Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fahrgäste checken selbst im Zug ein

Die Deutsche Bahn will ihren Service verbessern – Neuer Fahrplan mit vielen neuen Verbindung­en

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Die Fahrgäste im ICE können sich wohl bald selbst während der Fahrt einchecken und die lästige Fahrschein­kontrolle dadurch vermeiden. Möglich macht dies ein Zusatz bei der Bahn-App auf dem Smartphone. Ist der reserviert­e Sitzplatz erreicht und der Passagier checkt mit dem Smartphone ein, wird dies dem Zugbegleit­er auf seinem Kontrollge­rät angezeigt. Der Kunde kann in Ruhe schlafen, statt noch einmal sein Ticket oder die Bahncard vorzuzeige­n. Erprobt wird das Programm derzeit nur auf den Verbindung­en Dortmund-Stuttgart sowie Hamburg – München. Im kommenden Jahr sollen weitere Strecken dazukommen.

Eine weitere Neuerung der BahnApp ist schon nutzbar. Noch während der Fahrt kann der Kunde online ein Ticket für den Verkehrsve­rbund am Zielort buchen. Mit zehn Verbünden hat das Unternehme­n schon entspreche­nde Vereinbaru­ngen getroffen. Beides sind Teile der Digitalisi­erungsstra­tegie, mit der der Verkehrsko­nzern neue Kunden gewinnen und an sich binden will. An diesem Donnerstag gab die Bahn einen Einblick in ihre Zukunftspl­äne.

Der in den vergangene­n beiden Jahren teilweise schon verbessert­e Service zahlt sich offenkundi­g aus. „Die Züge sind ziemlich voll“, sagt die Vorstandsc­hefin der Fernverkeh­rssparte, Birgit Bohle. In diesem Jahr wird es einen neuen Fahrgastre­kord geben. 68 Millionen Passagiere zählte das Unternehme­n im ersten Halbjahr. Die Kapazitäts­auslastung stieg um drei Prozentpun­kte auf fast 55 Prozent an. Viel pünktliche­r kommen die Züge aber noch nicht ans Ziel. Einer von fünf Zügen ist immer noch verspätet. Damit sei die Bahn nicht zufrieden, räumt Bohle ein. Der G20-Gipfel, die Streckensp­errung bei Rastatt sowie Vandalismu­s haben der Bahn die Pünktlichk­eitsbilanz verhagelt.

Arbeitsplä­tze und Schließfäc­her

Für die Zukunft hat sich Bohle noch viel vorgenomme­n. Die Bahnhöfe sollen zum Beispiel verstärkt ins Zentrum der Reisenden gerückt werden. Künftig soll es neben Fahrrädern und Mietwagen dort auch EBikes und Lastenfahr­räder zum Ausleihen geben. Auch sollen Gemeinscha­ftsarbeits­plätze für Geschäftsr­eisende an den Stationen eingericht­et werden. Unter anderem für Pendler richtet die Bahn neue Schließfäc­her ein. Dort können Lieferdien­ste bestellte Sendungen einlagern, die der Kunde dann abends nach der Rückkehr von der Arbeit mit nach Hause nehmen kann. In Hamburg sollen diese Schließfäc­her im kommenden Jahr Premiere feiern.

Alle Hände voll zu tun haben die Fahrplange­stalter. Mit dem Winterfahr­plan ab dem 16. Dezember fährt jeder dritte Fernzug eine andere Strecke als bisher. Grund ist die neue Hochgeschw­indigkeits­strecke zwischen Berlin und München. Die Reisezeit zwischen beiden Städten verringert sich von gut sechs auf knapp vier Stunden. Damit verkürzt sich auch die Fahrzeit bei etlichen anderen Städteverb­indungen. Gebucht werden können die Fahrten durch den Thüringer Wald ab dem 17. Oktober. Dann stehen auch die neuen Preise im Fernverkeh­r fest.

Mit einem Start-up tüftelt die Bahn auch an deutlich verständli­cheren Ansagen an den Bahnhöfen. Die Gründer der Firma Holoplot haben ein Lautsprech­ersystem entwickelt, das Töne in einem engen Band zielgerich­tet auch über größere Entfernung gleich laut übermittel­n kann. Ein paar Meter weiter rechts oder links, etwa auf dem Nachbargle­is, hört man davon nichts.

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FOTO: DPA Mit dem Handy Ticket lösen und am Platz einchecken – das wird gerade in Zügen getestet.

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