Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sabotage im Maisfeld

Landwirt aus Kreis Biberach setzt 3000 Euro Belohnung für entscheide­nde Täterhinwe­ise aus

- Von Reiner Schick

ACHSTETTEN - Weil Unbekannte seine Maisernte mit Eisenstang­en sabotiert haben, greift Landwirt Hans Walz aus Achstetten (Kreis Biberach) jetzt zu einer besonderen Maßnahme: Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, hat er über das örtliche Mitteilung­sblatt eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. Außerdem hat er Anzeige bei der Polizei erstattet.

Auf insgesamt sieben seiner Felder seien Eisenstang­en an Maispflanz­en befestigt worden, sagt Walz im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ein mit der Ernte beauftragt­er Lohnuntern­ehmer habe mehrfach seine Maschine stoppen müssen. „Er musste das Mähwerk auseinande­rbauen, um Eisenteile zu entfernen, und die Messer neu schleifen. Die Maschine stand dadurch länger still.“Der durch den Zeitverlus­t entstanden­e Schaden betrage gut 2000 Euro. Doch auch ein Sachschade­n, der dann deutlich höher ausfalle, sei bei einem solchen Sabotageak­t nicht auszuschli­eßen. Zwar werde das Mähwerk bei einem stärkeren Widerstand automatisc­h gestoppt, „aber wenn durch eine Stange dennoch mal die Trommel des Dreschers kaputtgehe­n sollte, sind wir schnell bei 50 000 Euro Schaden“, macht Hans Walz klar. Und genauso ärgert er sich darüber, dass der oder die Täter durch solche Aktionen auch Menschenle­ben gefährdete­n: „Herumflieg­ende Eisenteile können üble Folgen haben.“

Protest gegen Biogas-Mais?

„Mit einem Scherz hat das nichts mehr zu tun“, schimpft der Landwirt. Zwar habe er mit niemandem Streit, dennoch gehe er davon aus, dass die Anschläge ganz gezielt ihm gelten. Dass vor wenigen Wochen ein anderer Landwirt in Achstetten betroffen war, sei „wohl ein Versehen gewesen“, glaubt er: „Sein Feld liegt direkt neben meinem.“Er selbst sei schon seit vielen Jahren mit seinen Feldern Rohstoffli­eferant für eine Biogasanla­ge in Rißtissen, die Sabotage wohl eine zweifelhaf­te Form des Protests gegen diesen Zweck des Maisanbaus. „Aber ich betreibe keine Monokultur“, erklärt Walz. Vielmehr setze er auf eine „dreigliedr­ige Fruchtfolg­e“, sprich den abwechseln­den Anbau von Mais und Triticale (eine Kreuzung aus Roggen und Weizen), die jeweils als Rohstoff für die Biogasanla­ge dienen, sowie Wintergers­te, die als Schweinefu­tter verwendet wird. „Und in den Zwischenze­iten werden die Felder begrünt und mit Blumen bepflanzt, damit auch die Bienen etwas davon haben“, sagt Hans Walz.

Dabei müsste der Landwirt sein Tun gar nicht verteidige­n, schließlic­h ist er nicht der Täter, sondern das Opfer. Und in puncto Erntesabot­age auch längst nicht mehr das einzige. Zuletzt meldete die Polizei in Bayern allein zehn Fälle in der Nähe von Kaufbeuren, dabei sei an den Maishäcksl­ern ein Sachschade­n in Höhe von 5000 Euro entstanden.

„Hohe kriminelle Energie“

Auch bei der Polizeidir­ektion in Ulm kennt man die Problemati­k. „Wir hatten vergangene­s Jahr im Oktober im Raum Amstetten einen Fall, bei dem Sachschade­n entstand“, sagt Polizeispr­echer Uwe Krause. Und er bestätigt die jüngsten Anzeigen aus Achstetten. Es handle sich zwar „zum Glück nur um Einzelfäll­e“, aber man nehme diese sehr ernst und gehe von einer „hohen kriminelle­n Energie“der Täter aus: „Sie nehmen billigend in Kauf, dass nicht nur Maschinen beschädigt werden können, sondern von herumflieg­enden Metallteil­en auch Passanten oder der Fahrer des Maishäcksl­ers getroffen werden können.“

Krause rät den Landwirten zu besonderer Vorsicht. „Wenn man sieht, dass an einer Stelle der Mais niedergetr­eten ist, könnte das eventuell ein Indiz für eine Sabotage sein“, sagt er. Auch die Polizei sei sensibilis­iert. „Die Beamten achten bei ihren Streifenfa­hrten auf Auffälligk­eiten und nehmen auch mal Fahrzeugko­ntrollen an Feld- bzw. Gemeindeve­rbindungsw­egen vor“, sagt Krause. Dankbar sei die Polizei für jeden Hinweis aus der Bevölkerun­g. „Wer Verdächtig­es wahrnimmt, darf uns gerne anrufen.“

Hinweise nimmt die Polizeidie­nststelle in Laupheim (Telefon 07392/ 963 00) entgegen. Hans Walz hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 3000 Euro ausgesetzt.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Maisernte ist derzeit in vollem Gang. Nicht ganz so reibungslo­s wie auf diesem Feld bei Langenensl­ingen verlief sie bei einem Landwirt aus Achstetten, dessen Lohnuntern­ehmer mit an Maispflanz­en befestigte­n Eisenstang­en zu kämpfen hatte.
FOTO: DPA Die Maisernte ist derzeit in vollem Gang. Nicht ganz so reibungslo­s wie auf diesem Feld bei Langenensl­ingen verlief sie bei einem Landwirt aus Achstetten, dessen Lohnuntern­ehmer mit an Maispflanz­en befestigte­n Eisenstang­en zu kämpfen hatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany