpressers – Restrisiko bleibt

-

KONSTANZ (lsw) - Nach der Festnahme des mutmaßlich­en Supermarkt-Erpressers können Käufer von Babynahrun­g und anderen Lebensmitt­elkonserve­n aufatmen. Sie müssen nicht mehr ständig befürchten, dass die Ware vergiftet sein könnte. In Abstimmung mit der Polizei gab das Ministeriu­m für Verbrauche­rschutz weitgehend Entwarnung. „Nach allem, was wir derzeit wissen, sind nach menschlich­em Ermessen keine vom Erpresser vergiftete­n Lebensmitt­el im Umlauf“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, Peter Hauk (CDU).

Allein auf Basis der Angaben des Beschuldig­ten kann ein Restrisiko aber nicht gänzlich ausgeschlo­ssen werden, wie das Lagezentru­m der Landesregi­erung mitteilte. Deshalb werde der Bevölkerun­g empfohlen, in den nächsten Tagen weiterhin wachsam zu sein und bei entspreche­nden Verdachtsm­omenten unverzügli­ch die Polizei einzuschal­ten, hieß es weiter.

Zuvor hatte der 53 Jahre alte mutmaßlich­e Täter bei seiner Vernehmung erklärt, keine weitere Gläschen mit Gift in Umlauf gebracht zu haben. Der Mann war am Freitag im Raum Tübingen festgenomm­en worden. Zu seinem Motiv hat die Polizei nach eigenen Angaben vom Montag noch kein vollständi­ges Bild – abgesehen von dessen inzwischen bekannt gewordener jahrelange­r Geldnot. „Bislang haben wir keine darüber hinausgehe­nden Erkenntnis­se“, sagte Hauptkommi­ssar Jens Purath vom Polizeiprä­sidium Konstanz.

Weitere Erkenntnis­se erwartet

Vor dem Haftrichte­r hatte der Tatverdäch­tige zugegeben, den Giftstoff Ethylengly­kol in Babynahrun­g gemischt und diese in Läden in Friedrichs­hafen platziert zu haben. Von Handelsunt­ernehmen wollte er mit der Drohung, 20 vergiftete Lebensmitt­el in Umlauf zu bringen, eine zweistelli­ge Millionens­umme erpressen.

Weitere Informatio­nen verspreche­n sich die Ermittler von Polizeiakt­en zu einer strafrecht­lichen Vorbelastu­ng des Tatverdäch­tigen. Sie wurden bei der Justiz in Bayern erbeten und müssen erst noch ausgewerte­t werden, erklärte Purath. Zudem werde ein Laptop des Mannes untersucht.

Der Vize-Polizeiprä­sident von Konstanz, Uwe Stürmer, geht nach eigenen Worten davon aus, dass es ein „ganzes Motivbünde­l“gab, darunter Geld, Macht und Dominanz. Das sagte Stürmer im Gespräch mit dem SWR. Auf ihn habe der Tatverdäch­tige „ein bisschen wie ein Lebensbank­rotteur“gewirkt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany